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270 DIE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG
5- Das letzte Glied bildet Trinidad, wo Niederschläge auch ausserhalb
der Regenzeit in allen Monaten vorkommen, jedoch Savanen geschützt
durch die zu 3100' sich erhebenden Gebirgszüge, wie in Guiana,
dem feuchten Waldgebiet sich einordnen. Von Curaçao und anderen
gebirgslosen Inseln an der Nordküste von Venezuela hegen keine botanischen
Sammlungen vor.
Die Gesammtzahl der auf einer Mehrzahl von westindischen Inseln
nachgewiesenen, endemischen Gewächse betrug demnach kaum mehr
als 700 Arten, während 1274 nur auf einer einzigen Insel gesammelt waren.
R e i c h t h u m der Gattungen an endemischen Arten.
Wenn in einer formenreichen Gattung die verschiedenen Arten
vvelche sie zusammensetzen, über nahe gelegene Inseln oder Gebirgsgipfel
sich vertheilen, also durch das Meer oder durch nicht leicht übl -
schreitbare Thäler von einander geschieden sind, so werden sie in ihrer
Absonderung verharren und auf die Dauer den Ort, wo sie entstanden
sind, erkennen lassen. Dies ist das Verhältniss, welches y. ffooker
zuerst fur die artenreichen Gattungen der Galapagos nachgewiesen hat 1
Smd dagegen die .grossen Gattungen continentalen Ursprungs, so dass
sich die Arten leichter ausbreiten können und jede einzelne doch ihre
eigenthümlichen Kräfte besitzt, physische und physiologische Hindernisse
auf Ihrer Wanderung zu überwinden, werden die schwächer ausgestatteten
auf einem engen Räume zurückbleiben, während die P-leichsam
mit den stärksten Waffen gerüsteten, die wuchernden, die massenhaft
sich fortpflanzenden, die von Klima und Boden unabhängigsten
weiter .md weiter ihren Wohnort ausdehnen, ja einige zuletzt auc£ das
Meer uberschreiten mögen. So empfangen die Inseln aus der Ferne
mir einzelne Vertreter aus den Gattungen des Continents. Man kann
daher auf einem oceanischen Archipel die endemischen von den nicht
endemischen Pflanzen oft schon dadurch unterscheiden, dass die Artenzahl
in der Gattung höher ist.
Bei den westindischen Pflanzen hat sich dieser Unterschied ebenfalls
nachweisen lassen : da derselbe aber durch die endemischen Monotypen
und andere Einflüsse verdunkelt wird, ist eine weitere Erläuterung
erforderlich.
Ich beschränke meine Darstellung auf die Dikotyledonen, da zwei
der grossten monokotyledonischen Familien, die Gräser und Cyperawegen
ihrer erleichterten Wanderungsfähigkeit und der Ubiquität
' Linn. Transact. 20, p. 163 u. f.
DER PFLANZEN WESTINDIENS. 271
der Haiiptgattungen zur Vergleichung mit den ersteren nicht geeignet
sind. Die Verhältnisszahlen der verglichenen dikotyledonischen Gattungen
und Arten sind folgende:
Gesammtzahl der Gattungen = 1030, wovon 273 sowohl endemische
als nicht endemische Arten enthalten.
Endemische Arten = 1789, in 540 Gattungen.
Nicht endemische Arten = 1866, in 763 Gattungen.
Das Verhältniss der Arten zu den Gattungen ist demnach bei den
endemischen Dikotyledonen Westindiens 3, 3: i, der nicht endemischen
2 , 4 : 1 . Dieser Unterschied aber würde weit erhebhcher werden, wenn
statt des arithmetischen Mittels eine mehr in die besonderen Verbreitungsgesetze
eindringende Berechnungsweise gewählt und namentlich
der Einfluss folgender Thatsachen in Betracht gezogen würde.
1. Es giebt unter den Westindien eigenthümlichen Pflanzen eine
Menge von Gattungen, deren Artenzahl sehr weit über das arithmetische
Mittel hinausreicht. Die grösste Anzahl endemischer Arten fand sich in
folgenden Gattungen: von Croton und Rondeletia habe ich je 31, von
Pilea, Psychotria und Eupatorium je 30, von Eugenia 29, von Clidemia
24, von Phyllanthus und Ipomoea je 23 Arten kennen gelernt, welche
bis jetzt nur auf den westindischen Inseln beobachtet sind. Unter den
nicht berücksichtigten Orchideen steigt die Ziffer bei Epidendrum auf
37, bei Pleurothallis auf 32. Von Gattungen, deren endemische Arten,
unter einander durch ihren Bau näher verbunden, als typisch für Westindien
zu betrachten sind, hatten Calyptranthes 13, Calycogonium 13,
Exostemma 11, Stenostomum 12, Tupa 11, Conradia 12 dem Gebiete
eigenthümliche Arten : die mit Conradia verwandte Gesneriaceengattung
Pentarhaphia mit 9 Arten ist sogar, wie Calycogonium, durchgreifend
endemisch.
2. Zahlreiche Gattungen des continentalen Amerikas zählen einzelne
endemische Arten in Westindien. Von manchen ist es wahrscheinlich,
dass sie künftig auch auf dem Continent nachgewiesen werden,
wodurch sich das Verhältniss der endemischen Arten und Gattungen
in Westindien ändern würde.
3. Endlich wird der durchschnitthche Quotient der endemischen
Arten und Gattungen durch die Monotypen, d. h. die Gattungen mit
einzelnen oder wenigen Arten herabgedrückt, von denen mir unter den
Dikotyledonen allein 61, die nur eine einzige Art zählen, bekannt geworden
sind. Diese Erscheinung ist eine Eigenthümlichkeit der Schöpfungscentren,
die abgesondert untersucht zu werden verdient, und
dem Artenreichthum anderer Gattungen gerade entgegengesetzt. Zieht
man jene 61 Monotypen von den übrigen Gattungen mit endemischen
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