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378 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
die sie zum Zweck ihrer Befruchtung anzulocken bestimmt sind. In
der That werden die Blüthen in denjenigen Familien apetahsch, wo die
gegenseitige Befruchtung verschiedener Individuen durch den Wind
vermittelt wird, wie bei den Coniferen, den Gräsern und anderen.
Auf übereinstimmenden Bildungstypus der Vegetationsorgane
weisen nach Kcnur's Ansicht auch die Formationen der Ebene: die
Blätter sind schmal auch bei den die Nadelhölzer begleitenden Pflanzen
(Calluna, Moose wie Dicranum), breit und zart sind sie gewöhnlich im
Buchenwalde (bei den Stauden, unter den Laubmoosen bei Mnium);
auf Sumpfboden werden sie kahl und strecken sich schilfartig in die
Länge (Ranunculus lingua, Butomus, Typha); sind sie bei schwimmenden
Gewächsen untergetaucht, so verheren sie das Parenchym
(Ranunculus aquatilis, Myriophyllum). Da indessen die Anordnung
der Pflanzen zu Formationen nicht vom Klima, sondern vom Boden
und von der Feuchtigkeit abhängt, so gelingt es hier nicht so leicht, in
den Gestaltungen das Zweckmässige zu erkennen.
N o r d e u r o p ä i s c h e Flora. — Zm^w stellte auf die Wahrscheinlichkeitsrechnung
gegründete Untersuchungen über die Beziehungen
zwischen Wärme und Vegetation im nördlichen und mittleren
Europa (Petersburg und Brüssel) an („Die periodischen Erscheinungen
des Pflanzenlebens", in Mem. de TAcad. de St.-Petersbourg, VII, 11,
No. 7). Er glaubt ein neues Gesetz ermittelt zu haben, welches das
Verhältniss der Temperatur zu den Vegetationsphasen ausdrücke, aber
er hat meines Erachtens nur das Verdienst, die Sätze, welche ich schon
imj. 1838 (cf. obenS. 20 f.) Boussingauliableitete, durch
die jetzt vorhandene weit grössere Zahl von Beobachtungen bestätigt
und mathematisch schärfer begründet zu haben. Diese Sätze lassen
sich dahin zusammenfassen, dass der Eintritt der Entwicklungsphasen
theils von der Temperatur, theils von der Dauer der einzelnen Bildungsprocesse
abhängt, deren Summe als Vegetationszeit bezeichnet wird.
Linsser's Gesetz, seiner physiologisch nicht haltbaren Bestimmungen
entkleidet, ist nur ein neuer Ausdruck dieses Verhältnisses, indem er
die von einer Phase bis zur anderen der Pflanze zu Theil gewordene
Wärme durch die Wärme der ganzen Vegetationszeit dividirt und hierbei
einen unveränderlichen Werth findet, sowie dies hti Bozissingatclt
der Fall war, der die mittlere Temperatur irgend einer Vegetationsperiode
mit der Zahl der Tage multiplicirte, welche darüber verflossen
sind. Das Gesetz Linsser's (S. 34) lautet: „Die an zwei verschiedenen
Orten den gleichen Vegetationsphasen zugehörigen Summen von Temperaturen
über 0° sind den Summen aller positiven Temperaturen beider
Orte proportional." Hierbei ist es physiologisch nicht zulässig, dass
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 379
der Gefrierpunkt als Grenze der Vegetationszeit angenommen ist^ da^
wie A. de Candolle bereits bemerkte, der Anfangspunkt der vegetativen
Entwicklung bei verschiedenen Pflanzen auf verschiedene Temperaturen
fallen kann. Ebenso ist es gleichgültig, ob mit Temperatursummen
oder mit Mittelwärmen der ..einzelnen Vegetationsperioden gerechnet
wird, vorausgesetztj dass sowohl Wärme als Zeit in der Formel vertreten
sind, d. h. sowohl die Abscissen als die Ordinaten der Temperaturkurve
in Betracht gezogen werden. Man würde schon zu denselben
festen Werthen kommen, wenn man nur die von einer Phase zur anderen
verflossenen Tage mit der Summe der Tage der ganzen Vegetationszeit
dividirte, da für eine gegebene Temperaturkurve in den
Abscissen (den Tagen) schon die Ordinaten (die Temperaturgrade) enthalten
sind. Hiermit erledigen sich auch, wie ich glaube, die Einwürfe,
welche Sachs (Pringsheim's Jahrb. II, S. 372) gegen Boussingaulis
Theorie daraus ableitete, dass es für die Keimung eine Temperatur der
raschesten Entwicklung giebt, indem Dauer der vegetativen Processe
und Wärme sich in mittleren Werthen ausgleichen. Wenn ich in dem
Linsser'sch.tn Gesetze nur eine Bestätigung des Boussingaidf ^oh^Vi erkennen
kann, so ist doch zu erinnern, dass demselben keine Allgemeingültigkeit
zukommt. Abgesehen von den Einschränkungen, welche aus
dem Einfluss der Tageslänge hervorgehen, äussert sich die Accommodation
einer Pflanze an ein'fremdes Klima nicht bloss in einer Verschiebung
der Entwicklungszeiten und darin, dass sie sich mit einem geringeren
Maass von Wärme begnügen kann, als sie in ihrer Heimat
empfängt, sondern sie beruht auch auf dem viel merkwürdigeren Verhältniss,
dass sie zu gewissen Zeiten demselben Wärmereiz widersteht,
der sie in anderen Monaten zur Entwicklung treibt. Die neuen Thatsachen,
welche Linssefs Abhandlung enthält, liegen auch auf diesem
dunkeln physiologischen Gebiete. Es wird ein wirkliches Acchmatisations
Vermögen bei gewissen Spielarten von Cerealien nachgewiesen,
die, nachdem sie in einem Klima von kurzer Vegetationszeit sich ausgebildet
hatten, in südlichere Gegenden versetzt die beschleunigte Entwicklung
beibehielten. Die Nachrichten über dieses Verhältniss rühren
von Ruprecht her (S. 39), der die Angabe Schübeier's^ dass die in Lappland
gebaute Gerste in Christiania 55 Tage nach der Saat reif wurde,
die aus südlicheren Gegenden abstammende daselbst eine Vegetationszeit
von 88—96 Tagen bedurfte, durch eine ähnhche Erfahrung aus
Russland bestätigt und erweitert hat.
Saporta verglich die Blüthezeit der europäischen Holzgewächse mit
den klimatischen Bedingungen, denen sie unterworfen sind (Ann. d. sc.
nat. V, 9, p. 120). Die Frühlingsblüthe nach beendetem Winterschlaf,
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