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274 DIE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG DER PFLANZEN WESTINDIENS. 275
wärtigen Bildungstypus der organischen Natur entsprechen und daher
in einem System, welches vorzugsweise auf deren Formenreihen gegründet
ward, sich mit Leichtigkeit einordnen : diese Gattungen wären
ferner noch jetzt oder seit nicht zu langer Zeit in der Spaltung ihrer Erzeugnisse
begriffen und deshalb verhältnissmässig reich an Arten. Die
Monotypen hingegen könnten als Überreste einer längst vergangenen
Schöpfung betrachtet werden , die sich nicht mehr zur Mannigfaltigkeit
der Form zu vervielfältigen vermöchten; sie enthielten daher
einzelne oder wenige Arten, die in grossen Zeiträumen ihren Platz im
Reich des Lebendigen behauptet hätten; sie wären, sofern sie zwischen
übrigens getrennten Gattungsreihen Verbindungsglieder darstellen,
Denkmale einer Periode, in welcher die heutigen Pflanzenfamilien noch
nicht bestanden, sondern Gruppen, aus denen diese erst durch Spaltung
ihres Typus hervorgegangen wären, gerade wie man eine Mittelstellung
der Sigillarien zwischen den Farnen und Coniferen wenigstens aus den
Meinungen der Naturforscher über diese Gruppe ableiten könnte. Solche
Ansichten möchte ich indessen auch nicht einmal vermuthungsweise
aussprechen, ohne hinzuzufügen, was meiner Meinung nach dabei unzulässig
sein würde. Die unbekannten Hülfsmittel, welche die Natur
besass, die erste, vom Darwinismus nicht berührte Erzeugung der Organismen
auf dem unorganischen Erdball zu bewirken, können auch
späterhin in den Schöpfungscentren thätig gewesen sein. Die Möglichkeit,
dass, was einmal geschah, sich auch wiederholen konnte, ist nicht
zu bestreiten, obwohl ohne Zweifel viele Thatsachen flir 'einen genetischen
Zusammenhang der verschiedenartigen Organismen sprechen,
wie im vorliegenden Fall die von Stur für Astrantia nachgewiesene Erscheinung,
dass in den polymorphen Gattungen nicht selten das Areal
einer Art die Areale mehrerer endemischer Arten in sich einschhesst.
Allein der ansprechende Gedanke, dass die Natur, nicht begnügt, in
alter Weise sich zu erhalten, im Laufe der Generationen, wie 'der
menschliche Geist, erhöhter Thätigkeit zustrebe, kann sich auf mannigfaltige
Weise, nicht bloss durch stetige Wandelungsprocesse, aufweiche
ihn Darzvin einschränkt, verwirklichen. Dass die Metamorphose der
organischen Natur durch Variation erfolgt sei, diesem Grundgedanken
seiner Hypothese stehen Schwierigkeiten entgegen, die mir unüberwindlich
scheinen, namentlich die Tliatsache, dass in den wenigen Fällen,
wo die Paläontologie aus dem vollen Zeitumfang einer geologischen
Periode, wie in den Bernsteininsecten, die Reihenfolge unzähliger Generationen
zur Verfügung hat, keine Übergänge der Arten haben
nachgewiesen werden können, sondern jede gesondert dasteht, wie in
den räumlichen Gebieten der gegenwärtigen Schöpfung, sodann die
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Betrachtung, dass jedes Individuum in seiner Gestaltung vollkommen
ist, eine stetige Verbindungsreihe von zwei verschiedenen Gestaltungen
aber mindere Grade der Vollkommenheit umfassen müsste. Ein Organismus
ist mit einem Kunstwerk oder einer Maschine zu vergleichen,
und, um ein von Asa Gray gebrauchtes Bild anzuwenden, verhalten sich
die Arten einer Gattung, wie die Muster eines ^Geräthes, von denen
man nur diejenigen anfertigt, die einem besonderen Zweck oder Geschmack
dienen können, nicht aber jede beliebige Gestalt, welche
weniger gut zu gebrauchen wäre, Hybridität erzeugt Mittelformen ohne
dauernden Bestand: die geologische Reihe der Pflanzenschöpfungen
hat sich in umgekehrter Ordnung aus weniger zahlreichen und unbestimmteren
Typen zu der Mannigfaltigkeit des heutigen Systems erst in
den letzten Perioden geghedert. Bestand hiebei wirklich ein genetischer
Zusammenhang zwischen den früheren und späteren Schöpfungen, so
hatte die Natur ganz andere Kräfte zur Verfügung, wie diejenigen sind,
welche stetige Reihen von Variationen erzeugen. Den letzteren wirkt
immer eine ausgleichende Kraft in der Zeugung entgegen, welche die
Art auf ihren ursprünglichen Typus zurückzuführen strebt. Dagegen
zeigen uns Erscheinungen, wie die Metamorphose der Insecten oder
kryptogamischer Pflanzen, der Generationswechsel anderer Organismen,
dass, wie der Schmetterlingsflügel, die Axe des Farns an Larven und
Vorgebilden räthselhaft auswachsen, so überhaupt aus einer Gestalt
unvermittelt eine andere sehr verschiedenartige hervorgehen kann. Je
mehr die Thatsache sich verallgemeinert, dass unter den Pilzen die
einzelnen Entwickelungsstufen ebensowohl sich vervielfältigen und abgesonderte
Lebenskreise darstellen, wie sie sich zu anderen ebenfalls
fortpflanzungsfähigen Gestalten erheben, desto mehr wird die Vorstellung
an Bedeutung gewinnen, dass die Genesis der organischen Natur
sich nicht bloss in vergänglichen Variationen gefällt, sondern uns einen
Schauplatz der Thätigkeit von unerschöpfter Tiefe verbirgt. Die Kräfte
der organischen Natur, durch veränderten Plan der Entwickelung den
Zwecken des Lebens zu dienen, sind nicht nach unserer Kenntniss der
Thatsachen zu bemessen, und die Hoffnung, neue Quellen der Metamorphose
zu entdecken, scheint mir durch Darzviiis Methode, geologische
und geographische Ergebnisse unter grosse Gesichtspunkte zu
stellen, neu belebt zu sein. Ob sie trügerisch sei oder zu unerwartetem
Fortschritt führt, kann erst die Zukunft lehren: jetzt ist es ebenso denkbar,
dass die Monotypen einzelne, die polymorphen Gattungen zahlreiche
Arten enthalten, weil die ersteren einem einzigen, die letzteren jedem
beliebigen Schöpfungscentrum angepasst sind, als dass ein genetisches
Verhältniss der Arten dabei wirksam gewesen sei. Die Anhänger des
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