
IIPLI I,
Ö t :
r
i f . i.
fi ' ' '
r
Ufil'5
: • I .
m
ÎJi
1 9 8 ÜiüCR DU'; VliGETATlONSLlNlKN
der einheimischen Gewächse unwesentlich : allein ihrer Entstehunonach
ist jene Niederung geradezu als die Ma r s c h der diluvialen
Z e i t zu bezeichnen, gebildet ehe das Meer von diesen alten Plötzgestaden
zurücktrat und in der Folge zugleich mit dem heutigen Tieflande
trocken gelegt. Denn so wie gegenwärtig der flache Grund der
Nordsee die sandigen Bestandtheile des Detritus ihrer Ströme aufmmmt,
während an den deutschen Küsten die Thonlager der Marschen
sich wie am Rande eines Filtrums absetzen, so besitzt auch die Geest
oder der Boden des Diluvialmeers die sandigen Schichten, die Uferlandschaft
längs der Höhenzüge den Thongehalt nebst Überresten von
Kalkgehäusen , wie dort ; nur dass jetzt die Kunst auch ohne emporhebende
Naturkräfte den fruchtbaren Strand den Finthen zu entreissen
weiss, der damals erst durch eine allgemeine Katastrophe dem Festlande
verbunden und organischer Thätigkeit geöffnet ward. So wie
ferner die heutigen Marschen in ungleicher Breite sich erzeugen und
an der holländischen Dünenküste in Folge einer stürmischeren Bewegung
des Wassers von ausgeworfenem Sande verschlungen werden : so
reicht auch die Diluvialmarsch im Osten weithin vom Harz bis zur Elbe
und verschmälert sich westwärts immer mehr. Bei Hannover ist sie
noch 2 geogr. Meilen breit und bildet hier die fruchtbare Landschaft
Calenberg zwischen Deister und Leine ; an der Nordseite der Hügelreihen
von Osnabrück ist sie z .B. im Thale der Hunte noch bis jenseits
Bohmte bemerklich, aber im westphälischen Meerbusen geht sie ganz
verloren, wo die Senner Haiden dicht an den Teutoburger Wald herantreten:
zum Beweis, dass sie ebensowenig wie die friesischen Polder
ein unmittelbares Erzeugniss der Ströme, sondern ein Geschenk des
ungleich spendenden Meeres gewesen ist.
Das charakteristische Zeichen der Diluvialmarsch besteht in ihren
Laubwäldern. So weit der Thonboden sich darbot, breiteten, als das
Meer die alte Küste verfassen, die hercynischen Eichen- und Buchenforste
sich von den Höhen in die Ebene hinab, während der Geest sich
Kiefern und Haidegesträuche bemächtigten. So kann man gegenwärtig
die Diluvialmarsch als einen durch Ackerbau gelichteten Laubwald betrachten,
von dessen ursprünglichem Bestände zwar nur noch sporadische,
aber um so reichlichere Überreste vorhanden sind, jemehr dieselbe
nach Osten an Breite zunimmt. Dahin gehören der Schaumburger
Wald bei Bückeburg, die Eilenriede bei Hannover, die Gehölze um
Braunschweig : sodann Antheile des Kolbitzer und Letzlinger Forsts,
der grössten Wälder des ganzen Tieflands diesseits der Elbe, endlich
die prächtigen Eichenbestände an diesem Strom zwischen Magdeburg
und Dessau bis zur Lausitz. Mit den Bäumen stiegen auch die Sträu-
DES NORDWESTLICHEN DEUTSCHLANDS.
1 9 9
eher und Kräuter, die in ihrem Schatten leben, von den Hohen m die
Fbene hinab, und so sind alle diese Wälder mehr oder minder reich an
Gewächsen des Flötzgebiets, von dem sie gegenwartig fast_ überal
1 - c h Ackerland geschieden sind. Ihre Kräuter weisen noch jetzt auf
den ehemaligen Zusammenhang: bei der Langsamkeit und Schwierig-
Lit neuer vegetabilischer Ansiedelungen, die eine Verdrängung der
schon vorhandenen Pflanzendecke voraussetzen, ist ihre grössere Mannigfaltigkeit
in diesen Wäldern ein historisches Zeugniss von dem Alterthum
ihrer Bestände.
B e i s p i e l e von charakterist ischen Pflanzen der oberen
T e r r a s s e , mit Einschlus s der Diluvialmarsch.
V o r b e m e r k u n g . Die angegebenen Fundorte liegen sammtlich
in der Diluvialmarsch und sind bestimmt, die Verbindung derselben
mit dem Flötzgebiet nachzuweisen. Hierzu genügten einzelne Lokalitäten,
und deshalb ist hierüber nicht hinausgegangen. Wo solche Angaben
fehlen, ist die Pflanze jenseits der Höhenzüge noch nicht aufgefunden
wobei jedoch mitunter der felsige Standort die Beschrankung
erklärt oder in anderen Fällen eine klimatische Ursache sich nachweisen
lässt. Der Übersichtlichkeit wegen sind die Waldpflanzen mit g e s p e r r -
t e r S chr i f t gedruckt. _ A^nni's
C l e m a t i s vi talba L. (Rieseberg b. Bramischweig: Zu.) - Adoms
aestivahs L. (Kronsberg ^ bei Hannover! Magdeburger Börde: Äj. -
H e l l e b o r u s viridis L. (Perne: M.) - Nigella arvensis L. (Letter:
^ . ) - A c t a e a s p i c a t a L . (Gehrder Berg! Oberholz b. Neuhaldensleben:
üy-)-
Fumaria Vaillantii Lois.
C a r d a m i n e l m p a t i - e n s L . (Kolbitzer Forst: ie^..) - C. hirsuta
L - Erysimum hieracifolium L. (Barby! und elbabwärts bis
Boitzenburg.) - - E . virgatum Rth. - Dentaria bulbi fer a L -
Conringia orientalis Andrz. (Barby: Sckoll.) - Lunaria rediviva L.
— Thlaspi perfoliatum L. ^ (Barby: Scholl.).
Reseda lutea L . (Neuhaidensieben: Ry.).
" T ^ k a l i t ä t e n : Kronsberg, Gehrder Berg, Oder u. e. a sind w e g e n der daselbst
anstehenden Kreide, die inselförnrig aus der Ebene hervortrat, als Bewexse fu. d.e statt
gefundene Wanderung von geringerem Werth.
2 Thlaspi alpestre L . wächst zwar aueh häufig nr den Eichenwäldern von Baiby (1 h
. n o n t a Z Schoil. !), ist aber inr Flötzgebiete nur bei Osnabrttclc ^ ^ ^ ^ ^ ^
der Liste charakteristischer Gewächse, wie überhaupt die auf einzelne Gegenden
Schränkten Arten, ausgeschlossen.
pilfi'