
1 2 DER GEGENWÄRTIGE STANDPUNKT
DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN.
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.hren physjschen Bedingungen ist eine so selbstverständliche geographi-
-^^Naturslnn begabt, a L des
darstellenden Talents nicht ermangelte, das Seinige dafür geleistet hat.
Und dennoch haben nur Wenige sie methodisch zu lösen unternommen
so dass, wer eme Physiognomik der Erde nach ihren Pflanzenformationen
zusammenstellen wollte, bald das Fragmentarische der Mittheilungen,
bald den Mangel botanischer Kenntnisse beklagen und fast immer der^
vergleichenden Uberblick über die verwandten Schöpfungen verschiedener
Erdthede n. den Darstellungen der einzelnen Länder vermissen
wurde Es giebt indessen, seitdem z-, M M d r d e n Geist der Reisenden
belebt hat, so viele musterhafte Schilderungen neben der Spreu des
Ungenügenden dass ein Jeder sich mit Leichtigkeit die richtige Methode
aneignen könnte. Von einem so wohlbekannten und vielbereisten
m t l i l ^; - t indi s che n Inseln ist es dessenungeachtet nicht
möglich, ^ e Reihe der Formationen und ihre Anordnung nach den litelarischen
Quellen irgend befriedigend darzustellen, und so reichhaltig
die Beitrage zur Kunde des tropischen Afrikas in den letzten Jahren ge
Wesen sind, so haben wir doch von der Vegetation dieser Landschaften,
obgleich die Systematik der Flora in besonderen Werken gefördert
wurde, kaum eine weitere Kunde, als dass auch hier, wie in Südamerika
und Indien, Wälder und Savanen mit einander abwechseln.
K l i m a t i s c h e Geobotanik.
Der Einfluss des Klimas auf die geographische Anordnung der Vegetation
lasst sich nur nach den physiologischen Bedingungen des organischen
Lebens beurtheilen. Die einfachste Beobachtung lehrt, dass
Gewächse wärmerer Klimate in kälteren Gegenden erfrieren. DieUntersuchungen
über die Zeitpunkte, in denen die Belaubung, dieEntfaltung
Ph . H K oder cier Winterschlaf eintritt, haben gezeigt, dass jed!
L s s d Temperaturgrade gebunden ist,
das daher jede Ordinate der Jahreskurve bedeutungsvoll auf das Pflan^
.enlebe„ emwirkt und dass Schwankungen in den Zeitabständen dieser
S i t n i r f r Die älteren Arm
Seren w " " " n' auf die Vergleichung der
h e f d e T d l l T V " ? seiner Vegetation und vermochten dawe
1 de, r f r Verbreitung nur selten zu erklaren.
ch e i f T ^^^ Jahreskurve aus!
chliesst Ebenso wenig ist es als ein Fortschritt zu betrachten, als man
I t ^ m i u T Wä r m e s u m Z
setzte, indem man bald die mittleren Tagestemperaturen eines Jahres,
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bald deren Quadratzahlen addirte, um vergleichbare Ziffern für verschiedene
Orte zu erhalten. Hierbei Hegt nämlich die irrige Vorstellung
zu GrundCj als sei die Wärme eine Triebkraft für das Pflanzenleben,
deren Wirkung durch die blosse Dauer ihres Bestehens wachse, da doch
eine Knospe Wochen lang ruhen kann, ohne in der begonnenen Entfaltung
fortzuschreiten, wenn die Tagestemperatur sinkt oder sich nicht
zur entsprechenden Höhe erhebt. Das Problem, den Zusammenhang
zwischen Wärme und Vegetation geographisch vergleichbar darzustellen,
ist offenbar viel verwickelter, als man dasselbe angesehen hat, und
erwartet seine Lösung erst von der Zukunft. Es fehlt an Messungen
der den Entwickelungsphasen entsprechenden Temperatur-Ordinaten,
die nur in einem Theil von Europa angestellt sind ; für die den directen
Sonnenstrahlen ausgesetzten Pflanzen lassen sich die Beobachtungen
am beschatteten Thermometer nicht benutzen und wir besitzen nicht
einmal ein brauchbares Instrument, um die Insolationswärme zu bestimmen;
endlich entgeht uns jeder Maassstab für die physiologischen
Processe, welche die Entwickelung der Organe vorbereiten und, indem
sie eine gewisse Zeitdauer in Anspruch nehmen, eben so gut wie die
Temperatur beschleunigend oder retardirend wirken können. So wenig
daher bis jetzt eine exacte Behandlung dieser Fragen möglich ist, so
genügen doch allgemeinere oder typische klimatische Werthe, um gewisse
Vegetationsgrenzen zu erklären, und je grösser die verglichenen
geographischen Räume und also auch die klimatischen Gegensätze sind,
desto mehr wächst ihre Bedeutung. Zu diesen im Grossen wirksamen
Einflüssen gehören die Winterkälte, die Phytoisothermen, die Gegensätze
des Continental- und Seeklimas und die Eigenthümlichkeiten der
tropischen Jahreskurve.
Die Wirkungen des Winterfrostes lassen sich mit beliebiger Schärfe
nachweisen. Dass diese die physischen Ursachen von der Verbreitungsgrenze
einiger Sträucher im nordwesthchen Deutschland seien, z. B.
des Hex und des Ulex, geht daraus hervor, dass dieselben jenseit derselben
in kälteren Wintern erfrieren. Charakteristisch ist in dieser Beziehung
die Thatsache, dass Hex aquifolium von der Nordseeküste aus
in südösthcher Richtung allmählich an Grösse abnimmt, weil beispielsweise
bei Hannover zuweilen Wintertemperaturen eintreten, bei denen
das Gewächs mit Ausnahme seiner unterirdischen Organe abstirbt.
Ebenso sind die im vorigen Jahrhundert jenseit der Grenze des Ulex
europaeus angepflanzten Sträucher dieser Art, welche damals zu Hecken
empfohlen wurden, durch Frost wieder zu Grunde gegangen.
Phytoisothermen sind die Räume, in denen die mittlere Wärme
während der Vegetationszeit dieselbe ist. Ihre Anwendung beruht auf
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