
DIE WIRKSAMKEIT HUMBOLDT'S
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liebsten Erscheinungen," wofür ein Mittel vieler Messungen die Höhe
von 14780' ergab. Nach umfassenden Beobachtungen über die verticalen
Grenzen der vorherrschenden Gewächse Humboldt
graphische Darstellung der Regionen, welche er als ein Naturgemälde
der Anden zwischen dem 10. Grade nördlicher und südlicher Breite
bezeichnet^ und er verglich mit dem Vorkommen der Pflanzen die mittlere
Luftwärmej bei welcher sie gedeihen, indem er von tausend zu
tausend Meter diesen Werth zu bestimmen suchte (o— 1000 m === 2 0 , R . ;
1000 — 2000m = 1 ; 2000 — 3000m ^ 1 ; 3000 — 4000 m = 7,2°;
Eine kurze Übersicht der Regionen welche er
auf den Anden von Quito unterschied, kann zum näheren Verständniss
dieses ersten Versuches dienen, eine anschauliche Vorstellung von der
tropischen Gebirgsvegetation zu begründen, einer Behandlungsweise
dieses Gegenstandes, die seitdem für die vergleichende Erdkunde maassgebend
geblieben ist.
Region der Palmen und Pisanggewächse, o — looom (abgerundet
3100'). Zwei Ausnahmen von dem Verbreitungsgesetz dieser beiden
Familien gehören zu den merkwürdigsten botanischen Entdeckungen
Humboldts, indem sie noch heute unvermittelt dastehen und aufs neue
den Beweis liefern, dass die Ähnlichkeit der Organisation nicht in jedem
einzelnen Falle denselben klimatischen Bedingungen entspricht. Dies
ist dieBedeutung der Wachspalme (Ceroxylon andicola) auf den Schneebergen
von Quindiu in Neugranada, wo sie, entfernt von allen anderen
Arten ihrer Familie, im Niveau von 5400—9000', zwischen Eichen und
Wallnussbäumen als ein Baum von etwa 160' Höhe auftrat, sowie einer
Musacee (Heliconia) auf der Silla von Caracas, die an einem 6600' über
dem Meere gelegenen Standorte ein fast undurchdringliches Gebüsch
bildete. Solche Thatsachen sind von den Paläontologen nicht hinlänglich
gewürdigt worden, wenn sie aus der systematischen Stellung der
fossilen Pflanzen auf das Klima früherer Erdperioden zu schliessen sich
berechtigt glauben.
Region der Farnbäume, 400—i6oom (1200 — 4900'). Hitmboldt
stellt mit ihnen die Cinchonen zusammen, die nach ihm den östlichen
Abhang der Anden zwischen 700 und 2900 m bewohnen sollen. Nach
den neuern Untersuchungen Weddel's liegt die eigentliche Cinchonenregion
indessen weit höher als die Farnbäume, sie umfasst unter dem
Äquator die Niveaus von 2000—2500 m, und nur in einzelnen Fällen
steigen die Chinabäume bis 1200 m nach abwärts, da die von Humboldt
in tiefer gelegenen Thälern beobachtete Art sich als nicht zu dieser
IM GEBIETE DER PFLANZENGEOGRAPHIE UND BOTANIK.
Gattung gehörig erwiesen hat (es war Exostemma longiflorum]. Ich
führe diese Berichtigung hier nur deshalb an, um die Bemerkung daran
zu knüpfen, dass Humboldt in seinen thatsächlichen Angaben so überaus
genau ist und dass ich nach 65 Jahren, einem Zeitraum, in welchem
die von ihm angeregte Forschung so weit fortgeschritten ist, doch in
seinen „Ideen zur Geographie der Pflanzen" nur drei Einzelheiten zu entdecken
vermochte, die sich seitdem als irrthümlich erwiesen haben 1
(die Identität der mexicanischen Tannen mit denen der Rocl^ Mountains,
die Entstehung des Torfes aus Meerespflanzen und die Meinung,
dass die tropischen Bäume ein höheres Wachsthum hätten als die der
gemässigten Zone).
Region der Eichen, von 1700 m (5200') an und noch bei 3000 m
(9200'). Der Wuchs der Bäume wird nun schon niedrig und ist mit
dem nicht zu vergleichen, den sie in den Thälern der Anden zwischen
1200 und 1800 m erreichen. Stämme von 45 — 60' Höhe finden sich
unter dem Äquator selten oberhalb des Niveau von 2700 m (8300'),
um so häufiger werden die Sträucher da, wo die Bäume an Grösse abnehmen
(Region der Barnadesia, einer holzigen Synantheree)".
Region der Escallonien und der Wintera, 2800—3300 m (8600 bis
10,150'). In diesen Niveaus liegen die mit immergrünen Gesträuchen
bedeckten, oft in Nebel gehüllten und von Hagelwettern heimgesuchten
Paramos, mit deren Vegetation sich keine Region der gemässigten oder
kalten Zone vergleichen lässt.^ So sehr in höheren Breiten die Erzeugnisse
nordischer Flachländer mit denen südhcher gelegener Gebirge
übereinstimmen, so entging es doch Hitmboldt nicht, dass diesen Analogien
innerhalb der Wendekreise nur eine beschränkte Gültigkeit zukommt.
Er bemerkt, dass die Vergleichungen des Klimas sehr verschiedener
Breitengrade mit dem der tropischen Hochebenen, wo die
jährlichen Temperaturschwankungen wegfallen, ihrer Natur nach wenig
befriedigend sind. Hier verlieren gewisse, nicht immergrüne Eichen
ihr Laub nicht in der kalten, sondern in der trockenen Jahreszeit. Hier
ist die Baumgrenze nicht, wie in den Alpen, beim Eintritt in die alpine
Region eine scharfe Vegetationslinie, sondern allmählich nehmen die
Stämme an Höhe des Wachsthums ab. Auch die zwerghaften Baumgestalten
hören zwar in Quito bei 3500 m (10,800') auf, aber am
Pichincha wurde eine Gruppe von baumartigen Synanthereen ausnahmsweise
noch im Niveau von 4100 m (12,600') angetroffen, deren Stamm
sich etwa 22' hoch vom Boden erhob.
Region der Alpenkräuter, 3300—4100 m (10,150—12,600'). Hier
^ Ideen, S. 6, 8, 29. ^ Ansichten der Natur, II 321.
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