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41Ó BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
vergleichbar, dass der durch die Stauden zurückgedrängte Grasrasen
ebenso wie dort ungeschlossen bleibt. Dieses Grasmeer, sagt der Verfasser,
bestehe kaum zum dritten Theil aus wirklichen Gräsern, durch
die Kräuter von riesigem Wachsthum könne man schwer in das Innere
vordringen, ein drei Fuss hohes Dickicht (bestehend z. B. aus Spiraea,
Sedum, Achillea, Vicia) werde von anderen Formen überragt, deren
Wipfel über die emporgestreckten Hände eines aufrechten Mannes
emporragen (so Urtica, ferner Heracleum, Sanguisorba, Synanthereen).
Das Wiesengrün, die Blumen sind mit den Gruppen von Birken zu unerschöpflich
mannigfaltigen Landschaftsbildern angeordnet. Nach ihrer
Entstehungsweise vergleicht Middcndorjf diese Bildungen mit den
Marschen an der Nordsee, er meint, dass die Flüsse, die überall den
gesteinlosen Boden durchfurchen, alljährlich eine Schicht aus dem
Untergrunde auswaschen und herbeiführen, wodurch die Üppigkeit des
Wachsthums veranlasst werde. Näher liegt es wohl, in dieser Landschaft
bereits eine Andeutung von jenen Parklandschaften am Amur zu
erblicken, wo die offenen Flächen ebenfalls hoch überwachsen sind und
mit Baumgruppen abwechseln. Denn es ist eine allgemeine Wirkung
des continentalen Klimas, das vegetative Wachsthum der holzlosen
Pflanzen zu fördern, welches durch die rasch ansteigende Sommerwärme
angeregt wird.
Teplottchow^ der botanische Begleiter v. Cottds auf dessen geologischer
Reise nach dem westlichen Altai im Jahre 1868, entwarf eine
Schilderung der dortigen Vegetation (in v. Cottcis Altai, S. 267—297).
Seit Lcdcboiirs Zeit hat die Bewaldung in den Bergwerkdistrikten, die
allein besucht wurden, beträchtlich abgenommen, wovon die Ursache
in dem starken Holzverbrauche der Gruben und Schmelzhütten liegt,
sowie in der Verwüstung durch Brände, die sich von der Steppe aus
verbreiteten. Allein hieraus ist nicht zu erklären, dass Teplouchovo
auch den oberen Waldsaum und die Schneelinie tiefer herabgedrückt
fand als frühere Beobachter. Nach ihm ist als obere Grenze der Steppe
das Niveau von 1000', des Waldes von 4000' anzunehmen, die Schneelinie
an den nördlichen Abhängen auf 6300', an den südlichen auf 7300'
zu schätzen; bisher galten für die Baumgrenze des Altai 6000', für die
Schneelinie 8000'. Hierbei bleibt ungewiss und weiteren Forschungen
überlassen, ob die Beobachtungen in den von Teplouchow bereisten
und der Kirgisensteppe so nahe gelegenen Gebirgsabschnitten nicht
bloss eine lokale Bedeutung haben oder ob die älteren Angaben Ledebotcr's
sich nur auf einzelne Bäume an den höchsten Standorten, die
seinigen auf den geschlossenen Wald beziehen ; vereinzelt nämlich traf
Teplouchow selbst die Lärche noch bei 5500' an. Die früher bewaldet
gewesenen Abhänge
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des westlichen Altai sind nicht von Steppengewächsen
eingenommen, sondern von denselben Gesträuchen bedeckt,
die das Unterholz der Wälder bilden; dass die Bäume selbst nicht
wieder aufkommen, wird für eine Folge der hier herrschenden Südwestwinde
erklärt, die über die asiatischen Steppen wehend alle Feuchtigkeit
verloren hätten. — Die Waldregion, deren Bestände, wo sie:
sich erhalten haben, üppig genug sind, scheidet sich in mehrere Abschnitte.
Den untern Waldgürtel (1000—2500') bezeichnet die Kiefer
(Pinus sylvestris), die von der Birke und Espe begleitet und von diesen
Laubhölzern durch Anpflanzungen allmählich verdrängt wird. In dem
Kiefernwalde findet sich ein dichtes Unterholz, welches aus Caraganen
(C. arborescens), Loniceren (L. tatarica), Spiräen und Rosen besteht;
die Stauden erreichen durchschnittlich die doppelte Grösse wie im Seeklima
Europas, besonders häufig sind auf blumenreichen Waldwiesen
die altaischen Arten von Bupleurum. Über der Kiefernregion folgt ein
Laubholzbestand aus Birken und Pappeln (Populus trémula und laurifolia),
denen die Pichtatanne (Pinus Pichta) allgemein beigemischt ist;
hier besteht das Gebüsch hauptsächHch aus Spiräen und Rosen. In
dem obersten Abschnitt der Waldregion, der durch die Arve und
Lärche gebildet wird (P. Cembra und Larix var. sibirica) verändert sich
das Unterholz aufs neue, neben einer Spiraea (Sp. laevigata) erscheinen
noch andere Rosaceen (Potentilla fruticosa, Cotoneaster uniflora) und
Berberís (B. sibirica); an schönen Stauden ist dieses Niveau besonders
reichhaltig (z.B. Paeonia, Orobus, Cacalia, Saussurea). Krummholz
besitzt der westliche Altai nicht, aber die Bäume werden an der Waldgrenze
niedrig oder verbogen und sie vereinzeln sich. — Die alpine
Vegetation steigt bis zur Baumgrenze (¿\.ooo'] herab, weiter nach aufwärts
ist sie bald von geringer Bedeutung, weil die Berggipfel von Geröllen
bedeckt sind und in einiger Entfernung fast ganz kahl erscheinen.
Das im Verhältniss zu europäischen Gebirgen hohe geologische Alter
des Altai, welches die Gerölle vermehrt hat und auf das nach v. Cotta
auch aus den in der Verwitterung weit fortgeschrittenen Erzgängen zu
schliessen ist, sodann aber auch die Dürre des Klimas sind der Erhaltung
geschlossener Alpenwiesen ungünstig und weisen ihre Benutzung
zur Sennwirtschaft zurück.
Nach den Sammlungen MaacKs und einigen anderen Materialien
bearbeitete Meinshausen die Flora der kältesten Gegenden des centralen
Sibiriens, die im Gebiet des Wilui, eines Nebenflusses der Lena, von.
Jakutsk sich westwärts bis zu den Wasserscheiden des Jenisei und'
Olenek erstrecken (Nachrichten über das Wiluigebiet, Beiträge zur
Kenntniss des russischen Reichs von v. Baer und v. Helmersen, Bd. 26,
A. G r i s e b a c h , Gesammelte Schriften.
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