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386 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
trachten. Jedenfalls hängen die Florengrenzen auf der Insel wie auf dem
Festlande mit den von SclLViidt hervorgehobenen klimatischen Gegensätzen
zusammen. Die strenge Winterkälte des Ochotskischen Meerbusens
herrscht auf der Ostseite Sachalins bis zum Golf der Geduld
und erreicht daselbst 30—40'' R. unter dem Gefrierpunkt^ auf der südlichen
Halbinsel (unter 48'' N. B.) sank das Thermometer nicht unter
— 20" R. Da an der westlichen Küste auch der weniger kalte Winter
hoher hinaufreicht, während die östliche sich mit Eis umgürtet^ so ist
es augenscheinlich, dass die Meerenge zwischen der Insel und dem
Festlande die erstere vor dem erkältenden Einflüsse der im Ochotskischen
Meere gebildeten Eismassen schützt. Diesem Gegensatze entspricht
eben die Grenze der beiden Floren j die hier zusammentreffen.
Die Nordosthälfte von Sachalin ist von nordischen Tundren bedeckt,
die Waldungen bestehen aus Lärchen und Weissbirken (Betula alba).
Auf den Höhen verdrängt die Zwergarve der ostsibirischen Gebirge
(Pinus cembra pumila) bald allen übrigen Baumwuchs und steigt mit
verkrüppelten Lärchen auch auf die Tundren herab, die übrigens von
Eichenen und kleinen Sträuchern (Vaccinium vitis idaea^ Empetrum)
bewachsen sind, zwischen denen arktische Stauden sich einmischen. —
Die Flora des Südwestens von Sachalin ist zu schmalen Regionen nach
dem Niveau abgestuft. Die unteren Abhänge zum Meere und die Thalgründe
der Flüsse sind mit üppigem Graswuchs (Calamagrostis purpurea)
oder hohen Stauden bedeckt, sie lassen sich nach den Bestandtheilen
ihrer Vegetation mit den reichen Grasfluren am Amur vergleichen,
die man wenig passend Prairien genannt hat. Auf den beiden südUchen
Halbinseln treten mannigfach gemischte Eaubsträucher an deren Stelle
und hier steigen auch die holzigen Gräser der Kurilen und Jesos (Arundinaria
kurilensis) bis zum Meeresufer herab, während sie weiter nordwärts
sich auf die Berge zurückziehen. Unter den geselligen oder auch
zur Baumform sich erhebenden Sträuchern sind neben der Amureiche
(Quercus mongolica) die japanischen Formen bemerkenswerth, die
aber doch zum Theil ebenfalls die Amurflora erreichen, namentlich die
Rutacee Phellodendron^ Ternströmiaceen (Actinidia) und mehrere Ara-
Haceen (Araha mandschurica; Acanthopanax ricinifoHuSj dessen Stamm
zuweilen 30' hoch wird; Eleutherococcus). Die grossen Laubwälder
des Amur fehlen der Niederung, wo es dem Reisenden auffallend war,
zuweilen auf Sumpfstrecken die nordischen Cyperaceen (mit Rubus
chamaemorus) auch in dieser niedei-en Breite wiederzufinden, ein Verhältniss,
worin der erkältende Einfluss des gestauten Wassers und verspäteten
Eisschmelzens nicht zu verkennen ist. Über diesen grossentheils
offenen Landschaften folgt auf den die Küsten umsäumenden
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 387
Bergketten eine Waldregion von Nadelhölzern, die aus zwei Tannen
zusammengesetzt ist^ der japanischen Pinus selenolepis Pari. (Syn. :
Abies sachalinensis, später Abies Veitchii var. Schm.) und der von den
Rocky Mountains bis Japan verbreiteten P. Menziesii, mit welcher nämlich
Pariatore die Abies ajanensis der russischen Floristen vereinigt.
Schon in geringer Höhe (bei 800') sondert sich über diesem Nadelwalde
an den Küstengebirgen ein Gürtel von Laubholz ab, der aus der
kamtschadalischen Birke (Betula Ermani) gebildet wird und oft mit fast
undurchdringlichem Bambusendickicht (Arundinaria) abwechselt. Auch
noch in dieser Region treten auf der Südwestspitze Sachahns die japanischen
Holzgewächse auf (Acanthopanax, Hydrangea u. a.), was bei
einer so geringen Meereshöhe nicht befremden kann, obgleich der Reisende
deren Vorkommen mit Unrecht als ein subalpines bezeichnet.
Die Berge Sachahns haben überhaupt keine bedeutende Höhe; an der
Westküste wurde der Itschara (49*^ N. Br.) auf 4000' geschätzt. Die
Baumgrenze idsid. Schmidt an diesen Küstengebirgen schon bei 2000'
und im Osten senkt sie sich noch tiefer; es folgt nun darüber das dichte
Nadelholzgesträuch der Zwergarve. Wegen der Unzugänglichkeit der
Gebirge, die zu besteigen besonders durch die Arundinariendickichte
erschwert wird, gelang es nicht, die höheren Gipfel zu erreichen und
ihre alpine Vegetation kennen zu lernen.
F l o r a des indischen Monsun-Gebietes. — Wallace
schon früher die Grenze bestimmter Faunen von der Tiefe des Meeres
im Bereiche des indischen Archipels abgeleitet und jetzt hat er diesem
wichtigen Verhältniss eine weitere Ausführung gegeben (The Malay
Archipelago, I, 1869; die ältere Publikation ist im Journ. of the R.
Geogr. Soc.j-Vol. 33, enthalten). Eine Linie tiefen Seegrundes durch
die Macassarstrasse zwischen Borneo und Celebes, im Osten von Java
zwischen Bali und Lombok und im Norden zwischen den Molukken
und Phihppinen fortgesetzt, trennt die indische von der austrahschen
F'auna, ohne dass irgend ein anderer physischer Einfluss zu erkennen
wäre. Denkt man sich beide Gebiete um 600' gehoben, so würde das
indische mit dem asiatischen Festlande verbunden sein, und ebenso
steht Neu-Guinea durch die seichte austrahsche Bank mit Neu-Holland
in untermeerischem Zusammenhang. Ist nun hiermit ein Spielraum zu
Spekulationen über die Erdgeschichte geöffnet, so wird dieser noch
dadurch erweitert, dass die Grenzen bestimmter Thier- und Pflanzenformen
im indischen Archipel nicht zusammenfallen. Es ist bekannt,
class die Flora daselbst überall, mit Ausnahme von Timor, indisch ist,
der Vegetationscharakter Neu-Guineas gleicht durchaus dem von Borneo
und wird nur durch khmatische Bedingungen geregelt. Durch eine
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