
BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
Abkühlung zu fehlen, die in anderen Gegenden Afrikas beobachtet
wird: nur ein einziges Mal sank das Thermometer am Weihnachtstage
vor Sonnenaufgang auf + 12", 8 R. (2, S. 320), und dies war die niedrigste
Temperatur, welche der Reisende auf seiner ganzen Reise erlebte.
Übrigens ist seine bei diesem Anlass ausgesprochene Meinung,
dass Afrika heisser sei als das tropische Amerika, nicht erwiesen : er
sucht sie durch eine Vergleichung mit Guatemala zu unterstützen,
einer Stadt, die wegen ihres hohen Niveaus zu einer solchen Zusammenstellung
mit den kaum zu 2000' sich erhebenden Ebenen Sudans nicht
geeignet ist.
Die Darstellungen des Landschaftscharacters gewinnen dadurch
an Anschaulichkeit, dass Schtvchifurth die Vegetationsformen mit den
heimischen zu vergleichen liebt. Was ich als Tamarindenform bezeichnet
habe, erinnert ihn an die Esche ; bei anderen Bäumen hebt er deichfalls
solche physiognomische Ähnlichkeiten hervor, so mit der Rosskastanie
Vitex, der Platane Sterculia tomentosa, der Kugelrobinie
Anaphrenium, der Hainbuche Anogeissus (i , S. 241) und der Erle
Terminalia (i, S. 464). Zu diesen gesellen sich dann die fremdartigen
Formen, denen bei uns nichts Ähnliches gegenüber steht, wie die des
Lorbeers, derBambusen (Bambusa abyssinicai, S. 198), der fleischigen
Euphorbien, wogegen die Palmen in der Physiognomie der.Landschaft
in diesen Gegenden zurücktreten. Endlich fasst der Reisende die Gesammteindrücke
zusammen, welche die Vegetation ihm von der Sahara
bis zu den äquatorialen Breiten des Niam-Niam-Landes zurückliess (i,
S. 497) : „zuerst die 800 Meilen trostloser Wüste; dann diese schrittweise
übergehend-' in weite , baumlose, aber mit einer Grasdecke bekleidete
Savanen; hierauf die Gegenden des Buschwaldes, wo die Gewächse
des Dornschmuckes der Wüste entkleidet sind; zuletzt in den
durch Savanenstreifen gesonderten Gallerien ein Abglanz des amerikanischen
Urwaldes, dessen Fülle sie jedoch nicht erreichen.
Unter den Beziehungen der Flora von Sudan zu den Nachbargebieten
ist die Erscheinung bemerkenswerth, dass auch dort jene kolossale
Ausbildung unterirdischer Organe vorkommt, die als ein Schutzmittel
gegen die Dürre trockener Jahreszeiten im Caplande hervortritt.
Diese Bildungsweise h^^dv[€\htSchzveinfurtJi bei einer Passifloree (Adenia),
wo der zur Hälfte in die Erde gesenkte, konisch verdickte Stamm
mehrere Cubikfuss misst (i , S. 145) und erwähnt ähnliche F^älle von
knollig angeschwollenen oder verholzten unterirdischen Gebüden bei
einer Reihe von krautartigen Gewächsen aus verschiedenen Familien,
z. B. Cucurbitaceen, Leguminosen, Asclepiadeen und Synanthereen
(i, S. 294). — Über die Verbindung der Gebirgsfloren des tropischen
IN DER GEOGRAPHIE DER.PFLANZEN. 543
Afrikas gab die Besteigung des Baginse, eines 3750' hohen Berges im
Quellgebiet des Djur 30' n. Br.), einigen Aufschluss, indem hier
im Herzen des Continents, in nahezu gleichem Abstände zwischen
Abessinien und den Cameruns Anklänge an die Vegetation des abessinischen
Hochlandes bemerkt wurden (2, S. 230: die Rubiacee Hymenodictyon;
Musa Ensete, die nirgends unter 3000'herabsteigen soll,
die Orchidee Eulophia, ferner Aloe und Lobelia).
Aus Hildcbrmidts Sammlungen im Somali-Lande und an der
Küste bei Zanzibar hat Vatke einiges Neue beschrieben (Österr. Botan.
Zeitschrift 1875; Sitzungsberichte der Beriiner Gesellschaft naturf.
F'reunde, 1876. Jan.). Eine an der Zanzibarküste entdeckte Cycadee
hat A. Brmm characterisirt (Beriiner Samenkatalog 1874), und eine
ausgezeichnete neue Convolvulaceengattung von Somali wurde von
Vatke nach dem Reisenden benannt.
Dem Missionar Nczv ist es gelungen, den Kilimandjaro bis zur Schneelinie
zu ersteigen. Von 20 in der Nähe derselben gesammelten Pflanzen
hat Hooker einige allgemeinere Betrachtungen abgeleitet und des Reisenden
eigenen Angaben über die Regionen des Berges hinzugefügt
(Journ. of the Linnean Soc. Botany. 14, p. 141). Über der bewohnten
Region, wo Pisang und Mais gebaut werden, folgt ein breiter Waldgürtel
von hochstämmigen Bäumen, mit mannigfaltigen Lianen durchflochten,
wo die Stämme mit Moosdecken bekleidet sind und gegen
dessen obere Grenzen hin das Thermometer des Nachts beinahe zum
Gefrierpunkte sank und das Laub sich mit Reif bedeckte. Höhenangaben
fehlen, aber aus iv. der Deckais^Qoh^chtungtn wissen wir, dass
die Baumgrenze im Niveau von 9400' Hegt. Darüber folgen zur Weide
geeignete Abhänge, die demnach der waldlosen Gramineenregion auf
den Cameruns entsprechen. Die nächste Region, also da z;. der Decken
die Schneelinie auf 16,000'schätzte, vielleicht in einem höheren Niveau,
als die Cameruns überhaupt erreichen, ist ein zusammenhängender
Gürtel von Haidegesträuch (Blairia und Ericinella bei Hooker],
welches weiter aufwärts verkümmert, bis nackte Felsen oder mit
Flugsand überwehte Abhänge den höchsten Raum bis zum ewigen
Schnee einnehmen, dessen Kuppe, wie ein prächtiger Dom, den
Gipfel überwölbt. Die 20 Pflanzen der alpinen Region, die an
Hooker gesendet waren, gehören grösstentheils der Reihe von Gattungen
an, welche Abessinien mit der Capflora verbinden (Helichrysum:
7 Arten, Blairia, Protea), einige sind mit abessinischen Arten
sogar identisch befunden. Weit weniger sind die Beziehungen zu den
Cameruns durch dieselben ausgesprochen (durch Adenocarpus Mannii),
und von den beiden anderen alpinen Gebirgssystemen des tropischen
i li-ilM
(•-. • ,1
If.,.I ,-:n ,rl
IEÍ'
f i
i p
fiiiiür:'
: 'I'
pS.
Mi5