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438 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
/¿¿zu die Provinz Marlborough (daselbst, p. 63), eine dürre Landschaft
im nordöstlichsten Theile der Südinsel mit hohen Gebirgsketten (von
5000 bis 9700') j die grösstentheils aus offenem Weideland besteht,
während Waldungen, in denen Fagus Solandri vorherrscht, die Thäler
und unteren Abhänge des Gebirges bekleiden. Die obere Waldgrenze,
an welcher die alpine Vegetation beginnt, wurde zu 4000' bestimmt,
lokal finde sich jene Buche bis 5000'. Das Weideland ist mit Gräsern
bew^achsen, von denen 10 Arten genannt werden und deren Mehrzahl
bis 3000' ansteigt. Grössere Sträucher (Synanthereen; w^achsen bis
5000'. Jenseit der Gesträuche besteht der alpine Gürtel aus Stauden,
über 6000' fand sich nur noch eine einzige (Cotula coronopifolia). Die
Steilheit der oberen Gehänge verödet sie und lässt auch den Schnee
nicht haften.
3. Osterinsel. — Auf dieser so entlegenen Insel scheint die
poröse Beschaffenheit des vulkanischen Bodens, di-e selbst Quellcnbildungen
ausschliesst, die Ursache der äusserst dürftigen Vegetation zu
sein. Das Klima soll nach Ga/ui, der eine Expedition dahin von Chile
aus leitete, warm und Regen in allen Monaten häufig sein [Petennamis
Mittheilungen 1871, S. 236). Philippi (Zeitschrift der Berliner Gesellschaft
für Erdkunde, 5, S. 470) hat die Früchte eines Baumes untersucht,
der nach Gana der einzige der Insel ist, und d.arin eine Edwardsia
erkannt, die, von der chilenischen verschieden, mit dem Manatibaume
der Sandwichinseln zu vergleichen sein würde.
I V .
hl meinem letzten Berichte wurde die Entstehung selbständip-er
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Arten aus fruchtbaren Bastarden berührt und bemerkt, dass hierauf
keine allgemeine Theorie über den Ursprung der organischen Natur
aufgebaut werden könne, weil dadurch nur schon bestehende Artenreihen
verbunden werden , die neuen Bildungen aber nicht über die
Endglieder derselben hinausschreiten können. Seitdem hat Nägeli
seine damals erwähnten Mittheilungen über Hieracien fortgesetzt und
eine neue, höchst bemerkenswerthe Beobachtung veröfi"entHcht, die
ein unerwartetes Licht auf die Entstehung der Arten zu werfen scheint
(Das gesellschaftliche Entstehen neuer Speeles, Botanische Mittheilungen,
Bd. 3, S. 165—204). Um die Tragweite dieser Beobachtung
zu würdigen, bedarf es einiger einleitenden Erwägungen, die, von
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN.
denen des Verfassers unabhängig, sich vielmehr auf diejenigen Ansichten
beziehen, die ich bisher, zum Theil auch in den früheren Berichten,
vertreten habe.
Niemals habe ich die Descendenzhypothese als solche bestritten,
sondern nur behauptet, dass sie durch die Erfahrungen über die Bildungen
von Varietäten nicht begründet werden könne und, wenn sie
begründet ist, die dabei thätig gewesenen Kräfte unserer bisherigen
Kenntniss entzogen sind (Vegetation der Erde, I, S. 5). Die Variation
ist die individuelle Abschweifung vom Typus der Art, aber da in der
freien Natur sich verschiedene Individuen unter einander befruchten,
durch die Zeugung also die individuelle Divergenz auf ein mittleres
Ebenmaass zurückkehrt, so erhält sich der Typus unverändert. Die
Varietäten sind eben morphologische Abweichungen, auf welche das
Dogma von grösserer oder geringerer Erhaltungsfähigkeit in den
wenigsten Fällen eine Anwendung findet, wie Pringsheim kürzlich an
einigen verwandten^ Algenformen noch besonders nachgewiesen hat
(Abhandlungen der Berliner Akademie, 1873, S. 185]. Die Wirkungen
der Varietätenbildung in der sich selbst überiassenen Natur sind daher
mit denen bei künstlicher Zuchtwahl gar nicht zu vergleichen.
Dieser Folgerung stimmt auch Nägeli bei, indem er bemerkt
(S. 169), dass zwischen der Speciesbildung in der freien Natur und der
Racenbildung durch den Züchter eine wesentHche Verschiedenheit bestehen
müsse und von einer natürlichen Zuchtwahl im Sinne Darzvifis
„nur sehr uneigentHch" die Rede sein könne. Betrachtet man die natürlichen
Verwandtschaften des Pflanzensystems, so ergiebt sich, dass
zwischen den Gruppen jeder Ordnung, zwischen den Arten nicht nur,
sondern auch zwischen den Gattungen und Famihen, mittlere Organisationen
bestehen, die sich gerade so verhalten wie die hybriden Erzeugnisse
verschiedener Arten. Von den Vorstellungen der Descendenzhypothese
ausgehend kann man diese als die Stämme ansehen, von
denen sich die Gruppen und einzelnen Arten durch Spaltung und Specialisirung
der Organe abgezweigt haben. Demnach müsste man bildende
Kräfte anerkennen, welche gerade entgegengesetzt wirken wie
diejenigen, welche bei der Entstehung von Bastarden thätig sind. Nun
ist zwischen den letzteren und den Varietäten der wesentliche Unterschied,
dass der erste Bastard unvermittelt im Gleichgewicht der Organisation
zwischen seinen Eltern steht, die Varietät hingegen sich einseitig
durch Umbildung einzelner Organe von dem Stamme entfernt.
Im Gegensatz zur hybriden Entstehung wäre die Spaltung ein dritter
Fall der Umbildung und würde darin bestehen, dass zwei neue Orga