
4 UBER DEN EINFLUSS DES KLIMAS
Orte versucht worden. Herr Mcycn ist der Ansicht, dass die Eintheilung
der Erde nach pflanzenphysiognomischen Momenten eine ganz andere
seij als nach der Verbreitung der Pflanzenfamilien; ausserdem weist er
für jetzt die Berechnungen über die letzteren zurück^ weil die Erde noch
nicht gleichförmig untersucht und hinreichend bekannt sei^ so dass man
nur zu zufälligen Resultaten gelange ^ die in der Natur keine Geltung
haben. Es giebt indessen eine leichte und einfache Methode der Beweisführung:
man braucht nur die Quotienten der vorherrschenden
Familien eines Landes zu berechnen, von dem wir eine Reihe von
Floren besitzen, die zu verschiedenen Zeiten erschienen sind und in
der Summe der Arten je nach dem Standpunkte der Kenntniss bedeutend
unter sich abweichen. Eine solche Reihenfolge gewähren die Floren
der Vereinigten Staaten von WalteT-, MtcJiciux, Pursli, Nuttall, Beck'.
man findet für die grossen Eamilien unter einigen Cautelen gleiche
Resultate. Ein ähnlicher, anderswo mitgetheilter Beweis liegt in zwei
der Huviboldfi.c\\&\\ Verzeichnisse der Andenflora aus ziemlich entfernt
liegenden Orten, die eine analoge Familienreihe ergeben, so gross auch
übrigens der Gegensatz in den vorherrschenden Familien tropischer
Floren ist. Es verhält sich hier, wie mit den Berechnungen der mittleren
Wärme: je näher dem Aequator, desto weniger Beobachtungen
sind zur Bestimmung derselben erforderhch; je grösser die Familien
einer Flora, desto früher tritt unserer Kenntniss ihre Bedeutsamkeit
entgegen.
Der andere Einwurf des Herrn Meyen scheint eine gewisse Gleichförmigkeit
der Pflanzen f o r m e n in den ganzen Zonen im Sinne zu
haben , womit indessen die Physiognomie der Vegetation noch nicht
.erschöpft ist. Die Tropen haben überall ihre Palmen, ihre Bananen,
ihre Pandanusarten, ihre fiederblättrigen Dicotyledonenbäume; in den
gemässigten Erdstrichen der nördlichen Hemisphäre begegnen wir unter
allen Meridianen Wäldern von Coniferen, Wiesen von dichtem Graswuchse.
Gleichwohl finden wir in Nordamerika, dessen Eichenwälder
und Asterngebüsche im Süden unmittelbar von tropischen Formen, von
Yuccabäumen, begrenzt werden, nichts, was man mit der südeuropäischen
Flora vergleichen könnte. Viel entschiedener aber ist dieser
Gegensatz in der südlichen Hemisphäre: die Eucalyptus- und Acacienwälder
nur in Neuholland, die Ericoiden, die Liliaceen und Irideen dem
südlichen Afrika eigenthümlich, nichts von dem im extratröpischen
Südamerika, dessen Formen mehr an europäische erinnern. Da indessen
die Gleichartigkeit der Physiognomie eines Landes keineswegs
blos auf der Gestaltung der vorherrschenden Formen, sondern auch
wesentlich auf ihrer Gruppirung beruht, so ergaben sich hieraus nicht
AUF DIE BEGRENZUNG DER NATÜRLICHEN FLOREN. 5
minder bedeutende Diff"erenzen unter den Floren derselben Zone. So
kommt Pinus Cembra, die ausgedehnte Waldungen am Altai bildet,
auf den Karpaten und Alpen nur in einzelnen Individuen vor. Es
ist endlich eine willkürliche Bestimmung, dass man in der Physiognomik
der Natur nur so allgemein von Pflanzenformen reden will,
dass man etwa Laubholzwälder, Nadelholz und Palmen unterscheidet;
jede Art die in grossen Massenverhältnissen auftritt, hat vielmehr
ihren eigenthümlichen Charakter, der dem Sinne des Malers nicht entaeht
und zur Charakteristik der Floren benutzt werden kann; es ist
schon oben bemerkt, dass die vorherrschenden Glieder der Formationen
sich in zwei Floren nicht wiederholen , und dass man also von diesem
Gesichtspunkte allerdings zu denselben Grenzbestimmungen derselben
crelangt, wie durch statistische Rechnungen.
" Ausser diesen beiden EigenthümUchkeiten, die den Charakter jeder ,
Flora bezeichnen, treten bei der Vergleichung derselben in der Natur,
die hier allein zu Resultaten führen kann, noch einige Verschiedenheiten
unter denselben auf, die aber nicht zu Bestimmungen ihrer Gebiete
benutzt werden können. Die erste hierauf bezügliche Bemerkung
betriff-t die absolute Zahl der Pflanzenarten einer Flora. Vergleicht man
z B die Anzahl der Pflanzen, die Perrottet und Leprieur auf vieljahrigen
mit besonderem Sammlertalent ausgeführten Reisen in der
ganzen Ausdehnung der Küste von Senegambien bis tief in das Innere
L s tropischen Afrikas gesammelt haben, und die kürzlich m einer
sorgfältig bearbeiteten Flora von Guillemm und i^zV/^ar^^ herausgegeben
sind so wundert man sich, dass sie nicht höher ist (nach einer Schätzung
etwa i.ooSp.), als die Artenanzahl eines kleinen Bezirks der deutschen
Flora während unter gleicher Breite, bei gleichen klimatischen Verhältnissen
Reisende im tropischen Amerika auch fern von den Anden
über die dreifache Zahl in viel kürzerer Zeit gesammelt haben, wahrend
am Cap der guten Hoffnung in einem weit trockneren Klima, auf
einem kleineren und gleichartigeren Terrain einzelne Sammler über
6000 Arten zusammenzubringen im Stande gewesen sind. Sei es, dass
diese Verschiedenheiten geologische Ursachen haben, sei es, dass sie
in der Natur des Zusammenlebens der Arten jeder Flora begründet
sind (— beide Hypothesen sind für die Wissenschaft werthlos, da sie
unbekannte Grössen berühren - ) : genug sie existiren zwischen je zwei
Floren und sie entziehen sich khmatischen Bestimmungen. Eine andere
Differenz der Floren, die man gleichfalls nicht aus klimatischen Ursachen
ableiten kann, liegt in der Diff-erenz der Formen selbst. Warum
fehlen uns die Proteaceen, die Eucalyptus , die Restiaceen, die unter
ähnlichen khmatischen Verhältnissen auf der südlichen Hemisphäre
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