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3 2 4 DER GEGENWÄRTIGE STANDPUNKT
bekleidung zulässt, die Livingstone von der Muldengestalt der Oberfläche
abgeleitet, die aber auch auf eine andere Mischung der oberflächhchen
Erdschichten schliessen lässt. Vom Sudan dagegen, vom
Klima sowohl als von der Vegetation, ist man noch wenig unterrichtet,
die Verschiebung der tropischen Jahreszeiten unter gleicher Polhöhe,
welche Bttrion auf seinem Wege von der Ostküste zum See Tanganyika
beobachtete, ist physikalisch noch nicht erklärt worden. Es scheint,
dass hier die Gegensätze des Küsten- und Continentalklimas eine Wanderung
der Wärmecentren nach den Jahreszeiten bewirken.
G e o l o g i s c h e Geobotanik.
Der geologische Ursprung der Organismen ist unbekannt, denn
auch die Darivin\c\x^ Hypothese, indem sie die Erzeugnisse der verschiedenen
geologischen Perioden von einer Metamorphose der Arten ableiten
will, lässt die erste Entstehung derselben in der ältesten Schöpfung
unerklärt. Allein so wenig die Naturwissenschaft sich eine Vorsehung
davon zu bilden vermag, wie auf dem unorganischen Erdkörper
Organismen erscheinen konnten, so versucht doch die Hypothese der
Schöpfungscentren nachzuweisen, wo die einzelnen Arten entstanden
sind_ Ihr steht die Ansicht gegenüber, dass jede besondere Organisation
das Product ihrer äusseren Lebensbedingungen ist, dass die einzelnen
Pflanzenarten überall entstanden sind, wo sie zu bestehen vermochten;
ein beschränkter Wohnort weise auf feine Eigenthümlichkeiten des
Khmas und Bodens hin, während eine gewisse Ähnlichkeit dieser physischen
Verhältnisse hinreiche, um Individuen gleicher Art, wenn dieselbe
weniger zart organisirt ist, an den verschiedensten Orten ins Dasein
zu rufen. Für diese Auffassung hat man die geographisch gesonderten
Areale von Pflanzen gleicher Art, die doch nur selten vorkommen, und
die Schwierigkeiten der Wanderungen angeführt, deren Hülfsmittel
unvollständig bekannt sind und nach den Untersuchungen Darwin's sich
weit bedeutender zeigen, als man früher geglaubt hatte. Für die
Schopfungscentren sprechen die Erscheinungen der Akkhmatisation
und des Endemismus und es entsteht, um die allgemeine Anwendbarkeit
dieser Hypothese zu begründen, die Aufgabe, die Wege und Vermittelungen
der Wanderung auch in scheinbar widersprechenden Fällen
wenigstens als möglich nachzuweisen.
Die Akklimatisation in dem Sinne dieses Wortes, dass eine Art
m ein anderes Klima versetzt nicht etwa allmählich ihre Natur verändere,
sondern nur deshalb gedeiht, weil ihre Lebenssphäre grösser ist, als
ihre Heimat ihr darbietet, ist eine Thatsache, die unwiderleglich be-
DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 325
weist, dass die Natur keineswegs alle die Organismen erzeugt hat, die
an einem bestimmten Orte die Bedingungen ihrer Existenz finden würden,
sondern vielmehr nur eine bestimmte Anzahl von Gestaltungen,
genügend, ihrem Wohnort einen Typus der Organisation zu geben,
und eingeschränkt, um die Mannigfaltigkeit neben einander bestehender
Schöpfungen zu vermehren. Die Ansiedelungen der Ruderalp flanzen
und Unkräuter in den entferntesten Kolonien, die nachgewiesenen Wanderungen
von Süsswasserpflanzen, die Erweiterungen des Anbaues von
Kulturgewächsen, deren ursprüngliche Heimat aufgefunden ist, sind
bekannte Beispiele von der Unabhängigkeit von klimatischen Bedingungen,
aufweiche ihr Ursprung sie zu beschränken schien.
Der Endemismus oder die Abgeschlossenheit der natürlichen
Wohngebiete bei den meisten Pflanzen ist die eigenthche Grundlage
für die Ansicht von selbstständigen Schöpfungscentren, die von den
bekannten, gegenwärtig noch wirksamen physischen Kräften unabhängig
ihre Thätigkeit entfaltet haben. Je enger begrenzt der Wohnort
einer Pflanze geblieben ist, desto klarer drängt sich die Folgerung
auf. dass sie hier entstand und dass diese geographische Beschränkung
weder aus Eigenthümhchkeiten des Klimas noch des Bodens erklärt
werden kann. Zuerst lernte man oceanische Inseln kennen, deren
organische Erzeugnisse ihnen grossentheils durchaus eigenthümhch
waren; auch haben die späteren Untersuchungen über die Vegetation
solcher Archipele wie der canarischen und der Galapagos-Inseln das
meiste Licht über die Schöpfungscentren verbreitet. Diesen mit einer
eigenen organisirenden Kraft ausgestatteten Punkten der Erdoberfläche
stehen sodann andere Inseln gegenüber, welche keine endemische Producte
besitzen, sondern einem grösseren Ganzen angehören, wie viele
Korallen-Archipele der Südsee dem Schöpfungsherde des tropischen
Asiens, wie Island dem europäischen Norden. J, Hooker zeigte in
seiner denkwürdigen Schrift über die Galapagos, an welchen Merkmalen
man die Inseln mit endemischer von denen mit eingewanderter
Vegetation unterscheiden könne, wie die ersteren eine Gruppe von
Schöpfungscentren umfassen und auf diesen, da die geographische
Nachbarschaft nicht Gleichheit, aber Ähnhchkeit der Organisationstypen
zur Folge hat, Reihen von nächstverwandten Pflanzen, also von
Arten derselben Gattung erzeugt haben und daher an der grösseren
Verhältnisszahl der Arten zu den Gattungen erkannt werden, weil die
Wanderung von den Schöpfungscentren nach entfernteren Gegenden
gewöhnlich nur von einzelnen besonders dazu ausgestatteten Arten bewerkstelligt
werden kann, 'während die übrigen in ihrer Heimat zurückbleiben.
In meiner Untersuchung über die geographische Veräm
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