
L8 ÜBER DEN EINFLUSS DES KLIMAS
R h i z o m k r ä i i t e r , dieselben reinfarbigen, grossen Blumen, im Allgemein
e n dieselben vorherrschenden Familien: Sc/ioi/w seihst sprach sich in
g l e i c h em Sinne aus^. Man darf bei diesen Untersuchungen nie die
v i e r v e r s c h i e d e n e n G r ade aus den Augen verlieren, in denen die
A b h ä n g i g k e i t des Pflanzenlebens von physikalischen Einflüssen von
L e b e n s r e i z e n steht: i) Reize, von denen das Leben des Individuums
a b h ä n g t , die die Physiologen integrirende Reize zu nennen pflegen, wie
d i e Gegenwart liquiden Wassers, einer Humusdecke, atmosphärischer
L u f t , eine best immt e Temperatursphäre: diese haben nur in Rücksicht
a u f den Winterschlaf ein pflanzengeographisches Interesse. 2) Reize,
d i e auf die Qualität des Individuums einwirken, alternirende Reize, wie
g e w i s s e Wärmegrade innerhalb der Temperatursphär e der Ar t , die Int
e n s i t ä t des Lichts, die Menge der Feucht igkei t : diese Reize, die nur
i n n e r h a l b der Grenzen, in denen sich das Leben jeder Ar t bewegt , var
i i r e n , bilden für die Pf lanzengeographi e gar kein Objekt . 3) Reize, von
d e n e n das Leben der Art abhängt, deren Umfang auch die Lebenss
p h ä r e der Art ist, wie die Temperatur -Maxima und -Minima, die für
j e d e Art besonders gefunden werden müssen, deren Überschreiten die
I n d i v i d u e n der Ar t tödten und die für die einzelnen E p o c h e n der Veget
a t i o n derselben Art verschieden sein können. 4) Die physikalischen
B e d i n g u n g e n einer ganzen Plora, die gleichfalls Grenzbestimmungen
i h r e s Lebens sein sollen, die nur für einen Theil ihrer Arten, aber für
d i e Gruppirung a l l e r gelten. Aus diesem" Gesichtspunkte wird man
w e d e r von dem pflanzengeographischen Einflüsse des Lichts, noch des
M a g n e t i s m u s , noch der E l e c t r i c i t ä t reden könne n : liegen dari n Momente,
d i e erforscht werden können, so g ehör e n sie wenigs t ens nicht dem jetzig
e n Standpunkte unserer Erkenntniss an, auf dem wir uns vergeblich
b e m ü h e n würden, die Erdoberf läche nach Diffbrenzen in diesen Grössen
e i n z u t h e i l e n .
V o n den verschiedenen Beziehungen, in die man die W ä r m e der
A t m o s p h ä r e mit den Grenzen der "natürl ichen Ploren gestellt hat, ist
s c h o n im Itingange Einiges erwähnt worden: diese Beziehungen sind
j e t z t umständlicher zu erörtern. Bevorwortet kann werden, dass bei der
B e s t i m m u n g des solaren Einf lusses auf die Pf lanzen nur auf di e in dieser
H i n s i c h t nicht genügenden Thermometer-Beobachtungen hingewiesen
i s t , bei denen die Geschwindigkei t, mit der das The rmome t e r steigt
und fällt, und darin die für das Pflanzenleben ohne Zweifel wichtige
P o t e n z , die von der direkten Sonnenwärme ihr Maass erhält, verl
o r e n geht.
Ebendas. pag. 489.
AUF DIE BEGRENZUNG DER NATÜRLICHEN FLOREN. 1 9
J e d e s organische We s e n hat ein Ma x imum und ein Minimum der
T e m p e r a t u r , innerhalb deren. G r enz e n es allein fähig ist zu existiren.
V e r g l e i c h t man indessen die Temperatur sphäre , in der sich die Keimkraft
eines Getreidekorns erhält ^ mit der weit beschränkteren Skale,
d i e die veget irende Pflanze später in Anspruc h nimmt : so ergiebt sich
daraus die Verschiedenhei t ihrer Abhängigkei t von der W ä rme in vers
c h i e d e n e n Lebensperioden. Wenden wir dies Geset z von der einzelnen
P f l a n z e auf den Lebensprocess der ganzen Flora an, so wird das Klima
d e r s e l b e n nicht blos durch die mittlere Temperatur , nicht blos durch
die Temperaturextreme des ganzen Jahres, sondern durch die Temp
e r a t u r s p h ä r e jeder einzelnen Periode des Pflanzenlebens bestimmt
w e r d e n müssen. Bei dem Mangel an Jahreskurven, bei dem fühlbaren
M a n g e l an Beobachtungen über die Perioden des Pflanzenlebens einer
g a n z e n Flora, wofür man noch keine Methode der B eoba chtung angeg
e b e n hat , kann es nicht befremden, dass eine Untersuchung dieser
A r t für verschiedene Floren für jetzt nur zu wenigen und ungewissen
R e s u l t a t e n führen kann: indessen glaube ich das wicht ige Geset z nachw
e i s e n zu können, dass an allen Punkten der mitteleurop
ä i s c h e n F l o r a die m i t t l e r e T emp e r a t u r des Zeitraums
d e r v e g e t i r ende n krautartigen Axe (bestimmter vom Aufs
t e i g e n des PYühlingssaftes in den Bäumen bis zum Abfallen ihrer
B l ä t t e r ) = C. i s t , während Isothermen und Isotheren grosse Differ
e n z e n zeigen und jener Zeitraum variabel ist. Ich stelle dies Gesetz,
das ich als für jede natürliche Flor a auf einen constanten, klimatischen
C h a r a k t e r führend halten möcht e , an die Spitze dieser Bemerkungen,
um ihren Gang und ihr Resul tat zu bezeichnen, während ich sie mit
e i n i g e n Nachweisungen über die B eobachtungen, auf die es sich stützt,
b e s c h l i e s s e n werde. Zuvörderst s tehen die vorhi n erwähnten Abhängigk
e i t s g r a d e von der W ä rme mit folgenden pflanzengeographischen und
k l i m a t i s c h e n Phänomenen in Verbindung:
1) Wir finden eine absolute Grenze des Pfianzenlebens nach der
P o l h ü h e und E r h e bun g über dem Meere, also es g iebt eine Temperaturs
p h ä r e für alle F loren und somit für alle Pflanzen.
2] Wi r finden einige Pflanzenarten, deren Temperatursphäre fast
e b e n so gross ist. Kann dies zwar mit S icherhei t bis jetzt für natürliche
S t a n d o r t e nur von einigen K ryptogamen^ behauptet werden, so gilt es
d e s t o entschiedener von einigen Kulturpflanzen, z. B . der Kartoffel,
d em R o g g en, Medicago sativa-^ Sehr viele Pflanzenarten haben eine
^ Vergl. Annales des sciences naturelles. Nouv. Sér. pag. 257—7 0 -
Humboldt de distributione etc. pag. 60. 3 Meycn, Reise 1, pag. 401.
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