
80 ÜBER DIE B i ldung des Torfs
Moostorf, welche die amorphen Torflager trägt und wie diese von Sandkörnern
frei ist.
a. Sohlband (i'l.
b. Moostorf (3 —V' ) .
c. Schwarzer, amorpher
Torf
d. Brauner, amorpher
Torf
é'. Bunkerde, d. h. von den
Wurzeln der lebenden Pflanzendecke durchwirkte Torfschicht (i').
C = Kanal. G = Geest. H = Fläche des Hochmoors.
Offenbar hat das Sohlband seinen Humusgehalt einst von der Vegetationsdecke
empfangen, welche den Sand bekleidete. Einmal angefüllt
oder gleichsam getränkt von organischen Stoffen verlor dieser seine
Permeabilität für die atmosphärischen Niederschläge'und so war die
erste Bedingung jener Stagnationen eingetreten, welche die Ansiedelung
der Sphagnen zur Folge hatte und damit die Torfbildung einleitete.
Aus diesen Thatsachen ist zugleich die Frage zu beantworten, warum
dieselbe Erikenvegetation in den Mooren Torf erzeugt, in den Haiden
hingegen ohne diese Wirkung fortdauert. Allerdings ertheilen die
Eriken überall ihrem Substrat den gleichen Humus. Es unterliegt
keinem Zweifel, dass die humóse Erdkrume der Haiden mit dem Sohlbande
des Papenburger Moors vöUig identisch ist. So weit ich sie
untersucht habe, sind alle Eigenschaften, namentlich Farbe, Harzgehalt,
mikroskopische Structur dieser beiden Substanzen gleich und
in diesen Eigenschaften ihres Humus sehe ich den Grund, dass gerade
die Eriken, und sie vielleicht allein unter den europäischen Sumpfgewächsen,
fähig sind die Torfbildung auch auf Sandboden einzuleiten.
Aber wenn alle übrigen Verhältnisse, unter denen die Eriken in
beiden Fällen vegetiren, dieselben sind, so hängt es allein von der Gestalt
der Oberfläche ab, ob Stagnationen von Wasser erfolgen oder nicht.
Erfolgen sie nicht, so verwest eine Generation nach der anderen und die
Haide verharrt im ursprünglichen Bestände. Unter Wasser hingegen
vermodern die Eriken und die neue Generation muss sich nun auf dem
aus der ersten gebildeten Torfe ansiedeln. Wo eine,Haide überschwemmt
wird, verwandelt sie sich in Torfmoor, aber die Wurzelstöcke sind so
organisirt, dass sie an der einen Seite vermodern und an der anderen
neue Knospen, neue Individuen in's Leben rufen.
Aus diesen und ähnlichen Betrachtungen erhellt es zur Genüge,
IN DEN Emsmooren. oi
dass die Hochmoore an der Ems in grossen Becken oder Mulden^ entstanden
sind, welche keinen hinlänglichen Abfluss zum Meere besassen.
So lange ihr Boden aus reinem Flugsande bestand, konnten sich hier
keine Seen bilden, wo Ems und Nordsee so nahe liegen und es an Entwässerung
durch die lockere Erdkrume nicht gebrach. Als aber der
Boden von Haidesträuchern gebunden und das Sohlband gebildet war,
da begannen die Ueberschwemmungen, und langsam.mit der Vegetation
fortrückend hob sich in langen Zeiträumen allmählich das Niveau der
angestauten Wassermassen.
Solche Ansichten entsprechen wenigstens der heutigen Configuration
der beiden grossen Moorbecken an der Ems. Der untere Thalweg
dieses Stromes ist eigenthümlich gebaut und scheint durch seinen Bau
zu der Bildung der Moore beigetragen zu haben. Von Rheina bis
Aschendorf, das heisst von der preussischen , bis in die Nähe der ostfriesischen
Grenze windet die Ems sich träge durch ein breites Dünenbett
von so losem und veränderlichem Gefüge, dass die bedeutende
Wasserstrasse dem Verkehr mit grösseren Fahrzeugen geschlossen ist.
eder Sturmwind wirft Hügel von Flugsand nieder und richtet sie anderwärts
wieder auf, die Luft wird trübe von schweren Staubtheilen und
der Fluss verändert regellos Tiefe und Strömung. Eine Düne von 30—
40' Höhe kann im Laufe eines Jahres sich 20 — 30' seitwärts bewegen,
so lange ihre Oberfläche nicht durch Vegetation gebunden ist^ Ein
Kanal von 5 Stunden Länge^ hat in Verbindung mit der Regulirung
eines zwölfstündigen Thalwegs und zugehörigen Bauten auf einem
solchen Boden dem Staate eine Million gekostet und sehr geringe Früchte
getragen. Während die übrigen norddeutschen Ströme durch die Anschwemmung
der Marschen ein reiches Leben an ihren Ufern zur Blüthe
treiben, sind der Emshnie diese Vortheile grösstentheils entgangen, weil
der Thon (Schlick) aus dem kürzeren Flussgebiete spärhch geboten
wird und auf diesem beweghchen, durch Vegetation ^ fast unbefestigten
1 V. Reden, das Königreicli Hannover. Hannov. 1839, Bd. i, S. 108.
5 Sonne, Topographie des Königreichs Hannover. München 1834, S. 511. Der
Kanal reicht von Meppen bis Hanekensfähre, eine Stunde oberhalb Lingen. Die übrigen
Fhissbauten und Korrektionen begreifen unterhalb Meppen bis Halte 9—10 Stunden und
oberhalb Lingen 3 Stunden.
^^ Bei Lingen tragen die unbefestigten Dünen folgende Pflanzen : gesellig Calamagrostis
arenaria Rth., Racomitrium canescens Brid., Cetraria acuieata Fr.; stellenweise
Sagiua subulata Wimm., Thymus angustifolius Pers., Heiichrysum arenarium DC. , Polytrichum
piliferum Schreb., Cetraria rangiferina Fr. Diese losen Dünen erhalten, sei es
von Natur oder — wie es seit einiger Zeit geschehen ist — durch Menschenhand eine Befestigung
durch Sarothamnus scoparius Kch., Pinns sylvestris L . u. Quercus pedunculata
Ehrh. Sodann siedeln sich noch folgende Pflanzen an ; Ornithopus perpusillus L., Tees-
A. Gr isebach, Gesammelte Schriften. ^