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104 UBER DIE BILDUNG DES TORFS
Deiche verhindern hier eine dauernde Überfluthungj nur Schöpfmühlen
befreien die Oberfläche vom Binnenwasser, welches sie hinüber ins
Meer treiben. „Gegen Deichbrüche", s a g t „ w ü r d e n in diesen
Provinzen alle menschlichen Kräfte und Hülfsmittel vergebens sein,
einer greulichen Verwüstung könne man nur vorbeugen, aber die Fluth,
käme sie einmal herüber, in ihren Wirkungen nicht aufhalten, in solchem
Fall würde bald von ganz Holland und Westfriesland nur der blosse
Name und ein schwaches Gedächtniss übrig sein". „Fuit Ilium et ingens
gloria Teucrorum", ruft dieser Schriftsteller zuletzt aus, mit schmerzlicher
Bewegung-auf das seinem Vaterlande drohende Verhängniss hinblickend:
seitdem er dies geschrieben, sind inzwischen 112 Jahre verflossen.
Als das Land noch nicht von Deichen umschlossen und geschützt
war, musste es höher liegen: sonst würde das Meer es verschlungen
haben. Dass zu den römischen Zeiten überhaupt noch keine Deiche an
der Nordseeküste bestanden, scheint ausgemacht. PÄVm/j-Beschreibung^
von den Wohnungen fischender Chauken auf den Hügeln eines weiten,
während der Fluth überschwemmten, während der Ebbe trockenen
Landstriches am Seeufer, das heisst nach der heutigen Landessprache
auf den Warfen im Watt, schliesst die Vorstellung von einer Umdeichung
der Küste aus. Ist gleich ein grosser Theil der jetzigen Marschen durch
diese dem bewegUchen Meeresboden erst künstlich abgewonnen, oder,
wie man sagt, als Polder entstanden, so konnten diese Polder doch erst
dann durch Dämme vom Meere abgesondert werden, wenn die Alluvion
mindestens bis zur F^luthhöhe gewachsen war, wenn sie höher lag als
jetzt. Eines Bodens, den die See zweimal täglich überfluthet, kann der
Mensch sich nicht zu den Zwecken des Ackerbaues bemeistern. Ueberall,
wo die Marschen tiefer, als das tägliche Niveau der Fluth liegen, müssen
sie später gesunken sein, nachdem die Alluvion längst vollendet und
durch Deiche gesichert war.. Für Nordholland und Westfriesland hat
l'Epie diese Senkung des Landes durch historische Thatsachen unzweifelhaft
festgestellt3. Die Zuydersee verband sich im 13. Jahrhundert
mit der Nordsee. In Folge dieses Ereignisses wurden die Nachbar-
1 LEpie a. a. O. p. 82.
2 Plinius, Nat. Hist. 1. c. „Vasto ibi meatu, bis dierum noctiumqiie siiigularum Intervall
is 5 e ff usus in immensuni agitur ocecinus ^ aeternaiTi operiens rerutn naturile controversiam:
dubiiimque terrae sit, an pars id maris. Illic misera gens tumulos obtinet altos,
aut tribunalia structa manibus ad experimenta altissimi aestus , casis ita impositis : navigantibus
similes, quum integant aquae circumdata : naufragis vero, quum recesserint :
fugientesque cum mari pisces circa tuguria venantur,"
3 VEpie a. a. O. p. 67.
IN DEN EMSMOOREN. 105
Provinzen des neu entstandenen Meerbusens zum ersten Male umdeicht.
Damals ragte also das Binnenland aus der Fluthhölie hervor. Durch
Schleusen entwässert, war es im Jahre 1450 so weit gesunken, dass die
ersten Schöpfmühlen zur Unterstützung der Schleusen angelegt werden
mussten und dieses kostspielige Mittel zur Abwässerung war erst kurz
zuvor erfunden worden. Zu gleicher Zeit wurde das Niveau des Binnenwassers
durch einen Fluthmesser festgestellt, aber in den folgenden drei
Jahrhunderten bis zum Jahre 1734 war dasselbe mit der ganzen Marschniederung
innerhalb der Deiche von Enkhuisen bereits um 5' unter seine
ursprüngliche Höhe gesunken.
Niederländische Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts haben sich
vielfach damit beschäftigt, die Ursache dieser gefährlichen Senkungen
ihres Landes zu erklären. Ehe wir ihre Meinungen prüfen, müssen wir
bemerken, wie sehr diese Erscheinung durch die Land bildende und
zerstörende Thätigkeit des Meeres verdeckt und complicirt wird. An
einer Küste, wo beständige Alluvionen das Festland erweitern, würde
die Senkung gar nicht in die Augen gefallen sein, wenn nicht die Deiche
bereits das Meer vom Binnenlande abgeschlossen und dessen Erhöhung
durch angeschwemmten Schlamm (Schlick) verhindert hätten. Bei
Dortrecht, wo der Biesbosch grossentheils durch Alluvionen wieder
ausgefüllt ist, stiess man beim Graben von Brunnen auf versunkene
Strassen und Gemäuer 1. Dies ist ein deutUcher Beweis der Senkung,
welche die Alluvion wieder ausgeglichen hat. Was die unterirdische
Kraft zerstört, baut die Strömung des Meeres, bauen Flüsse wieder auf.
Wo hingegen das Meer gewaltsam über die Deiche einbrechend
das Festland verschlungen hat, da bleibt es ungewiss, ob eine Senkung
des Landes oder vielmehr eben die Strömung des Wassers die Dauer
der Zerstörung besiegelte.
Ebenso kann die angeschwollene Höhe des Binnenwassers innerhalb
der Deiche als eine örtliche Wirkung der durch Alluvionen aufgestauten
Flüsse angesehen werden, welche, durch Schleusen von den Marschen
her gespeist, nicht mehr so viel Wasser wie ehemals in ihr flacher gewordenes
Bett aufnehmen. Aus dem SchUck, den das Meer längs der
Küste und, so weit die Fluth reicht, in den Strömen ablagert, mit dem
diese ihren Detritus vereinigen und so ihr unteres Thalbett erhöhen, entstehen
in diesen Gegenden grosse Landbildungen, welche nach Ehrenberg's
Untersuchung 2 Kieselschalen von Diatomeen und Kalkgehäuse
von Polythalamien der Nordsee einschliessen und die, wie Arends be-
1 Berkhey, nat. Historie. V. 2, p. 164.
2 Ehrenberg in den Monatsberichten der Berliner Akademie f. 1843, S. 164.
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