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48 BKRICÎITE ÜBER DTE FORTSCHRITTE
lande (124I. Neue Arten hat 7'. Traiitvcttcr m den Sammlungen nicht
gefunden und auch von endemischen findet sich keine Spur.
N o r d e u r o p ä i s c h - S i b i r i s c h e Flora. — Schübclcr hat ehae
neue Schrift über die physischen Bedingungen der Vegetation Norwegens
herausgegeben (Die Pflanzenwelt Norwegens. Christiania 1873.
88 SS. und 15 kh'matologische Übersichtskarten). Diess ist durch
die Zusammenstelkuig zahlreicher, zum Theil neuer Beobachtungen
über das Klima und die periodischen Erscheinungen des organischen
Lebens unter verschiedenen Breitengraden ein bedeutendes Quellenwerk
für die Meteorologie und Pflanzengeographie des europäischen
Nordens. Norwegen ist zu vergleichenden Untersuchungen über Vegetationsbedingungen
dadurch besonders geeignet, dass es von der
Bodenkultur so wenig berührt wird. Wir erfahren hier nach officiellen
Angaben (S. 9), dass von den 5750 Quadratmeilen des Landes nur
50Quadratmeilen (ungefähr Procent) dem Ackerbau gewonnen sind;
4000 Quadratmeilen kommen auf das öde, jeder Bodenkultur unzugängliche
Fjeldplateau, 1200 sind bewaldet, 140 bestehen aus natürhchen
Wiesen und ebensoviel bilden die Wasserfläche von Binnenseen. '
Die früher mitgetheilten Erfahrungen Schübeier's über das Akklimatisationsvermögen
von Kulturgewächsen in hohen Breiten hat er
weiter geführt und seine Ansichten über die dabei wirksamen Factoren
theils der Temperatur, theils der im entgegengesetzten Sinne wachsenden
Tageslänge vollständiger entwickelt (vergl. meine Vegetation der
Erde, i, S. 118 u. f.). Ich finde indessen einige Schwierigkeit, seine
Meinung in jedem Falle richtig aufzufassen, indem er einen Widerspruch
in den Thatsachen, die sich auf die Vegetationsperiode der
Gerste beziehen, unerörtert lässt. Er bemerkt zuerst (S. 11), dass bei
Alten in Lappland (70" N. Br.) die Gerste gewöhnlich 90 Tage vom
Zeitpunkt der Saat bis zur Reife der Körner gebrauche, also diesem
Getreide daselbst eine ebenso lange Entwicklungsperiode zukomme als
im Elsass und Ägypten. In einem spätem Abschnitte (S. 77) führt er
hingegen an, dass nach vieljährigen Beobachtungen zu Halsnö im süd-
Hchen Norwegen (59« 47'). die Gerste 19 und der Sommerroggen
23 Tage mehr zu ihrer Entwicklung bedürfe als in Lappland (zu Strand
unter 68" 46'). Dieser Widerspruch scheint darauf hinzudeuten, dass
Varietäten von ungleichem Akklimatisationsvermögen den Vergleichungen
zu Grunde lagen. Auf die bei Alten gebaute Gerste bezog sich
eben die früher (Vegetation der Erde, i, S. 122) von Schübeier mitgetheilte
Beobachtung, dass sie in den botanischen Garten von Christiania
verpflanzt hier ihre Vegetationszeit auf 55 Tage verkürzte, wobei (S. 53)
sogar die Tage der Aussaat und des Mähens mitgerechnet sind. Es hat
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IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 449
demnach hierbei eine Akklimatisation an das lappländische Klima in
dem Sinne stattgefunden, dass sie an ein geringeres Wärmemaass sich
gewöhnend, wo dieses auf sie einwirkt, zwar ihre Vegetationsperiode
nicht verändert, dieselbe aber verkürzte, sobald sie dem wärmern
Sommer von Christiania ausgesetzt wurde. Sowie diese Gewöhnung
erst allmählich im Verlauf von mehreren Generationen eintritt, so verschwand
sie auch wieder nach einigen Jahren im bessern Klima von
Christiania und die normale Dauer der Vegetationsperiode kehrte
wieder. Auf diese Verhältnisse gründet sich eine ökonomisch wichtige
Regel bei der Auswahl des Saatkorns zum Gerstenbau in Norwegen.
Wird dasselbe in Lappland aus dem Süden Norwegens bezogen, so
wird die Gerste selten reif, weil die Gewöhnung an das kältere Klima
durch Zuchtwahl erst allmählich eintritt ; es ist daher, um Missernten
zu vermeiden, erforderlich, das Saatkorn aus der Nähe, aus Gegenden
zu verwenden, die nur wenige Breitengrade von einander entfernt sind,
und somit kann der Ackerbau nur allmählich bis zu seiner Polargrenze
ausgedehnt werden. Hierin liegt zugleich der Grund, weshalb im nordischen
Klima eintretender Misswachs weit verderblicher nachwirkt als
in südlicheren Breiten. Wenn dort in einem grössern Theile des Landes
die Felder keinen Ertrag gaben, ist es unmöglich, passendes Saatkorn
herbeizuschaffen, und die langsam fortschreitende Akklimatisation kann
erst nach Jahren den Verlust ersetzen.
Die Frage, ob die in den höheren Breiten abnehmende Wärme
durch die wachsende Tageslänge des Sommers ersetzt wird, hat Schübeier
bejahend beantwortet. Natürlich kann hierbei nur von einem gewissen
Maasse der Ausgleichung die Rede sein, nicht von einem ausreichenden
Ersatz, wie ja schon aus den Akklimatisationserscheinungen
im Norden hervorgeht. — Auch lassen sich die Polargrenzen südlicher
Gewächse innerhalb des Waldgebietes in manchen Fällen nur dadurch
erklären, dass die Höhe der Temperatur, deren sie zu • bestimmten
Vegetationsphasen bedürfen, nicht durch die längere Dauer geringerer
Wärmegrade ersetzt werden kann. Aber eine wichtigere Frage ist es,
ob jene Ausgleichung im nordischen Sommer von der Beleuchtung oder
von der länger dauernden Einwirkung der Sonnenwärme abhängt.
Schübeier ist geneigt, dem Lichte diesen Einfluss vorzugsweise zuzuschreiben.
Er leitet die vorhin erwähnte Erscheinung, dass die Gerste
zu Alten dieselbe Dauer der Vegetationsperiode inne halte wie in südlichen
Breiten, von der „fortwährenden Helligkeit" des Sommers ab,
welche ihre Entwicklung fördere (S. 11). Denn die Mitteltemperaturen
jener 90 Tage ihrer Vegetationsperiode, die an vier verglichenen Orten
dieselbe sei, verhielten sich wie 21° C. (Ägypten), 19° (Elsass), 150,5
A. G r i s e b a c h , Gesammelte Schriften. 29
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