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272 DIE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG
Arten ab, so steigt das Verhältniss der Artenanzahl in den letzteren
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Unterscheidung der Monotypen von den Gattungen mit zahlreichen
endemischen Arten ist keine willkürliche, sie bezeichnet nicht
bloss die Grenzwerthe der Mannigfaltigkeit eines Typus, sondern sie
bezieht sich auf das geographische Areal der Gattungstypen selbst.
Denn die endemischen Gattungen Westindiens sind überwiegend monotypisch
oder arm an Arten, während die artenreichen Gattungen dem
Gebiete fast ohne Ausnahme nicht eigenthümlich angehören, sondern
in der Regel auf den Continenten ebenfalls durch mannigfaltige Formen
vertreten werden. Dies geht daraus hervor, dass von den 94 endemischen
Gattungen Westindiens folgende Reihe nach der Artenzahl gebildet
wird: 61 Gattungen enthalten 1,21 G. 2, 2 G. 3, 5 G. 4, 3 G.
5, I G. 9 und I G. 13 endemische Arten. Die Zahl der endemischen
Gattungen mit mehr als 2 Arten ist daher verhältnissmässig unbedeutend,
während die oben aufgezählten artenreichsten Gattungen mit Ausnahme
von zweien auch continental sind.
Wichtiger noch ist die systematische Stellung der monotypischen
Gattungen. Wenn auch die Absonderung von anderen Typen bei manchen
derselben nur eine Folge der Bearbeitungsform ihrer Familien ist,
und daher einem Wechsel subjectiver Ansichten unterworfen sein mag,
so zeichnen sich dagegen viele Monotypen durch einen so eigenthümlichen
Bau aus, dass sie in jedem Pflanzensystem unverändert ihren
Platz finden müssen, ja dass nicht ihre Selbständigkeit, sondern ihre
Stellung zu anderen grösseren Gruppen Zweifel und Schwierigkeiten
hervorruft. Unter ihnen nämlich finden sich die eigenthümlichsten Organisationen
Westindiens, die entweder in keine der im System aufgestellten
Gattungsreihen, welche man natürliche FamiHen nennt, sich
ohne Zwang einreihen lassen, oder die zwischen zwei solchen Gruppen
Verbindungsglieder bilden, so dass die Grenzlinie derselben dadurch
vollständig verwischt werden kann. Die endemischen Gattungen Westindiens,
deren Einreihung in das System solchen Bedenken unterhegt
oder verschiedenartig beurtheilt wird, sind namenthch folgende:
Lunania wird gewöhnlich zu den Flacourtianeen gerechnet, während
Bentham und J. Hooker sie für eine Gattung der Samydeen erklären,
die ich wegen mehrfacher Verbindungsglieder mit den ersteren
vereinigt habe.
Carpodiptera ist von mir als Bombacee aufgefasst, von den genannten
Botanikern aber wegen ihrer Verwandtschaft mit Berrya zu den
Tiliaceen gezogen.
DER PFLANZEN WESTINDIENS. 273
Canella grenzt auf der einen Seite an die Guttiferen, auf der anderen
an die Violaceen und Bixineen.
Hypelate wird von Bentham und J. Hooker für ein zweifelhaftes
Glied der Sapindaceen gehalten.
Peltostigma erscheint denselben ebenfalls als ein ungewisser Typus
unter den Rutaceen.
Purdiaea ist eine Cyrillee, hat also eine anomale Stellung neben
den Ericeen.
Picrodendron weicht durch sehr bedeutende Eigenthümlichkeiten
des Baues von den Juglandeen ab.
Olisbea ist eine Mouriria nahe stehende Gattung, also ein Verbindungsglied
zwischen den Myrtaceen und Melastomaceen.
Mildea ist eine noch unbeschriebene Gattung aus Cuba, die ich
vorläufig als eine anomale Piperacee auffasse.
Theophrasta ist ein deutliches Verbindungsglied zwischen den Sapoteen
und Myrsineen.
Goetzea Wydl. (Espadaea Rieh.) ist eine anomale Solanee.
Bellonia ist eine Gesneriacee mit dem Antherenbau von Solanum,
verknüpft also zwei Familien, die sich übrigens verhältnissmässig fern
stehen.
Unter den auf dem Continente verbreiteten Monotypen finden sich
ebenfalls ausgezeichnete Beispiele anomalen Baues: so Alvaradoa, ein
Verbindungsglied der Simarubeen und Sapindaceen, Polypremum, der
Scrophularineen und Gentianeen, Batis, deren Verwandtschaft mit den
Chenopodeen von gewichtigen Stimmen bestritten wird.
Wenn auch in einigen dieser Fälle eine tiefere Einsicht in den Bau
die systematischen Bedenken einst hinwegräumen wird, so ist es von
anderen und namentlich den Verbindungsgliedern zwischen grossen,
natürlichen Familien ebenso unzweifelhaft, dass die Schwierigkeit mit
zunehmender Sachkenntniss nicht abnehmen, sondern wachsen wird,
da Beispiele von solchen Mittelstellungen nicht bloss hier, sondern auf
allen Schöpfungsgebieten der Erde von Jahr zu Jahr zahlreicher geworden
sind. Indessen scheinen doch die grossen Antillen eine besonders
reichhaltige Fundgrube von Zwitterbildungen zwischen natürlichen
Gattungsreihen darzubieten.
In gegenwärtiger Zeit kann man, wiewohl abgeneigt, den Boden
der Thatsachen zu verlassen, doch nicht leicht diese Verhältnisse des
Endemismus überdenken, ohne sich daran zu erinnern, wie die räthselhafte
Verschiedenheit des Baues polymorpher und monotypischer
Gattungen aus der Theorie Darzvins von der Entstehungsweise der
Organismen abgeleitet werden könnte. Die ersteren würden dem gegen-
A. G r i s e b a c h , Gesammelte Schriften. l8
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