
f f w »i
L
uiL
ifir
• ' ± i.: !
' i j ' - • r
474 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
liehen Niederschlags und dessen Vertheilung bestimmt wird. Durch
die hiernach entworfene Karte wird es auf den ersten Blick erklärlich,
wesshalb die Wälder des indischen Himalaya in einer so viel näheren
Beziehung zu Hinterindien stehen, als zu der ostindischen Halbinsel,
wo ähnliche Regenmengen erst an der Küste von Bombay wiederkehren.
Nur in Bengalen und an der Ostküste ist das Colorit der Karte, welches
die dürren Landschaften (mit nicht mehr als 30" Regen) bezeichnet,
nicht klar genug durchgeführt, weil keine Übergangsfarbentöne angewendet
wurden. Die Mittheilungen über die Verbreitung derjenigen
indischen Bäume, welche den Hauptgegenstand des fortschreitenden
Forstbetriebs bilden, und über die klimatischen Bedingungen ihres Vorkommens
sind werthvoll und reichhaltig.
In Sindh verfügt der Staat über 350,000 Acres Forsten, die zum
Theil im Überschwemmungsgebiet des Indus liegen und übrigens, indem
die Niederschläge fehlen oder ungewiss sind, durch das Grundwasser
des Stromes befeuchtet werden. Im Delta bestehen sie aus
Acacia arabica (Babul), die den Boden so dicht beschattet, dass nur
sehr wenig andere Gewächse aufkommen. Weiter stromaufwärts folgen
Buschwaldungen von Tamarix mit einzelnen Stämmen von Acacien
und Populus euphratica und in weiterem Abstände vom Ufer umsäumt
durch grössere Bestände von Prosopis spicigera, Salvadora und Capparis
aphylla. Diese drei Bäume bilden auch die sogenannten Rukh-
Wälder auf den Wasserscheiden des Punjab, wo der jährliche Regenfall
auf 10" und mehr steigt; auch reichen sie weithin nach Osten in
die dürren Gegenden des Tieflands: südwärts treten in Meywar an
deren Stelle Wälder, in denen eine Combretacee (Anogeissus) vorherrscht.
Die gleichfalls dürre Region im Süden der Halbinsel (i i« bis
16" n. Br.), im Carnatic, Mysore und Dekkan ist durch das Vorkommen
des Santelholzes (Santalum album) ausgezeichnet.
Da bei höherer Wärme die Vegetation eines stärkeren Wasserzuflusses
bedarf, als in der gemässigten Zone, so werden kräftige
Wälder in Indien nur da gefunden, wo der Niederschlag über 40"
steigt, und erst in den feuchten Landschaften, in denen dieser Werth
höher wird als 75", erreicht das Pflanzenleben den höchsten Grad der
Üppigkeit. Hierdurch wird der Waldgürtel des indischen Himalaya
bezeichnet, der östlich vom Punjab mit dem Terai schmal beginnt, im
Thal des Brahmaputra sich am breitesten vom Innern bis zur Küste des
bengalischen Meerbusens ausweitet und von hier aus bis zum Delta des
Irawaddy zu den Gestadelandschaften von Chittagong, Arracan und
Pegu sich wieder zusammenzieht. In dem grössten Theile auch dieses
feuchten Gebietes sind die Niederschläge so vertheilt, dass die grosse
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN.
475
Masse der Bäume in der trockenen Jahrszeit oder wenigstens gegen das
Ende derselben das Laub verliert. Die beiden wichtigsten Bäume der
indischen Forstbestände verhalten sich gerade in dieser Beziehung ungleich.
Der Teakbaum (Tectona grandis) wirft seine Blätter schon im
Januar ab und steht 4 oder 5 Monate laublos. Der Sal hingegen (Shorea
robusta) entlaubt sich erst allmählich im März oder zu Anfang April,
und zu dieser Zeit schlagen schon die neuen Triebe aus. Der Teak
wächst zerstreut in den Wäldern unter anderen Bäumen und Bambusen,
sein Vorkommen ist weniger von der Feuchtigkeit, als von gleichmässiger
Temperatur bedingt. Aber hohe Stämme, die doch auch selten
Uber 100' hoch sind, finden sich nur in feuchteren Gegenden. Am
besten gedeiht der Teak da, wo der jährliche Niederschlag über 30"
steigt und die Wintertemperatur nicht unter 12° R. sinkt. In dem
trocknern Klima des Südens der Halbinsel bildet er nur ~ ein niedriges
und wenig brauchbares Unterholz. Die Nordgrenze seines Vorkommens
beginnt nördlich von Bombay an der Küste von Gujerat (22° N. Br.),
zieht sich dann in einem Bogen durch das Innere über Bundelkhund
(bis Jhansi, 26°) und erreicht die Küste Coromandel in Orissa (bei
Mahanuddy, 20°): die Teakwälder am Irawaddy werden daher von den
ostindischen durch den Meerbusen von Bengalen getrennt. — Die
Hauptverbreitung des Sal umfasst den Terai und südlich vom Ganges
ein ansehnliches Gebiet im Innern von Orissa, sowie in den anliegenden
Landschaften von Behar und Bewar. Dieser Baum bedarf wenigstens
40" Regen und folgt übrigens den Sandsteinformationen, indem er auf
thonreichen Erdkrumen nicht gedeiht. Der Baumwuchs in den Wäldern
mit periodischer Belaubung wird durch den allgemeinen Gebrauch, das
Gras und das trockene Laub des Jungle im heissen Frühling durch
Feuer zu zerstören, im hohen Grade benachtheiligt: diess ist die Hauptursache
von der Menge kranker und hohler Baumstämme und vom
mangelhaften Nachwuchs.
Immergrüne Wälder der Lorbeerform, welche durch die Vegetation
fast undurchdringlich sind, treten im feuchten Klima jenseit des
Ganges auf. Von gleicher Üppigkeit des Wachsthums wie im östlichen
Bengalen und im birmanischen Küstenlande finden sie sich auf
der ostindischen Halbinsel erst an der Küste von Malabar südwärts vom
Tapti (22° N. Br.) wieder. In den immergrünen Wäldern erreichen
manche Bäume eine weit bedeutendere Grösse als in denen mit periodischer
Belaubung, meiner Sykomorenform. Oft kommen Stämme vor,
die mit ihrer Krone 200' hoch und höher sind; der höchste Baum, den
Brmidis in Indien gemessen hat, war eine Urticee (Antiaris) von 250'.
Eine nur beschränkte Verbreitung in diesen Wäldern hat Ficus elastica.
i
( < i
r