
i i
I I I L
. '.V
Iii
ijtil--'!':::;
I
'th
70 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
gewachsen zum Stützpunkt dienen kann. Auf solchem Boden und besonders
am Ufer der Kanäle, wo das Sphagnum am leichtesten zum
dichten Gewebe verfilzt wird, wachsen folgende Phanerogamen:
Carex elongata L., C. caespitosa Good., Juncus conglomeratus L., J.
uliginosus Rth., Myosotis palustris With., Menyanthes trifoliata L.,
Stellaria glauca With., Comarum palustre L. Das Wurzelgeflecht dieser
Pflanzen unterdrückt die fernere Vegetation des Sphagnum oder doch
deren Ueppigkeit. Ihr Gewicht mag auch dazu beitragen, die weiche
Grundlage zusammen zu drücken. Gleichzeitig mit ihrem Wachsthurne
wenigstens verwandelt sich das unterliegende Sphagnum, welches sie
trägt, allmählich in eine eigenthümliche Art von Torfsubstanz (Moostorf)
. Diese Umstände bringen die Torfbildung zu unmittelbarer Anschauung
(s. u.)..
Andere Gewächse, als durch das Torfgraben, werden durch die
Moorkultur angesiedelt, ohne dass der Landmann ihre Saat ausgestreut
hat. Sie erscheinen unter bestimmten Bedingungen, aber ihr Ursprung
lässt sich nicht immer nachweisen. Missräth ein zu spät bestellter Buchweizenacker,
so bedeckt sich die Fläche mit dem Spörgel (Spergula
arvensis L.), dem allgemein gebauten Futterkraut der Moore und Haiden.
Aber weit merkwürdiger ist die Erzeugung der Wiesen, welche
ohne sonderliche Mühe auf dem Torfboden sich bilden und eben dadurch
zur wichtigsten Hülfsquelle Rir die keimende Blüthe der Kolonien
werden. Durch Kanäle entwässert man die obersten Schichten des
Moors und befreit sie vollständig von ihrer Pflanzendecke, indem der
Torf bis zu 3 ' Tiefe abgetragen wird. Alsbald beginnt auf der ebenen
Moderfläche nach einfacher Düngung mit thierischen Excrementen von
selbst eine dichte Grasnarbe zu keimen, von einigen dicotyledonischen
Kräutern durchwirkt und den Wiesen an den Flussufern der sandigen
Geest vergleichbar. Solche Wiesen bestehen bei Hesepertwist aus
folgenden Gewächsen:
Wesentlicher Bestandtheil der Grasnarbe: Anthoxanthum odoratum
L.
Häufigste Begleiter: Trifolium pratense L., T. repens L., Festuca
ovina L.
Accessorische Bestandtheile: Tormentilla reptans L., Viola palustris
L. , Lychnis flos cuculi L., Stellaria uhginosa Murr., Cerastium
vulgatum L., Ranunculus acris L., R. repens L,, Rhinanthus minor
Ehrh., Galium palustre L. , Plantago lanceolata L. , Rumex Acetosa L. ,
Luzula campestris DC., Poa trivialis L.
Diese Wiesen sind also ganz frei von sauern Gräsern und Cyperaceen
und sie enthalten durchaus nur Formen, welche der Vegetation
IN DEN EMSMOOREN. 71
des ursprünglichen Moors fremd waren. Woher die Samen dieser Ge-
^clL'stammen, ist zweifelhaft, doch scheint es am wahrsd.emhd.sten
d,ss sie im angewandten Dünger eingeschlossen waren , weil das Heu
i e Emsniederung wesentlich aus denselben Pflanzenarten zusammenesetztist
Der Boden, auf dem sie nach ihrer Uebersiedelung vegetiren
weicht zwar vom früheren Standorte im höchsten Grade ab abei
.u das Gedeihen der einzdnen Formen hat dies keinen nachweisbaren
MUSS. Der entwässerte Moorboden muss daher den Wiesengew
ä c h s e n dieselben Nahrungsstofl-e liefern, wie die sandigen zeitweise
^schwemmten Flussufer. In der That sind die Pflanzenformationen
i r G e e s t weniger von den chemischen Bestandtheilen des Bodens als
von der Vertheilung des Wassers über demselben abhängig. Ani dene
l e n Sandlagern gedeihen die Haiden des höheren , wie d - Wiesen-
" l ä e des tkferen Landes. Nur eine besondere Huminbildung ist
ieder dieser Formationen eigen; die Aschenbestandtheile müssen, aus
^Jleichem Substrat gezogen, im Haidestrauch und in den W-senpf lanz. .
hrer Qualität nach dieselben sein. Der Dünger, welcher die Moorwiesen
hervorlockt und ihnen die mineralischen Nahrungsstoffe darleiht.
mag von was immer für Gewächsen der Geest hei J amme n , immer
werden seine löslichen Bestandtheile der natürlichen Erdkrume dieses
Landstriches entsprechen. Sogar das Moor selbst aus Hatde hervorgegangen,
besitzt die Aschenbestandtheile dieses Strauches und kann
Se den Gräsern, die auf ihm wurzeln, bis zu einem gewissen Grade
mittheilen. Die Wiesen der Moorkolonien empfangen dahei aui mdirectem
Wege dieselben mineralischen Nahrungsstoß-e die der Sandboden
der Geest ihnen anderswo darbietet. Wenn demzufolge die
Veo-etation auf beiderld Wiesen gldch ist, so entspricht diese Eischeinung
den Grundsätzen über die Nahrungsquellen der
Pflanzenilt. Denn nur in Bezug auf die unorganischen Nahrung^^^^^^^^
befinden sich bdderld Wiesen in gleichen Verhältnissen. Dei Humus
der Flussniederungen ist nicht mit dem des Torfmoors - vergleichen.
Jener ist aus den verwesenden Wurzeln und Wurzelexcreten de Wiefe:
pflanzen, dieser aus Haide entstanden. Jen. entölt E x t r a ^
(Salze mit organischer Säure) , dieser ist reich, an Harz ^^^d be te t
lahrscheinliclt nur aus unlöslichen Humingebilden. In diesem Veihaltniss
schdnt der wichtige Unterschied in der Kulturfähigkeit der Hochmoore
an der Ems und der Brüche und Moore anderer Gegenden begründet
Nur da wo der Humus freie und lösHche Säuren enthalt, wo
daher das stehende oder fliessende Wasser sich braun färbt, erzeugen
sich saure Gräser und Cyperaceen und jedem Ackerbau muss eine kostspielige
Verbesserung der Erdkrume vorausgehen. Dies ist m den
Ii
Iii' f