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498 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
die erhaltenen Früchte oder Fruchtkelche sicher festgestellt (von Populus,
Myrica, Ficus , Diospyros und Panax). Dieselben Formen sind
auch in den arktischen Tertiärformationen vorhanden: plötzlich treten
sie in der Kreide auf^ ohne dass in denen, die in früherer Zeit bestanden
und nun verschwunden sind, irgend eine Spur zu entdecken wäre,
die auf eine Transmutation derselben schliessen Hesse. Ebenso ungleich
ist die heutige arktische Flora von den Waldbäumen der vorausgegangenen
Tertiärperiode. Ohne Zusammenhang der morphologischen
Bildungsweise sind neue Organisationen in der Vorwelt, wie zu Anfang
der jetzigen Schöpfungsperiode entstanden und zum Theil wieder ausgestorben.
Kein bekanntes Bindeglied verknüpft die Dikotyledonen
der Kreide mit den Gymnospermen und Gefässkryptogamen, welche
bis dahin die Hauptbestandtheile der Vegetation des Planeten gewesen
waren. Auch über die wachsenden Unterschiede des solaren Klimas
in der Tertiärzeit bis zur Gegenwart verbreiten die vegetabilischen Petrefacten
und Kohlen kein weiteres Licht als dass man annehmen muss,
dass mit der Abnahme der eigenen Erdwärme die Ungleichheit der
Insolation nach der Polhöhe immer mehr zur Geltung kam. Heer tritt
jetzt auf das bestimmteste der Meinung entgegen, dass die Erde durch
eine Reihe von Gletscherzeiten hindurchgegangen sei und dass, wie
Groll und Andere annehmen, dieser Wechsel der Klimate von den
periodischen Änderungen der Stellung der Erde zur Sonne herrührten,
hidessen spriclit er sich nicht darüber aus, ob er seine frühere Ansicht,
die ich nicht theilen konnte, aufrecht erhalten möchte, dass nämlich
die Ursache des Verschwindens der Wälder in der arktischen Zone
nicht in der Erkaltung der Erde, sondern in geänderten Temperaturverhältnissen
des Himmelsraumes zu suchen sei. Wie es sich aber auch
hiermit verhalten möge, so sind doch die Gründe Heer's überzeugend,
dass von der Steinkohlenzeit bis zum Schlüsse des Miocen sich nirgends
eine Spur von Gletscherbildung zeige: denn in keiner der in diesen
langen geologischen Zeiträumen eingeschlossenen Formationen finden
sich andere Typen der organischen Natur als solche, deren Vertreter
gegenwärtig die wärmsten Gegenden der Erde bewohnen, auch hebt
Nordcnskjold noch besonders hervor, dass in den Ablagerungen der
Kreide und des Miocens in Grönland weder erratische Blöcke noch
Gletscherschutt vorkomme, und dass daher in jener Zeit dort keine
Gletscher bestanden haben können. Erst im Miocen schwinden die
Zeugen des heissen Klimas und geben der Entwicklung von Pflanzen
der gemässigten Zone freien Spielraum. Diese wiederum sind von der
heutigen arktischen Flora durch die Glacialperiode getrennt, ohne dass
Bindegliederzwischen den Stauden, die jetzt die Polarländer bewohnen,
IN DER GEOGRAPHIE DER PBTANZEN.
499
und den Bäumen der Tertiärzeit bekannt und damit Stützen für eine
Transmutation der Arten gefunden wären. Besteht wirklich eine Identität
einzelner Bäume der heutigen Waldgebiete mit denen der Tertiärzeit,
so kann die Heredität^so weit auseinander liegender Generationen
davon abgeleitet werden, dass die später entstandenen Geschlechter
allmählich vor dem Wechsel des Klimas in südlicher Richtung ausgewichen
sind: aber die Gleichheit nahe verwandter Arten lässt sich wohl
niemals aus den Bruchstücken, die uns aus der Vorwelt überkommen
sind , mit völliger Sicherheit nachweisen, so gewiss dies für bestimmte
Gattungstypen möglich und ausgeführt ist.
Payer's hochberühmte Schlittenreise an den Küsten von Franz-
Josephs-Land, im Osten von Spitzbergen, ergab nach einer vorläufigen
Mittheilung [Petermamis geogr. Mitth. f. 1874, S. 443—451), dass die
Vegetation dieses neuentdeckten Gliedes arktischer Archipele (80^ bis
82^ n. Br.) weit gegen die Floren von Grönland, Spitzbergen und Nowaja
Semlja zurücksteht. Wenn von dem Reisenden ausgesprochen
wird, dass es in dieser Hinsicht vielleicht kein ärmeres Land auf der
Erde gäbe, so ist zu erinnern, dass doch wenigstens, wie in allen anderen
erreichten Gegenden der nördlichen Polarzone Landpflanzen vorhanden
sind, während die antarktische Küste, da wo sie von Ross in
hoher südlicher Breite betreten ward, jedes Pflanzenlebens entbehrte.
Auch Treibholz wurde in Franz-Josephs-Land, jedoch nicht in bedeutender
Menge angetrofl'en, und wo diese Verbindung mit den sibirischen
Wäldern besteht, wird eine Ansiedelung von Pflanzen, welche die Strömungen
des Meeres herbeiführen, gleichfalls erleichtert sein.
N o r d e u r o p ä i s c h - S i b i r i s c h e Flora. Die Baumgrenze in
den Ebenen des russischen Lapplandes wurde von H. und K. Anbei
genauer bestimmt und wir verdanken diesen Reisenden zugleich eine
Reihe von Beobachtungen über die dortigen Vegetationsverhältnisse
(Ein Polarsommer, Reise nach Lappland und Kanin. Leipzig, 1874).
Sie fanden das waldlose arktische Gebiet im russischen Lappland und
namentlich auf der Halbinsel Kanin weiter nach Süden ausgebreitet,
als bisher bekannt war. Das weisse Meer ist mindestens sechs Monate
gefroren und von Eis blokirt, von Anfang November bis Anfang Mai
(S. 362), während sich an der Nordküste von Kola nur im härtesten
Winter bis etwa 180' weit vom Ufer Strandeis bildet. Es scheint nun,
dass durch die Eismassen, die in das weisse Meer dringen und daselbst
erst spät schmelzen können, weil sie, wie in der Hudsons-Bai, keinen
Abfluss nach Süden haben, auch auf die Küsten, wie dort, erkältend
eingewirkt wird, und dass dieses Verhältniss mit der südlicheren Lage
der Baumgrenze am Eingange in dieses Binnenmeer in Beziehung steht.
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