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140 ÜBER DIE VEGETATIONSEINIEN
schrieben, der die pflanzengeographischen Gegensätze innerhalb unseres
Gebiets behandelt.
Bei dem Versuche , Pflanzenareale durch Linien zu umgrenzen,
zeigt sich eine erhebliche Schwierigkeit in den sporadischen Fundorten,
die, wie die Vorposten eines Lagers, durch örtliche Einflüsse oft ziemlich
weit von dem eigentlichen Verbreitungsbezirke entrückt sind. So
treffen wir östliche Pflanzen, wie Sisymbrium austriacum und Biscutella
laevigata, noch einmal wieder auf dem Hohenstein an der Weser bei
Hameln, so Phyteuma orbiculare der südlichen Gebirgswiesen im Ammerlande
an der Grenze von Ostfriesland oder die östliche Omphalodes
scorpioides nach ziemlich grosser Unterbrechung zum letzten Male auf
der Kreide zwischen Othfresen und Salzgitter. In dem Areal der meisten
Pflanzen kann man, wie?'. Martins mit Recht bemerkt hat, ein centrales
Gebiet unterscheiden, wo die Fundorte dichter zusammenliegen,
bis sie nach der Peripherie hin allmählich immer weiter auseinander
treten und zuletzt zu sporadischen Vorposten werden. Einer so ungleichen
Vcrtheilung der Individuen gegenüber lässt sich nicht jede
VVillkürlichkeit bei der Begrenzung des Areals vermeiden, wodurch
naturwidrige Verzerrungen desselben entstehen können, die, wenn sie
einen gewissen Grad erreichen, zu falschen klimatischen Analogien führen
müssen. Die einzige Methode, solche Übelstände zu vermeiden
oder doch auf ein unschädliches Maass herabzuführen, besteht off"enbar
darin, die Beobachtungen zu vervielfachen und für jede Art eine möglichst
grosse Anzahl von Fundorten zu verzeichnen, woraus sich im
einzelnen Falle das Verhältniss der sporadischen zur centralen Verbreitungssphäre
ergiebt. Ferner habe ich oft bemerkt, dass der Abstand
der äussersten sporadischen Fundorte von der letzteren nicht so ungleich
ist, als man erwarten sollte. Eine Linie, die mehrere derselben
verbindet, kann dadurch ebenso charakteristisch für die klimatischen
Beziehungen der Pflanze werden, wie die Grenze des Hauptareals selbst,
der sie mehr oder minder parallel verläuft. So wächst Corydalis claviculata
auf zwei Parallelreihen sporadischer Fundorte (Lüneburg und
Bielefeld, Syke und Lage), welche das Areal dieser westHchen Pflanze
in derselben Richtung südöstlich begrenzen, wie die Vegetationslinie
des Centraigebiets ^ von der sie ungefähr gleich weit entfernt liegen.
Wo eine grössere Reihe sporadischer Fundorte bekannt ist, kann daher
die klimatische Grenze der Art auch durch die letzteren bestimmt werden.
Wo jedoch bedeutende Lücken der Beobachtung wahrscheinlich
sind, habe ich die betreffenden Arten lieber vorläufig von der Specialuntersuchung
ausgeschlossen.
Jedes Areal kann am deutlichsten durch seine Vegetationslinien
DES NORDWESTLICHEN DEUTSCHLANDS.
bezeichnet werden, deren in Mitteleuropa vier am bedeutendsten hervortreten:
eine nördliche, südliche, nordwestliche und südöstliche.
Hierdurch wird die Lage einer Arealgrenze gegen diese Himmelsrichtungen
absolut ausgedrückt; in umgekehrtem Sinne hingegen von den
Arealen südlicher, nördlicher Pflanzen zu reden, heisst nur relativ ihre
Lage anderen Arealen gegenüber bestimmen, da z. B. eine östliche
Pflanze auch ihre Nord- und Südgrenze hat und für andere Gegenden
eine westliche werden kann.
Die klimatische Ursache von jeder Vegetationslinie ist eine besondere
und erfordert eine besondere Untersuchung, daher im Folgenden
nur auf die Lage jeder dieser Linien, nicht auf die Grösse und Gestalt
ganzer Areale Rücksicht genommen wird.
I. Die klimatischen Vegetationslinien des
G e b i e t s .
Unter den 1500 phanerogamischen Pflanzen, welche in unserem
Gebiete einheimisch sind, erreichen mehr als 230 Arten hier die äusserste
Grenze ihrer Verbreitung : ein numerisches Ergebniss , welches nach
Ausschluss gewisser, schwieriger erkennbarer Arten gewonnen ist, über
deren Areal noch kein einigermassen sicherer Abschluss durch Beobachtungen
vorliegt. Auf diese 230 Pflanzen bezieht sich dem vorangestellten
Plane zufolge ausschliesslich die jetzige Untersuchung über
die klimatischen Bedingungen ihrer im Gebiete nachweisbaren Vegetationslinien.
Trägt man diese Linien graphisch auf, so fällt sogleich ihre entschiedene
Regelmässigkeit in die Augen. Sie verlaufen geradlinig über
weite Strecken, oft über den grössten Theil des Continents, ohne durch
örtliche Einflüsse, weder durch geognostisches Substrat, noch durch
schwache Niveauverschiedenheiten modificirt zu werden. Diese geraden
Linien, nicht selten mit scharfem Winkel in eine zweite Arealgrenze
übergehend, lassen sich fast überall auf das deutlichste erkennen. Sogar
bei den seltensten Pflanzen, die nur an wenigen Punkten Europas
wachsen, so dass die Sphäre ihrer Lebensbedingungen als die verhältnissmässig
engste erscheint, zeigen sie sich in überraschender Regelmässigkeit,
z. B. bei Aldrovanda vesiculosa. Die Fundorte MontpeUier
und Arles, Orange, Piémont und Padua, Reg. Bez. Oppeln in Schle-
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