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412 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
offenen Gebirgshöhen, die bei Tage stärker durch Insolation getroffen
werden und auf denen der nächtliche Thau durch die Morgensonne
bald wieder verschwindet, sind weniger geeignet, die Wasserdämpfe
des Mittelmeeres zu verdichten und die Bewässerunpö- der vorliego- enden
Ebenen zu unterhalten. — In Coorg verringerte sich der Regenfall
ebenfalls beträchtlich, nachdem seit zwölf Jahren 20,000 Acres dichten
Junglewaldes durch Anlage von Kaffeepflanzungen verdrängt worden
waren. Da die Niederschläge hier ausschliesslich dem Si^idwestmonsun
angehören, der die Wasserdämpfe vom indischen Meere gegen die
Ghauts treibt, so kann die Abnahme der Feuchtigkeit daselbst nur
eine Folge der Entwaldung sein, die durch die Baumpflanzungen nicht
hinreichend ersetzt wird. Die zusammenwirkenden Ursachen dieser
Erscheinung fasst Bidin in ähnlicher Weise auf, wie diess auch von mir
geschehen ist (Vegetat. I, S. 83) : er leitet die Vortheile des früheren
Zustandes ab aus dem Wurzelgeflecht einer gedrängten Vegetation und
dem Humus des Waldbodens, welche die Feuchtigkeit zurückhalten,
aus der durch das Laubdach gehinderten Insolation und der dadurch
verminderten Bodenwärme, wodurch die Verdunstung aus dem feuchten
Erdreich gehemmt wird, endHch auch aus der Abkühlung, die aus
der stärkeren Transpiration der Blätter entspringt und die Verdichtung
des Wasserdampfes befördert. — Im Widerspruch mit diesen Ansichten
und mit allen sonstigen Erfahrungen meint Risler aus seinen Versuchen
über die Transpiration der Blätter schliessen zu können, dass
Wälder schwächer verdunsten als offene, mit Kräutern oder Gräsern
bewachsene Flächen (Recherches sur levaporation du soi et des plantes,
Bibliothèque universelle 1871, Vol. 42, p. 220). Er giebt an, dass
ein Luzernefeld in einer Stunde über einer gleichen Grundfläche etwa
die zehnfach grössere Menge Wasser (0,46 Gr,) durch Verdunstung
verliere als eine Pflanzung von Nussbäumen (0,04 Gr.) oder ein Eichenbestand
(0,06 Gr.). Diese Berechnungen sind indessen aus einer fehlerhaften
Methode , den Gesammtwerth der Blattflächen zu bestimmen,
hervorgegangen. Es wurde das Verhältniss der Belaubung einzelner
Zweigspitzen zu deren Achsendurchmesser dem der Gesammtanzahl
der Blätter eines Baumes zu seiner Stammdicke gleichgesetzt (p. 262),
wiewohl es klar ist, dass die Summe der Zweigdurchmesser den des
Stammes um ein Vielfaches übertrifft. Obgleich es noch nicht gelungen
ist^ den Werth der Wassercirkulation durch die Pflanzen mit Sicherheit
zu bestimmen, so geht doch aus allen älteren Messungen hervor,
dass derselbe mit der Masse des zu versorgenden Gewebes sich erhöht
und- also in den Bäumen am grössten ist.
Hoffmann hat vergleichende Kulturversuche über Kalk- und Salz-
IN DER GEOGRAPHIE DER PJ^ANZEN.
pflanzen bei veränderter Bodcnmischung angestellt (in Nobbc^ Landwirtschaftliche
Versuchsstationen, 13, S. 271). Er fand, dass die
Menge des Kalkes im Boden auf das Gedeihen der ersteren ohne Einfluss
ist. Wiewohl bei manchen Salzpflanzen bekanntlich das Natron
durch Kali ersetzt werden kann, so ist diess doch wohl nicht allgemein
anzunehmen; bei den Versuchen, Halophyten auf kochsalzfreiem Boden
zu ziehen, gingen doch einige Arten ^ wie Glaux und Salicornia zu
Grunde.
A r k t i s c h e Flora. — Der von der schwedischen Akademie vertheilten
Ausbeute an Gefässpflanzen aus Spitzbergen wurde von 1\ M.
Fries ein gedruckter Katalog beigefügt, wodurch die Anzahl der daselbst
beobachteten Arten auf 113 gestiegen ist (Plantae vasculares insularum
Spitzbergensium. Upsala 1871). Die Selbstständigkeit der
arktischen Vegetationscentren (vgl. oben S. 345) ist durch einige
auf den schwedischen Expeditionen entdeckte Gräser aufs Neue dargethan.
Über die auf der zweiten Koldewey^'sc^ç:Vi Reise beobachtete Vegetation
von Ost-Grönland hat Pansch einen vorläufigen Bericht gegeben
[Petermamils Mittheilungen 1871. S. 217). Unter dem Einfluss der Insolation
schwand bei trockener Luft die allgemeine Schneedecke schon
im April und wiewohl das Thermometer bis Ende Mai stets unter dem
Gefrierpunkt stand, thaute die oberste Bodenschicht und das unterirdische
Eis Hess im Laufe des Sommers bis zu einer Tiefe von ein oder
anderthalb Fuss' den Pflanzenwurzeln freien Spielraum. Die Formationen
der Tundra kommen an der Ostküste Grönlands nur selten vor.
Wo die Entwicklung der Gefässpflanzen nicht durch die Feuchtigkeit
des schmelzenden Eises behindert wird, findet man grosse, gieichmässig
grüne Flächen, wo die Heerden von Renthieren und Bisamstieren weiden,
an manchen Stellen, sowohl am Fusse der Berge als an den Gehängen
bis über 1000 Fuss hinauf, den dichtesten, schönsten Rasen
mit Halmen von ein bis zwei Fuss Höhe, der von arktischen Stauden
und kleinen Ericeensträuchern durchwachsen ist (Andromeda, Vaccinium,
Rhododendron) oder mit niedrigem Birkengestrüpp abwechselt.
N o r d e u r o p ä i s c h - s i b i r i s c h e Flora. — Die Vegetationslinien
, an denen die herrschenden Waldbäume in den Ebenen Nord-
Europas und Sibiriens aufhören, zeigen sich sämmtlich von den Einflüssen
des See- und Continentalklimas in der Weise abhängig, dass
sie ihre Entwicklungsperiode nur bis auf ein bestimmtes Zeitmaass verkürzen,
aber unter sich verglichen ihre Phasen verschiedenen Temperaturen
anpassen können (Vegetat. I, S. 89). Die auf die kürzeste
Dauer zurückgeführten Vegetationszeiten von der Belaubung bis zum
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