
56 ÜBER niK Bildung des Torfs
der Entwickluno-sgcschichtc einzelner Moore in Verbindung gestellt zu
haben. Auf Ramie's ^ Andeutungen fortbauend sehliesst er aus der
Reihefolge von über einander abgelagerten Torfschichten auf denkwürdige,
historische Änderungen in der sceländischen Vegetation.
Die schönen Buchenwälder dieser fruchtbaren Insel sind erst entstanden
, nachdem die Eiche unter den vorherrschenden Bäumen verschwunden
war. Der Eichengeneration ging die Kiefer, dieser die
Zitterpappel voraus. In solchen Ergebnissen der Vergleichung organischer
Einschlüsse aus verschiedenen Tiefen des Moors drücken sich
säculare Änderungen des seeländischen Klimas aus, welche der Verbreitung
jener vier Baumarten nach nördhchcn Isothermen entsprechen.
Stccnstruf s Untersuchungen beschränken sich auf die aus der Vermoderung
von Bäumen hervorgegangenen Moore (Waldmoore) welche
gewöhnlich in kleineren Becken liegen^ nur in einzelnen Gegenden vorzukommen
und sich gar nicht zu reproduciren scheinen.
Die Hochmoore, durch ihre Grösse, ihre Häufigkeit in allen Torf
erzeugenden Ländern Iiuropas der Erforschung weit näher gerückt und
wegen der Güte und allmählichen Reproduction des Brennstoffs am allgemeinsten
ausgebeutet, sind dessen ungeachtet bisher von solchen auf
die Reihefolge der Schichten gerichteten Untersuchungen ausgeschlossen
gewesen. Als Hauptschriftsteller über diese Klasse von Mooren muss
noch jetzt de Lnc'^'' betrachtet werden, der die physischen Verhältnisse
der grössten Bremischen Torfmassen mit unübertroffener Klarheit und
Genauigkeit dargestellt hat. Seitdem sind keine bemerkenswerthen
Eortschritte genuicht. Je mehr in den Hochmooren eine amorphe
Grundmasse von Humingebilden die erkennbaren ^ organisirten Einschlüsse
überwiegtj desto weniger gründlich sind die letzteren beachtet
worden, auf welche allein die geologische Schlussfolge sich stützen
kann. Aber wenn die grösseren Reste der Vegetation uns verlassen,
so erhalten sich doch überall zartere Fragmente von Wurzelzasern^
Stämmen oder Zellengruppen, und diese sind die Runen , welche die
Geschichte des Torfes zu späten Zeiten aufbewahren. Nur des Mikroskops
bedarf es sie zu entziffern. Aber so leicht eingeschlossene Holzmassen
durch Vergleichung mit jetzt lebenden Individuen sich unter-
' Rmnie^ Essays on die naUiral history and origine of peat moss. Edinburgh 1807,
p. 103.
2 Von den Waldmooren (Skovmoser) unterscheidet Stcenstrup naturgemäss die
Wiesenmoore (Kjaermoser) und Iloclimoore (I.yngmoser). Aber die letzteren hat er nicht
so genau kennen gelernt: sonst würde er sie nicht, einen Irrthum wiederholend,
als beinahe ausschliesslich von Sphagnum gebildet erklären (S. 53).
3 De Luc a. a. O. V, 5 (1779).
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IN DEN Emsmooren. 57
scheiden und erkennen lassen, so schwierig ist oft der Ursprung isohrter
Gewebtheile nachzuweisen. Die mikroskopische Analyse der im Torfmoor
enthaltenen Überreste der Pflanzen, aus denen es einst erzeugt
ward, ist erst dann einer grösseren Ausbildung fähig, wenn die Anatomie
der Sumpfgewächse weiter fortgeschritten sein wird. Die Hochmoore,
deren Torfschichten mich beschäftigten, sind in einem solchen
Grade einfach gebaut, dass mir bei der Bestimmung der Einschlüsse
bei Weitem weniger Schwierigkeiten begegneten, als bei der noch unvollendeten
Untersuchung der vorherrschend aus Glumaceen gebildeten
Moore (Wiesen- oder Grünlands-Moore). Die folgenden Mittheilungen
gründen sich theils auf Torfproben, die ich im Bourtanger und im Arenbergcr
Moore aus verschiedenen Tiefen gesammelt habe, theils auf die
Beobachtungen über den Bau dieser beiden nur durch das Dünenbett
der Ems geschiedenen Massen. Auch in der Darstellung, wie im Gange
dieser Untersuchungen, muss der jetzige Zustand des Objects dessen
Bildungsgeschichte vorausgehen.
I . Bau der Hochmoore an der Ems.
Von den drei durch ihre Geschichte und Structur unterschiedenen
Klassen von Torfgebilden werden die Wald- und Wiesenmoore durch
die Gewächsformen, aus denen sie entstanden, charakterisirt. Die
Hochmoore sind nach ihrer schwach convexen Oberfläche benannt
worden. Ihre Bildung hängt von einigen Steppen- und Sumpfpflanzen
ab, die zwar auch in anderen Mooren vorkommen , aber hier vermöge
ihres geselligen Wachsthums die ilauptmasse des Torfes erzeugen. Die
drei Moorarten stehen in demselben Verhältniss, wie Wälder, Wiesen
und Haiden, oder andere pflanzengeographische Formationen.
Wollte man nach dem blossen Augenschein urtheilen, so würde
man die gleichmässig ausgedehnte Oberfläche des Hochmoors für völlig
wagerecht halten. Der halbflüssige Zustand, in welchen der Torf schon
durch massige Regengüsse versetzt wird, lässt erwarten, dass das Moor
keine andere Wölbung besitze, wie ein Wasserspiegel, und dass durch
die Schwere in dieser aus verschiebbaren Theilen bestehenden Masse
jede Unebenheit der Oberfläche ausgeglichen und verwischt werde.
Man sah mehrmals in Irland nach anhaltenden atmosphärischen Nieder-
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