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2 2 6 DIE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG
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A. de Candolle beträchtlich vervollständigt worden. Allein ihre Anzahl
wächst im Verhältniss ausgedehnterer Ve r g l e i chung en, und in der
westindischen Flor a allein sind bereits mehr als doppel t so viel transoceani
sche Ar ten nachgewiesen, wie in den Verzeichnissen Candolle s.
In manchen Fä l l en, namentlich bei der Verbrei tung nach deo nördlichen
Küs t en Aus t ral iens , die dama l s von der Koloni sat ion noch ganz
unberührt waren, hat R, Broivn die Einwanderung auf natürliche, ohne
Zuthun de s Menschen wirkende Ur s a chen zurückgeführt. Seine Ans
icht , da s s hierbei die oceanischen S t römung en durch die Hinüberführung
de s S ame n s zu gleichartigen Kl imaten be sonde r s thät ig sind,
erhielt durch die Ve r suche Darzviiis und Ande re r über die Ke imf ähigkei
t sdauer im Meerwas ser schwimmender Früchte eine neue Stütze.
Wa s aber den Zus ammenhang betrifft, den R, Brozvn zwischen der
Organisat ion des S ame n s und den t ransoceanischen Wande rung en zu
finden glaubte, so lässt sich seine Meinung nicht mehr festhalten, oder
vielmehr die Mittel, welche die Daue r der Keimf ähigkei t erhöhen , erscheinen
mannigfalt iger, und die Ar t , wie sie wirken, ist nicht überall
erkennbar. E s ist zwar r icht ig, da s s die albumenfreien Fami l ien mit
entwickeltem Ke im, wie die L e g umi n o s e n , Malvaceen und Convolvulaceen
, zahlreichere Bei spiele von t ransoceani scher Verbrei tung enthal
ten, aber S u a e d a , Pi sonia, S c a e v o l a , Sol anum u. a. besitzen ein
ausgebi ldetes Al bumen gleich den mei s ten Monokotyl edonen. Man
könnte vielleicht behaupt en, das s entweder der entwickelte Ke im die
Wande rung be güns t i g e , oder in anderen Fäl len das St ä rkemehl des
Al b ume n s , welches leichter als die Fe t t e der Zer setzung widersteht,
aber auch hiermit würde die Verbrei tung von S c a evol a und Sol anum
nicht erklärt sein. Ein bemerkenswer thes Bei spiel von der Erhal tung
der Ke imkr a f t ölreicher S ame n i s tHi p p oma n e Mancinella, welche nach
Andersson auf den Ga l a p a g o s vorkommt , wohin dieselbe nur durch das
Meer verpflanzt sein kann, d a , wie J . Hooker gezeigt hat, die einzige
Ve rknüpfung dieses Archipel s mit der Flor a Panama s und Wes t indiens
auf einer oceanischen S t r ömung be ruht : übr igens fehlt jener Euphor -
bi a c e enbaum in den nachfolgenden Verzeichni s sen, gleich den übrigen
Pflanzen, deren Wande rung nur bis zu verhäl tni s smäs s ig nahen Inselg
ruppen oder Küs t en reicht. In den meisten Fäl len, wo eine Verbrei -
tung nach den Ga l a p a g o s s tat tgefunden hat, ist dieselbe durch das Vor -
kommen auf dem I s thmus von Panama vermi t tel t : die wenigen Arten,
wo zwischenliegende St andor t e bis jetzt nicht bekannt s ind, habe ich
am Schlus s der Ubersicht t ransoceani scher Ar e a l e zusammenges tel l t
und darauf die ebenfalls ge r inge Zalil von sporadi sch vertheilten Pflanzen
folgen l a s sen, welche Wes t indien und der nördlichen gemä s s igten
DER PFLANZEN WESTINDIENS. 2 2 7
Zone zugleich angehören. Unter diesen letzteren hat die Ans i ede lung
einiger europäi scher Unkräuter und Was serpf lanzen nichts Auf fal lendes ,
das Vo r k ommen von zwei westindischen Hol zgewä chsen auf den Be r -
muda s lässt sich durch den Gol f s t rom erklären, und die Ve rbre i tung
einer südamer ikani schen Liha c e e bis zum Cap der gut en Hof fnung wird,
falls die Identität der Ar t sich bes tät igt , ebenfalls an die ana logen t ransoceanischen
Wande rung en innerhalb der Tr o p en sich anschliessen.
Da s merkwürdigs te und wiewohl es sich dabei um eine s chwimmende
Pflanze des süs sen Wa s s e r s hande l t , bis jetzt unaufgeklär te Bei spiel
intermittirender Verbrei tungswei se ist Brasenia pel t a t a , zu de r en, von
y. Hoolm- nachgewiesenen Fundor t en nun durch Wrighis Entde ckung
auch da s westliche Cuba hinzuzufügen war.
Di e mei s ten t ransoceani schen Pflanzen Wes t indiens beglei ten die
Kulturfelder und Pl ant a g en, und auch unter den übrigen sind manche
Hol zgewä chs e und Li anen enthalten, die mit der Koloni sat ion oder dem
Negerverkehr der Inseln in Be z i ehung stehen. Da aber diejenigen Ar -
ten, bei denen eine Mitwirkung des Menschen auf ihre Ve rbr e i tung undenkbar
ist oder nur durch so seltene Zufälligkeiten herbeigeführ t sein
könnte , da s s die Al lgemeinhei t ihres Vo r k ommens dabei unerklärt
bl i ebe , fast ohne Au snahme entweder am Meeresufer wachsen oder
Wa s s e r - und Sumpfpf l anz en sind, und also in beiden P'ällen ihren S a -
men die S t römung en des Oc e ans oder der Flüs s e zu Gebot e s tehen,
so lässt sich ihre Verbrei tung auf be s t immt e Au s g a n g s p u n k t e oder
Schöpfung s c ent r en zurückföhren. Auch bei den im Al lgeme inen durch
den menschlichen Verkehr absichtlich oder zufällig übersiedelten Ge -
wächsen ist in gewi s sen P^ällen nach dem Vo r g ang e R. Brozvris die
Ve rpf l anzung durch natürliche Ur s a chen nachzuweisen, namentlich bei
Ar t e n , welche auf den nicht kolonisirten und unbewohnten Inseln de s
Ga l apa g o s -Ar chipe l s anget rof fen sind (z. B. Mol lugo nudi c auhs , S ida
spinos a u . a . , Cas s ia occidental i s , S o l anum verbasci fohum, I p omo e a
pentaphyl la, Comme lyna cayennens i s u . s . w. ) . Di e Me e re s s t römungen
sind nun wohl da s einzige Mittel, durch welches eine Übe r t r a gung von
Continent zu Continent über den atlantischen oder stillen Oc e an hinüber
mö ghch ist. Au f so g ros s e Ent f e rnungen könnte der Wind vielleicht
Spor en, aber nicht Kö r p e r v om Gewicht eines phane rogami s chen
S amens s chwebend erhalten : auch weht der Pa s s a t nirgends über eine
grös sere Meeresbrei te von einem t ropi schen Continent zum andern,
aus g enommen von Aus t ral ien nach J ava . Procellarien, Vö g e l , die da s
atlantische Meer kreuzen, ernähren sich von Se e thi e r en: wie sollten sie
S ame n von Landpf l anz en beherbergen^/ Nehmen wir demna ch an, da s s
alle t ransoceani schen Pflanzen Wes t indiens entweder durch die Ko l o -
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