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402 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
J-Journal of Botany, 1869, p. 299). Die Flora schliesst sich ungeachtet
der weiteren Entfernung an das Centrum der Norfolk-Insel
und hat mit Australien kaum irgend eine nähere Verwandtschaft. Zwei
Myrtaceengattungen und ein Baum aus der Familie der Epacrideen
sind fast die einzigen Gewächse, welche auf die Nähe des Continents
hinweisen, die übrigen gehören grösstentheils zu Gattungstypen, die in
Norfolk einheimisch sind. Wiewohl das ganze Eiland, welches 4Y2 Meilen
lang und 1^4 Meilen breit ist, sich bis 2500' über die See erhebt, von
Holzgewächsen dicht bedeckt ist und der Wald bis zur Fluthlinie herabreicht,
findet sich doch keine Proteacee, keine australische Akazie und
überhaupt von Leguminosen nur drei weiter verbreitete Gattungen
(Edwardsia, Guilandina, Canavaha). Vier neue, also wahrscheinlich
endemische Palmen scheinen aber auch zu beweisen, dass die Flora
nicht durchaus von Norfolk entlehnt, sondern als ein eigenes Vegetationscentrum
zu betrachten ist. Zahlreich sind die Farne, zwei Farnbäume
kommen vor (darunter Alsophila excelsa). An der Küste ist die
Pandanusform häufig, es wurden zwei Arten (von Pandanus) unterschieden,
von denen die eine, ein 40 — 50' hoher Baum, auch in die
Berge hinaufsteigt. In dem Flachlande (bis 1500') herrscht eine Ficus,
die nach Art derBanyanen sich verzweigt und mit zwei Palmen (Areca)
in Gesellschaft wächst; die beiden anderen Palmen bewohnen nur das
Gebirge, eine derselben wurde auf den höchsten Gipfeln in grosser
Menge angetroffen. Von den dicotyledonischen Holzgewächsen, die
den grössten Theil der Flora bilden, werden Gattungen aus folgenden
Familien als die häufigsten erwähnt: je eine Malvacee (Lagunaria
Patersoni), Euphorbiacee (Baloghia lucida), Rutacee (Acronychia), Myrsinee,
Ebenacee (Maba), Oleinee (Olea paniculata), Apocynee (Ochrosia),
Myoporinee (Myoporum), Nyctaginee (Pisonia), Laurinee (Tetranthera),
Urticee (Ficus). Unter den Monocotyledonen sind zwei epiphytische
Orchideen (Dendrobium und Sarcochilus) bemerkenswerth,
häufig ist auch eine Lihacee (Crinum pedunculatum).
5. Neuseeland. — Lindsay berichtete von der südlichen Insel,
wie die Farnbäume daselbst in unmittelbarer Nähe der Gletscher zu
gedeihen vermögen (Transactions, Bot. Soc. of Edinburgh, daraus in
Scc7nann's]omn. of Bot. 1866), An beiden Seiten des grossen Gletschers
vom Mount Cook (43Y2" S. Br.), der an der Westküste von Canterbury
bis 500' hinabsteigt und sich bis auf 8 engl. Meilen dem Meeresufer
nähert, findet sich üppige Waldung von Farnbäumen, Cordylinen
und Myrtaceen, auch eine Palme (Areca sapida) ist nicht fern. In Nelson
steigen die Farnbäume bis zum Niveau von 2000'.
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IN DER GEOGRYVPHIE DER PELANZEN. 403
III.
Seit meinem letzten Berichte habe ich die Ergebnisse der bisherigen
Forschungen auf dem Gebiete der vergleichenden Geographie
der Pflanzen in einem grösseren Werke zusammengestellt. (Die Vege-
^ tation 'der Erde nach ihrer klimatischen Anordnung. 2 Bände, mit
einer Übersichtskarte der Vegetationsgebiete). Die darin enthaltenen
Untersuchungen hier anzuführen und aufs Neue zu besprechen, halte
ich nicht für meine Aufgabe, ausgenommen, wo der Zusammenhang
des Berichts dies zu fordern scheint. Die Grundsätze, von denen meine
allgemeinen Ansichten über den lokalisirten Ursprung der Pflanzenarten
und ihre Wanderungen ausgegangen sind, wurden bereits oben
(Der gegenwärtige Standpunkt der Geographie der Pflanzen) dargelegt.
Indem ich also übrigens auf jene quellengemässe Darstellung auch
neuer geobotanischer Arbeiten verweise, beschränkt sich der
j e t z i g e Bericht vorzugsweise auf diejenigen Schriften,
d i e während des Druckes derselben erschienen sind
oder darin noch nicht benutzt werden konnten.
Die Entstehung selbstständiger Arten aus fruchtbaren Bastarden
suchte Kerner durch Beobachtungen über ihr Vorkommen nachzuweisen
(Österr. Botan. Zeitschr. für 1871 , Bd. 21, Stück 2). Er stützte
sich hierbei auf solche Standorte, wo die hybriden Mittelformen fern
von ihren Stammeltern zur Entwicklung und Fortpflanzung gelangen
und daher nun durch Ihresgleichen befruchtet, sich unverändert erhalten,
ohne in die ursprüngHche Bildungsweise zurückzuschlagen. Solche
Thatsachen sind zum Theil, wie bei den hybriden Weiden, allgemein
bekannt und leicht festzustellen; von ähnhchen Erscheinungen, wobei
die gewonnene Selbstständigkeit der Form stets aus der Constanz der
Charaktere, der vollkommenen Fruchtbarkeit und der Menge der Individuen
an ihrem Standorte sich erkennen liess, werden z. B. erwähnt
am Schwarzsee bei Kitzbüchel Drosera obovata, am Burgstall im Stubaithal
Rhododendron intermedium, sodann Corydalis pumila, Hieracium
brachiatum, Potentilla collina u. a. Vor mehreren Jahren habe ich
selbst auf einen Fall dieser Art aufmerksam gemacht, indem ich die
Identität von Potentilla hybrida Wallr., und P. splendens besprach,
von denen jene in Norddeutschland zwischen den Stammeltern (P. alba
und Fragariastrum) nur sporadisch vorkommt, diese hingegen in Frankreich,
wo P. alba fehlt, sich ein grosses Wohngebiet erobert hat (Göttinger
Gel. Anzeigen für 1867, S. 6g6). Hier beruht die Ausbreitung
der neuen Art darauf, dass sie anderen klimatischen Lebensbedingungen
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