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ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
Mau hat geglaubt, dass das entwässerte Hochmoor nicht in jeder
Tiefe zu derselben Kulturmethode sich eigne, sondern schichtenweise
ungleich fruchtbar sei. Diese Meinung, von C. Sprengel als Grundlage
der Moorkultur dargestellt, gründet sich auf die irrige Vorstellung, dass
vor der Haide andere Gewächse auf dem Moore gelebt und Torf erzeugt
haben. Nachdem der strenge Beweis geführt worden ist, dass das Hochmoor
bis zu seinen untersten Schichten aus denselben Gewächsen entstanden
ist, welche auch jetzt dessen Oberfläche bewohnen, ist es klar,
dass die Kulturpflanzen in jeder Tiefe des Moors zwar dieselben mineralischen
Nahrungsmittel finden, aber auch unter derselben Armuth darben
, welcher eben durch den Dünger abgeholfen wird. Die Erfahrungen,
dass z. B. Roggen besser auf abgetragenen Räumen gedeihe,
als an der Oberfläche, dass hingegen die Kartoffel sich entgegengesetzt
verhalte, sind, falls sie sich bestätigen, durch den ungleichen Grad der
Zersetzung, welchen die Haide erleidet, und durch die physischen Eigenschaften
des Bodens, nicht aber aus chemischen Gründen, aus Gegensätzen
in den mineralischen Nahrungsstoffen zu erklären. Hieraus ergiebt
sich ferner, dass, wenn durch einen Kanal die Möglichkeit gegeben
ist, den Torf abzusetzen und die oberflächlichen Lagen des Hochmoors
fortzuschaffen, der Kultur kein unmittelbarer Vortheil erwächst, wenigstens
kein solcher, wie diejenigen annehmen, welche gegen den mikroskopischen
Augenschein unter der Bunkerde eine Lage des unfruchtbarsten
Moostorfs zu sehen glauben. Sind in allen Tiefen des Hochmoors die
mineralischen Bestandtheile dieselben, und dies muss der Fall sein,
weil in der Hauptmasse die Aschenbestandtheile ein und desselben Gewächses
enthalten sind, so kann auch überall der Boden, richtig behandelt,
zu derselben Kultur geschickt werden.
Die wahren Vortheile eines schiffbaren Kanals für den Moorkolonisten
bestehen anfänglich nur darin, dass ihm ein Markt für den Torf
und damit eine ergiebige Geldquelle eröffnet wird. Dies ist zugleich
der erste Baarertrag von Bedeutung, den seine Wirtschaft abwirft.
Kornertrag und Viehstand verschaffen ihm kaum die eigene Nahrung
und Kleidung und genügen noch nicht zu den Erfordernissen seines
LIauses. Von einer reichlichen Buchweizenernte kann er zwar hoffen,
einen Theil zu verkaufen: aber der Absatz ist ungewiss, der Markt
durch den schwierigen Transport in die Ferne gerückt und eine Ernte,
die über sein unmittelbares Bedürfniss hinausreicht, tritt selten ein.
Das Geld, welches der Torfhandel einbringt, wird zweckmässig theils
zu Entwässerungsbauten, theils zum Erwerb von Dünger angelegt und
dadurch der landwirtschaftliche Betrieb allmählich erweitert. In einigen
Gegenden an der Seeküste ist Gelegenheit, den Torf geradezu gegen
IN DEN EMSMOOREN 127
thierischen Dünger umzutauschen, der dort im Uberflusse vorhanden,
weil die ostfriesischen Polder, die dem Meere kürzlich abgewomienen
Marschen, Jahrzehnte hindurch ohne Düngung die reichsten Weizenernten
geben. Erwerb mineralischen Düngers bietet die Emsschiffiahrt
umsonst dar, sobald die Verbindung mit diesem Strome hergestellt is .
Die Papenburger Torfschiffe bringen aus dem Boden der Norfsee als
Rückfracht einen kostbaren Meeresschlamm zurück, der nach
hers's folgenreicher Entdeckung grossentheils aus mikroskopischen Seethieren
besteht und, auf dem Acker verwest, dem fruchtbarsten Dünger
Gleichkommt. Von diesem Schlamme liegen unerschöpfliche und stets
'wachsende Massen am Grunde des Meeres und in den Flüssen soweit
die Fluth stromaufwärts schwillt. Sie reichen aus, alle Moorflachen des
Emslandes zu befruchten und können, bei der Ebbe entblösst ohne
Mühe in die Torfschiffe eingeladen werden. Dem entwässerten Boden
des Hochmoors mangelt eben nichts weiter als die .minerahschen_Nahrungsmittel
der Cereahen, und es ist gleichgültig, ob ihm diese in der
Form von Excrementen oder von mikroskopischen Kalkschalthieren
mitgetheilt werden. In diesem Betracht ist der Kolonist
dem der Zugang zu den Alluvionen des Dollarts durch Schifffahrt sich
öffnet, ungleich günstiger gestellt als anderswo. Er kann mit den Torfschiffen
Dünger und zugleich das gewonnene Geld zurückbringen.
Würden in seiner Nachbarschaft auf der Geest Mergellager entdeckt so
könnten auch hiervon Rückfrachten gewonnen werden: inzwischen
wollen wir nur die schon bestehenden Hülfsquellen berücksichtigen,
unter denen der Seesclilamm bei Weitem voransteht.
Mit dem Gelde nun, mit dem eingeführten thierischen Dünger und
mit dem Seeschlamm wächst des Kolonisten Kraft, den landwirtschaftl
i c h e n Betrieb . auszudehnen , also zunächst die Korn und Heu erzeugende
Fläche durch beförderte Entwässerung und Befruchtung des
Ldens zu vergrössern. Allein der Abfluss des Wassers ist ihm auch
ohnedies durch das Gefälle des Kanals ungemein erleichtert. Em zweckmässig
gebauter Kanal muss in das Moor bis auf den Untergrund einschneiden
und das Wasser in die Marsch oder Geest zu einem grösseren
Flusse ableiten. Das Niveau der Hochmoore macht eine solche Anlage
möglich, wie die Radden im kleineren Maassstabe darthun. Derselbe
Nutzen, welchen eine vorüberfliessende Radde den künsthchen Wiesen
gewährt, wird in ebenso viel höherem Grade d u r c h den Kanal geschaffen
als dieser grösser und tiefer ist. Die Entwässerung des Moors durch
Kanäle hat keine Grenze, wie bei den geschlossenen Abzugsgraben oder
den Radden der Fall war: und ebenso ist nun die Industrie des Kolonisten
nirgends mehr gehemmt, gesunken sind die Schranken, welche
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