
, 5
234
b.
C.
DIE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG
PI. agrariae.
Abutilón crispum G. Don. Venezuela — Neumexico; Ostindien.
Phytolacca decandra L. Nordamerika—Cuba; Sandwich-Inseln, China; Azoren,
canarische Inseln, Mediterrangebiet (eingeführt).
Rumex obtusifolius L. Nördliche gemässigte Zone — Cuba; Brasilien.
Juncus tenuis W. Nordamerika •— Uruguay ; Westeuropa.
Crinum giganteum Andr. Brasilien, Jamaika, Westafrika — Cap.
4. Areale, die beide tropische Zonen Amerikas
umfassen.
Die geographischen Verbreitungsbezirke der Pflanzen sind unter
den Tropen, ebenso wie in der nördlichen gemässigten Zone, in zahlreichen
Fällen bei Weitem grösser, als man früher geglaubt hat. Je
mehr die Sammlungen aus den entlegene Standorte verbindenden
Zwischenländern verglichen werden, desto häufiger zeigen sich die
Areale nach innen zusammenhängend, nach aussen abgeschlossen, wie
das Gesetz der Schöpfungscentren fordert. In der südhchen gemässigten
Zone dagegen, wo die Hauptgebiete von geringerem Umfang und
in westöstlicher Richtung durch weite Meere oder wüste Ebenen ^ getrennt
sind, zeigen sich auch die Areale verhältnissmässig am kleinsten.
Unter den westindischen Gefässpflanzen, soweit sie auf Amerika beschränkt
oder höchstens bis zu benachbarten Archipelen, wie den Galapagos
und Bermudas reichen, bewohnt nach meinen Untersuchungen
ungefähr der sechste Theil den ganzen Raum des tropischen Gebiets,
und hierunter findet sich wieder eine Anzahl, welche über die Wendekreise
und den Bereich der tropischen Jahreszeiten hinaus in die wärmeren
Gegenden der gemässigten Zonen eindringen. In dem letzteren
Falle betrachte ich nämlich nicht die Wendekreise selbst als die Polargrenzen
der tropischen Vegetation, sondern die gebogenen Linien,
welche das klimatische Gebiet tropischer Regenzeiten einschliessen, von
denen die eigenthümliche Physiognomie ihrer Natur, die Mischung der
Baumarten in den Wäldern, der Reichthum ihrer Parasiten und Epiphyten,
die Mannigfaltigkeit ihrer Lianen, in den Savanen die Aufnahme
von grösseren Holzgewächsen abhängt. In dem nachfolgenden
Verzeichnisse, wo die Polargrenzen, wie vorhin nur bei den in nicht
tropische Klimate eindringenden Pflanzen angegeben sind, ist daher
keine Rücksicht darauf genommen, ob z. B. eine Art in Brasihen nur
bis zur Breite von Rio oder von Porto Alegre beobachtet worden ist:
1 Hierdurch erklärt sich wohl am einfachsten der Gegensatz der Ostr- und Westgliederung
des südlichen Australiens, den Dr. Hooker besprochen hat (Tasman. Fl. Introduct.
p. 54).
DER PFLANZEN WESTINDIENS. 235
denn hier reichen tropisches KHma und tropische Formationen bis über
den 30sten Grad südlicher Breite, wogegen an der mexicanischen Ostküste
der Wendekreis als Polargrenze tropischer Natur gelten kann.
Ein ähnlicher, aber weit merkwürdigerer Unterschied tritt in Westindien
selbst hervor, wenn wir die Vegetation der Bahamas mit dem gegenüberliegenden
Festlande von Florida vergleichen : jene ist tropisch, dieses
besitzt nur vereinzelte tropische Bestandtheile. Die Insel New
Providence, wo wahrscheinlich Swainsoiis Bahama-Pflanzen hauptsächhch
gesammelt worden sind, wird von dem 2 5sten Parallelkreise geschnitten:
etwas südlicher, jedoch noch unter demselben Breitegrade,
liegt der dem Südende von Florida benachbarte kleine Archipel von
Key West, von dessen Vegetation man einige Kunde hat. Die Flora
der Bahamas ist nur ein Glied der westindischen : die grosse Mehrzahl
der Pflanzen wächst auch in Cuba und auf anderen Antillen, bis hieher
reichen westindische Arten von Anonaceen (Anona) , Malpighiaceen
(Byrsonima, Malpighia , Stigmaphyllon , Triopteris), Meliaceen (Swietenia
Mahagoni) , Laurineen (Nectandra sanguinea) , Cycadeen (Zamia)
und epiphytische Orchideen (Epidendrum). Der Vegetationscharakter
von Florida hingegen ist im Allgemeinen mit dem von Georgien und
Caroliiia übereinstimmend; die Vertreter tropischer Familien, welche in
den südlichen Staaten vorkommen , haben sich in Westindien nicht
wiedergefunden (mit Ausnahme von Sabal Palmetto, einer Palme, die
vielleicht durch den Verkehr übergesiedelt ist) ; von westindischen Holzgewächsen
kommen nur wenige in Florida und Key West vor (in Florida
2 Coccoloba-Arten, Pithecolobium unguis cati, Guettarda elliptica,
Psychotria lanceolata, Myrsine laeta, Jacquinia armillaris, Tournefortia
gnaphalodes; in Key West Guajacum sanctum, Schaefiferia frutescens,
Passiflora angustifolia, Exostemma caribaeum, Erithalis fruticosa, Beurreria
tomentosa). Wenn die nördlichsten Bahamas, die über den aysten
Parallelkreis hinausreichen , botanisch untersucht sein werden , ist mit
Wahrscheinlichkeit zu erwarten, dass der Unterschied von der kaum
14 g. Meilen entfernten Küste des Continents noch auffallender hervortritt.
Auch hier habe ich die Grenze der eigentlich tropischen Vegetation
als eine zwischen Florida einerseits, Cuba und den Bahamas
andererseits verlaufende Linie aufgefasst, die daher vom Wendekreise
bis zum 28sten Breitegrade nach Osten aufwärts steigen würde, aber
klimatische Ursachen scheinen hier nicht vorzuliegen. Zwar werden auch
den Bahamas tropische Jahreszeiten zugeschrieben S aber während des
Sommers, vom März bis zum September, herrscht hier der Passat, der
1 Schöpf, Reise. 2. S. 477. 483*
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