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606 BIOGRAPHISCHE NACHRICHTEN
Anno peracto, in Universitatis Berolinensis ordinis medici album relato milii hi
praeceptores fuere : 111. Kluge de ai'te obstetricia et theoretica et practica ; Cel. Casper
de arte formulas rite conscribendi : 111. Mueller de anatomia comparativa. In scliolis
clinicis duces mihi fuerunt : 111. Truestedt^ Juengken^ Rust, de Graefe.
Jam tentaminibus atque examine rigoroso coram gratioso medicorum ordine rite
absolutis, spero fore, ut summi in medicina et chirurgia honores mihi concedantur.
Unter dem Dekanat von Johannes Müller wurde er am 16. April
1836 zum Doctor medicinae et chirurgiae promovirt.
Noch als Student hatte er veröfifentlicht:
1. Die bei Hannover wachsenden Giftpflanzen. (Hannöver'sches Magazin,
Jahrgang 1834).
2. Bericht über eine botanische Reise nach dem Dauphiné und der Provence
im Herbste des vorigen Jahres ; von Herrn Grisehach in Göttingen.
(Allgem. botanische Zeitung Nr. 21, Regensburg am 7. Juni
1834, p. 321—334).
Die Doctor-Dissertation ist betitelt:
3. Observationes quaedam de Gentianearum familiae characteribus.
Dissert, inaug. quam . . . publice defensurus est auctor Atcg. Henr.
Rud. Grisehach. Berolini^ typis Nietackianis. (37 pp.).
Das „prooemium" als von allgemeinerem Interesse möge hier eingeschaltet
werden.
Quamquam disquisitiones meae ad Gentianearum tribuni monographice illustrandam
nullo modo jam absolutae sunt, tarnen quum studiorum specimen quoddam
doctis viris tradendi dissertationum inauguralium praecipuum sit consiliumj quae per
hiemem peractam de Gentianeis analytice perscrutandis observavi, herum aliqua,
qualiacunque sunt, exponere audeo : qua in re, specialiora negligens ac majori operi
in posterum edendo relinquens, tantum ea tangam, quae ad familiam in universum
illustrandam eamque ab affinibus distinguendam spectant. Etenim id mihi est persuasissimum,
fore ut familiae naturales earumque ex ipsa natura desumpta fundamenta
tum temporis primum penitus pateant, quando omnes structurae differentiae,
quae in singulis familiis occurrant, quae vero ab indole cujusque recedant, in quaque
familia bene perlustratae atque expositae erunt : ad quam rem augendam et minima
adjumenta haud omnis utilitatis expertia esse puto. Tales erant in conscribendo hoc
opusculo meae cogitationes : ceterum magna indulgentia eget, quoniam et primitias
continet studiorum, et multum abest, ut tot stirpes, quot necesse est, usque ad hoc
tempus examinare mihi licuerit. Itaque acquiescat, precor, benevolus lector, in iis,
quae nunc, tanquam prodromum, propone, usque dum longiori otio concesso meliora
afferre possim.
Studia autem, quorum fines hae pagellae continebunt, institui in Museo regio
benigne mihi aperto, tum in herbariis ill. Kunth ^ Meyen, de Chamisso, Lucae avunculique
mei G, TV. F. Meyer^ quibus omnibus, quum collectiones amicissime mihi
praebuerint, gratias hic publice agere carum mihi est officium. —
In dem nämlichen Jahre (1836) schrieb er ferner:
UND BIBLIOGRAPHIE.
Some remarks on the germination of Limnanthemum.
I. p. 6—12).
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Ann. Nat. hist.
Gentianeae Americae borealis (in: Hooker, Flora boreali-americana).
Gentianeae Americae australis (in : Hooker., Contributions).
Über diese Periode GrisebacKs hat sein Freund und Studiengenosse
Graf Alexander Keyserling die nachstehenden anziehenden Mittheikmgen
5-
6.
gemacht (Botanische Zeitung 187g, Nr. 33) :
,jSeine medicinischen Studien in Berlin behinderten Grisehach nicht, vorzugsweise
an seiner classischen Monographie der Gentianeen zu arbeiten, die ihm auch den Stoff zu
seiner Doctor-Dissertation lieferte. Durch seine Wanderungen im Dauphine, wo er den
fast zur Höhe des Montblanc sich erhebenden Pelvoux de Valouise bestiegen hatte, war
der 20jährige Student den Fachmännern bereits als gründlicher Pflanzenkenner so gut
bekannt geworden, dass Dr. Hooker sen. ihm die Gentianeen seiner Sammlung nach Berlin
zur Bearbeitung übersandte. Schon damals waren ihm die Phanerogamen Mitteleuropas
und der Alpen so bekannt, dass er auf einer Ferienreise, die ich mit ihm von
Carlsbad aus durch den Böhmerwald in die Alpen, ziemlich nahe unter dem 31. Längengrad
, machte, und dann westlich durch die Zone der Alpen bis an den Bodensee, nur
kritische Formen sammelte, ohne sich , wie der eigentliche Pflanzensammler, mit dem
Einlegen von schönen und seltenen Gebirgspflanzen viel aufzuhalten. Dagegen beschäftigte
ihn sehr das Ermitteln bestimmter Vegetationsbilder, wie sie aus der eigenthümlichen
Vergesellschaftung der Pflanzenarten entstehen und die Physiognomie der Pflanzenbekleidung
an verschiedenen Örtlichkeiten bestimmen. Schon damals nannte er das die
typischen Pfl a n z e n - F o r m a t i o n en. In dem 20jährigen jungen Manne traten auf
diese Weise bereits die Richtungen hervor, auf die er auch später seine productiven Bestrebungen,
in weiser Beschränkung, wesentlich concentrirt hat: S y s t ema t i k und phys
i o g n o m i s c h e P f 1 a n z e n g e o g r a p h i e in ihrem Zusammenhange mit der Meteorologie
und mit den Bodenverhältnissen. — Eine poetische Begeisterung ging damals durch
die Jünger der Naturforschung, und hatte allzu kühne Hoffnungen erregt auf eine Wissenschaft,
die das Ganze der Erde oder eines Landes in grossartiger Einheit zur Anschauung
bringen kömite. Besonders war es Humboldts Relation historique über seine Reise in die
Äquinoctial-Gegenden des neuen Continents, die Grisehach damals mit Enthusiasmus las,
und über die darin enthaltenen umfassenden Gedanken , lichtvollen Erörterungen und
durchsichtigen Darstellungen er oft und gern sich unterhielt. Daran knüpften sich für
uns Pläne einer gemeinschaftlichen Forschungsreise in die rumelischen Gebirge, und zu
unseren Vorbereitungen gehörte auch das Studium der türkischen Sprache. Wir versuchten
das Gedicht „die Rose und die Nachtigall^' gemeinsam zu lesen, brachten es aber
nicht weit in diesen Bemühungen.' Diese Jugendpläne hat dann Grisehach später zur
Ausführung gebracht, und sie verdienen erwähnt zu werden als ein Beweis, dass damals
die Samenkörner in GrisehacHs Geist aufgenommen wurden , aus denen die Lebensernte
ihm erwuchs."
Die Monographie der Gentianeen führt den Titel:
7. Genera et Species Gentianearum adjectis observationibus quibusdam
phytogeographicis auctore Aug. Henr. Rud. Grisehach, Stuttgartiae
• et Tubingae, sumtibus/. G. Cottae^ 1839. (VIII & 364 pp.).
Das Werk ist gewidmet „Viro illustrissimo Sir W. J, Hooker., faum