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92 UBER DIE BIT.DUNG DES TORFS
Schichten treten auch zuweilen schahge Absonderungen des Torfs
Tapiertorf, Brandlage der Niederländer! auf, welche sich unter dem
Mikroskop ganz ebenso formlos zeigen, wie die dichte Humussubstanz.
Es ist gewiss, ctass diese kohlenreichen Blätter nicht aus den Resten
der Eriophoren sich erzeugen: denn deren Epidermis bleibt in denselben
Schichten, wo sie vorkommt, unverändert.
VI. Unterste Schicht des Papenburger Moostorfs, unmittelbar
i.iber dem Sohlbande gelegen ^
Wir haben gesehen, dass der Moostorf nur einen sporadischen
Bestandtheil der Emsmoore ausmacht, dass er die Gruben ausfüllt und
als Einschluss im Haidetorf gefunden wird. Hier im Grunde des Moors
begegnen wir ihm zuerst in einer selbstständigen geschlossenen Schicht
von 3—Mä c h t i g k e i t , unter dem Drucke des ganzen Moors wohlerhalten.
In dieser Erscheinung erblicke ich für die Geschichte des Moors
die wichtigste Thatsache, zu deren Würdigung es nothwendig ist, zunächst
von der Bildung des Moostorfs in den Gruben auszugehen. Es
fragt sich, ob die Processe, welche beim Torfgraben, wie oben bemerkt
wurde, unter unsern Augen vorgehen, dieselben sind, von denen der
erste Ursprung des Moors abhing. Die unterste Schicht desselben kann
allein über diese ältesten Processe belehren.
Ich habe die Umstände, unter denen sich das Torfmoos in Moostorf
ver^vandelt, in den Torfgruben des Bourtanger Moors deutlich verfolgen
können. Die Vorgänge können nach der Grösse und Tiefe der
Behälter, so wie nach dem Verhältniss der atmosphärischen Niederschläge
und dem Einfluss der Jahreszeiten modificirt werden. Lager
von Moostorf und aus den im Sphagnum wurzelnden Phanerogamen
gebildete Schichten können mit einander wechseln. Die Sumpfgewächse
wachsen an verschiedenen Orten in ungleichen Graden der Geselligkeit.
Aber solche örtliche Unterschiede verdienen in geringerm Grade unsere
Aufmerksamkeit. Immer ist das letzte Ergebniss die Ausfüllung der
Gruben mit Torfsubstanz nach einer unbestimmten Anzahl von Vegetationsperioden.
Ist durch diesen Entwickelungsgang das Niveau des
Moors hergestellt und dadurch die Ursache der Ansammlung freien
Wassers aufgehoben, so breitet die allgemeine Erikendecke sich über
den neugebildeten, trocknenden Torf aus und alles Verlorene scheint
1 Eine ähnliche Beobachtung von der Bedeckung leichteren Torfes durch schweren
hat auch Arends mitgetheilt (physische Geschichte der Nordseeküste, Emden 1833. Bd. i,
S. 85) ; er sah im Moor zu Wiesederfehn in Ostfriesland unter einer etwa starken
Schicht ;jguten , schwarzen Torfs leichten gelben zu 172'Stärke". Mit Recht folgert er
hieraus^ dass die Schwere des Torfes nicht von dem Alter, sondern lediglich von der Beschaffenheit
der Pflanzen abhänge, die ihn gebildet haben.
IN DEN EMSMOOREN.
reproducirt zu sein, gleichsam als wäre eine Wunde im organischen
Körper des Moors vernarbt. Aber in der That ist diese Vernarbung
nur scheinbar. Weder der Moostorf noch, die Wurzelgeflechte, mit
denen er wechsellagert, kommen dem Substanzverluste gleich: wohl
an Volumen, aber nicht an Gewicht und in ihrem Bau. Diese neuen
Bildungen haben, wie wir wissen, keinerlei Ähnlichkeit mit den ursprüno
lichen Torfmassen. Es ist zu verwundern, dass Fmdorf, einer
der verdientesten Kenner der Hochmoore, der Schöpfer der bremischen
Kolonieen, diese Vorgänge, welche er naturgemäss darstellte i, für eine
wahre Wiedererzeugung des Torfs hielt und dadurch zu der irrigen
Idee dass die Hochmoore aus Torfmoos entständen, verleitet hat. Uei
ausserordentliche Unterschied in dem Werthe des ursprünglichen und
des aus Sphagnum gebildeten Torfs war ihm wohlbekannt, aber er
hegte das noch jetzt in den Moorbezirken verbreitete Vorurtheil, dass
durch weitere Zersetzung und namentlich durch den Druck der obern,
später gebildeten auf die ältern Schichten der leichte, gelbhch braune
Moostorf nach und nach in die gewichtige, schwarze Substanz verwandelt
werde, welche das reife Moor bezeichnet. Er maass zwar der Haide
einen gewissen Antheil an der Bildung des Torfs bei, aber erkannte
nicht dass sie es ist, welche fast allein die ursprünglichen Torflager
erzeugt hat. Es ist sehr wichtig, die auf dem Generationswechsel in
den Torfgruben beruhende Reproduction von dem natürlichen Wachsthum
der Hochmoore zu unterscheiden, womit sie allgemein verwechselt
worden ist. Der auf diesem Wege gebildete Torf ist und bleibt von
dem des Urmoors verschieden, weil er sich aus ganz andern Gewächsen
erzeugt. Eine wahre Regeneration der Hochmoore steht nur zu erwarten,
wenn eine ganz veränderte Technik des Torfgrabens eingeführt
wird. In denTorfgruben können niemals diejenigen Gewächse gedeihen,
auf deren Vermoderung die Bildung schweren, harzreichen, schwarzgefärbten
Brennstoffs beruht. Diese staatswirtschaftlich so wichtige
Bemerkung ist die Grundlage rationaler Torfl<ultur. Jenes Vorurtheil,
als sei der Moostorf eine unreife Frucht des Moorbodens, wird nun aber
eben am einfachsten durch die Beobachtung widerlegt, dass Moostorf,
da wo er, wie in Papenburg, die unterste und älteste Schicht des Moors
ausmacht, wo er durch den Druck von mehr als 20' hohen Lagen reifen
Torfs sollte zusammengepresst sein, auf keine Weise eine Änderung
der Structur oder des specifischen Gewichts erfahren hat. Hier hat sich
das Torfmoos ganz ebenso erhalten, wie in den jüngsten Bildungen,
während der braune Torf nur selten, der schwarze gar keine Einschlüsse
1 Bei de Luc a. a. O. V. 5, p. 190-
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