
' • • t 1
a. > J
< i '
120 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
auswärts leiten, und von geschlossenen Abzugsgräben, welche es an
gewissen Orten im Innern desselben anhäufen. Ohne die letzteren ist
überhaupt keine Kultur möglichj aber sie sind überall, bei jedem Niveau
und mit geringen Mitteln herzustellen. Nur die ersteren gewähren die
zum Torfhandel und zur Ausführung anderer Erzeugnisse nothwendigen
Kommunikationen, aber sie erheischen zugleich ein die Nachbarflüsse
überragendes Niveau des Moors, sie setzen einen hinreichenden Wasserzufluss
aus dem Inneren desselben voraus und ihre Anlage wird in der
Regel die Geldmittel der Kolonisten übersteigen. Für den Ackerbau
an sich sind inzwischen die offenen und geschlossenen Entwässerungssysteme
von gleicher Bedeutung und nur im Grade ihrer Wirksamkeit
unterschieden.
Ist durch die Abzugsgräben die Oberfläche des Ackers trockener
eeworden, so wird sie zur Aufnahme der Buchweizensaat d O / urch mechanische
Arbeiten vorbereitet. Man trägt die Haidebulten und Wollgrasrasen,
gewöhnlich im Herbste, mit einfachen Handwerkzeugen ab, verkleinert
sie und streut im folgenden Frühjahr dieses Haufwerk von zerstörten
Pflanzenorganen über den Torfboden aus. Die trockenen Tage,
welche in der Regel mit dem Mai anheben, entfernen die auf dem Acker
noch übrige Feuchtigkeit bis zu dem Grade, dass die oberste Torfschicht
brennbar wird. Jetzt ist der Zeitpunkt da, um abwärts vom
Winde Feuer anzulegen,, welches dem Winde entgegen sich fortpflanzt
und die Oberfläche des Ackers in Torfasche verwandelt. Fehlt es an
Zugwind, so erzeugt ihn bald die brennende Fläche selbst, gegen
welche die kältere Luft von allen Seiten einströmt. Bei günstigem
Wetter verbreitet sich die Flamme, stark rauchend und, wenn sie gehörig
angeschürt wird, i—2' hoch aufschlagend, rasch über den Boden
von einem Abzugsgraben zum anderen. Erhscht sie, so findet sich über
der feuchten und unverletzt gebliebenen Unterlage die Aschenschicht
von eines Zolles Stärke, in welche nun, kaum dass sie erkaltet ist, die
Buchweizenkörner eingestreut werden. Aber durch feuchtes Wetter
kann die Einsaat lange aufgeschoben werden, ein einziges Regenschauer
unterbricht den Verbrennungsprocess. So vertheilen sich die Bestellungsarbeiten
über den Zeitraum von zwei Monaten , über den Mai
und Junius : bleibt aber bis Ende Junius die Witterung ungünstig, so
ist es räthlicher, ganz auf die Ernte zu verzichten, als die Saat in verspäteter
Jahreszeit zu wagen. Denn die Vegetationszeit des Buchweizens
dauert drei Monate und der September ist der letzte zur Ernte
passende Monat, weil man später nicht hofi'en kann, die reifenden Felder
vor Nässe und Überschwemmung zu bewahren. Im nächsten Jahre
wiederholen sich genau dieselben Feldarbeiten, Ein grosser Theil der
IN DEN EMSMOOREN. 121
Asche ist im kommenden Frühling theils durch die Vegetation, theils
durch atmosphärische Einflüsse verschwunden. Durch die mechanischen
Arbeiten wird eine neue Schicht brennbaren Torfs an der Oberfläche
auseebreitet und von Neuem in Asche verwandelt. Die Asche ist der
Dün-er von welchem die Pflanzen sich ernähren: weiteren Schutzes,
erneutet Kunsthülfen bedürfen sie nicht. Aber die Ernten der ersten
Tahre lohnen auf dem urbar gemachten Hochmoore am reichlichsten:
in der Folge nimmt die ^e erntete K^" ^ „ " ^ * 1
scheinlich weil von der Asche allmählich die für das Gewächs unbrauchbaren
Bestandtheile sich an der Oberfläche des Ackers anhäufen. Nach
fünf oder sechs Jahren werden von Einigen, jedoch mit unsicherem brfolP
e noch Ernten von Hafer oder Rog g e n versucht, Gewächse, welche
anderer Aschenbestandtheile bedürfen wie der Buchweizen, jedoch im
besten Falle nur spärlich gedeihen. Hiermit ist die Brandkultur geschlossen
und nun beginnt die dreissigjährige Brache, während welcher
der Moorboden unter den früher dargelegten Vegetationserscheinungen
in einen dem Urmoore ähnlichen Zustand zurückkehrt.
Die Brandkultur ist also ein reiner Ackerbau ohne thierischen
Dünger und deshalb theils mit unverhältnissmässig langer Brache belastet
theils aller jener Vortheile beraubt, welche die ineinander greifende'Production
von animalischen und vegetabilischen Substanzen gewährt.
Fast das einzige Product, welches sie erzielt, ist der Buchweizen,
ein Gewächs, das als Nahrungsmittel dem Getreide untergeordnet ist
und sofern eine Missernte durch anderweitige Kulturzweige nicht ausaeaiichen
werden kann, die grössten Gefahren für denjenigen herbeik
r t der seiner Erzeugung in den Mooren sich widmet. Rechnet man
sechs Jahre als den mittleren Zeitraum für den fortgesetzten Buchweizenbau
so enthält ein durch Brandkultur bewirtschaftetes Hochmoor 5/«
des Areals an Brache und nur Ve in kultivirtem Zustande. Davon pflegt
noch ein Theil durch Nässe zu Grunde zu gehen und in ungunstigen
Zeiten das Ganze. Im Falle eines Missjahrs wird vielleicht noch eine
Spörgelernte erzielt, die aber nur da, wo schon Viehzucht besteht,
einigen Ersatz gewährt. Bei der reinen Brandkultur kann überhaupt
kein Vieh gehalten werden , weil der Buchweizen nicht hinreichende
Nahrung für dasselbe darbietet, Wiesen und Weiden so wenig als im
Urmoore vorhanden sind und Futterkräuter ausser dem allzu geringfügigen
Spörgel nicht aufkommen. Die einzigen animalischen Erzeugnisse
welche mit der Brandkultur in Verbindung stehen , sind Wachs
und Honig, indem die.Bienen von den Blüthen des Buchweizens und
in anderer Jahreszeit von der Haide und den Kräutern des Moors sich
ernähren. Durch eine so grosse Einförmigkeit in den landwirtschaft-
I I
I I si
«I i
M
ii fi
i :
VI
Ii'''',!'-
„iiVt'«"
lltoilii II
II
msii
«Mi
^^ M' rt
II
M if