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540 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
Naturkräfte bewirkte Einwanderung in diesem Falle wohl nicht anzunehmen
ist.
Wiewohl SchiueinßirtJi der Meinung ist, dass er während eines im
Djurgebiete (7 n. Br.) zugebrachten Sommers eine grössere
Menge von Pflanzen gesammelt habe (gegen 700 Arten), als dies in
einer Gegend Deutschlands von gleich grossem Umfange möglich sei,
so erkennt doch auch er die Einförmigkeit der Flora von Sudan als
einen Characterzug Afrikas an und sucht sie zu erklären. Weithin über
das Nilgebiet hinaus erstreckt sich in der allmählich ansteigenden Äquatorialebene
jene gleichartige geognostische Unterlage von eisenhaltigen
Thonsandsteinen, auf welcher sich der Reisende vom 8. bis in die Nähe
des 3. Breitegrades bewegte und die nach ihm „über den grössten Theil
des afrikanischen Centraikerns, wahrscheinlich bis zum Niger und bis
Benguela-' zu reichen scheint (i, S. 196]. Diese Ebene wird nur durch
sanfte Hügelwellen oder inselartig vereinzelte Gneisserhebungen unterbrochen,
die Vegetationsformationen sind daher weniger gegliedert,
als in den einförmigsten Landschaften Deutschlands. Es herrschen
die „Buschwaldungen" bis zur Wasserscheide des Nil und Uelle, worunter
der Reisende eine „parkartige" Formation von lichtgestellten
Bäumen versteht, die mehr als 30 oder 40' Höhe erreichen und mit
Unterholz und Gebüschen oder mit Savanen wechseln, deren Graswuchs
je nach der Mächtigkeit der Erdkrume entweder an die Wiesen
des Nordens erinnert oder deren Halme in der Regenzeit über Mannshöhe
hinauswachsen. Auch durch die Bodenkultur wird der landschaftliche
Character wenig geändert, da auf den Äckern Fruchtbäume in
unregelmässigen Abständen gepflanzt sind und da nach dem Bewässerungsgrade
des Bodens auch in den Waldungen und auf den Savanen
die Stauden und Zwiebelgewächse gleich den Holzgewächsen gruppenförmig
sich anordnen. Aus der Gleichartigkeit des Bodens erklärt sich
demnach die Einförmigkeit der Landschaft: denn wo nordwärts mit
dem 8. Breitegrade im Gebiete der Dinka-Neger das anstehende Gestein
aufhört und die Ebene aus humosem Alluvialthon gebildet wird,
beginnen die grossen Savanenflächen des Nilgebietes, auf denen zusammenhängende
Waldungen nur streckenweis vorkommen.
Die weit merkwürdigere Vegetationsgrenze (Bericht III, S. 43of.,
welche der Nilzuflüsse überschritt, ist nicht, wie
die oben erwähnte, von geognostischen Einflüssen bedingt, sondern
scheint auf einen Wechsel des Klimas bezogen werden zu können. Im
Bereich des zusammenhängenden Buschwaldes sind es eben die obern
Nilzuflüsse, sowohl Ströme, als Bäche und kleinere Wasserzüge, die
von offener Grasniederung umgeben sind (2, S. 206), während in den
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 541
jenseitigen Landschaften des äquatorialen Afrikas, die stärker bewässert
sind, die Uferwälder oder Gallerien SchzveinfurtKs alle Wasserlinien
begleiten und die zwischen den Flüssen liegenden Landstreifen von
einer einförmigen Grassavane ohne Bäume oder Sträucher eingenommen
sind. Den Boden dieser Ebenen vergleicht der Reisende mit
einem von Wasser gefüllten Schwamm (i, S. 544). Erwägt man, dass
hiermit die Vegetationslinien zahlreicher Formen des westlichen Afrikas
zusammentreffen, und dass auf den Reisen Livingstone's und Cameron s
im Congo-Gebiet der Continent sich ebenfalls dichter als irgendwo
sonst von wasserreichen Flüssen und von Süsswasserseen, die sie
durchströmen, erfüllt zeigte, so dürfte anzunehmen sein, dass diese
Gliederung der Flora von der Westküste bis zum Uelle von längeren
Regenzeiten und einem grössern Wasserreichthum beherrscht wird.
Hierin würde also die äquatoriale Zone Afrikas mit der von Brasilien
zu vergleichen sein, aber mit dem schwieriger verständlichen Unterschiede,
dass diese stärkere Befeuchtung des Erdbodens im Gebiete
des Congo weithin in die südliche Tropenzone eingreift, ohne dass
Gebirge, wie in Brasilien die Serra do Mar, zu dieser Erscheinung mitwirken.
Übrigens ist in Afrika ebenso wenig wie am Amazonas eine
Aquatorialzone mit das ganze Jahr umfassenden Niederschlägen beobachtet
worden. Schweinftirth bemerkt darüber, dass er nirgends (zwischen
8° und 3® n. Br.) eine Verschmelzung von den beiden Zenith-
Regenzeiten zu einer einzigen bemerkt habe, wie in Nubien sei auch
in diesen niederen Breiten eine trockene und nasse Periode zu unterscheiden
und deshalb fehle auch keiner Landschaft die periodische
Entwicklung des Laubes an den Bäumen (i, S. 355).
Die jährliche Vegetationsperiode zeigt einige Eigenthümlichkeiten,
die von einem Botaniker leichter als von anderen Reisenden bemerkt
werden. Im Djurgebiet (7 — n. Br.) dauert die Regenzeit gegen
7 Monate (2, S. 298) : im April und Mai beginnt mit den eintretenden
Niederschlägen der Frühling ; dann ist, da die Savanengräser sich langsamer
entwickeln als die Stauden und Zwiebelgewächse, ein reicher
Blüthenschmuck am Boden ausgebreitet; in der Höhe des Sommers
verweist der hohe Graswuchs den Sammler auf die Holzgewächse^
welche dann die reichste Ausbeute an verschiedenartigen Blumen bieten
; im Herbst erscheint nur noch wenig Neues und zu Anfang Oktober
verdrängte der Nordostpassat die Südwestwinde, welche die Regenperiode
hervorrufen. Die Temperatur bleibt auf diese wechselnden
Erscheinungen ohne Einfluss, sie ist das ganze Jahr hindurch nur geringen
Schwankungen unterworfen. Es scheint nach den Angaben
Schzveinfurtlis in diesen niederen Breiten auch die stärkere nächtliche
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