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384 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
Baumgrenze am Nordabhange des westlichen Alatau in der Breite
des Issyk-kul (42V2'' N. Br.) 9080';
Baumgrenze am Nordabhang des Thianschan (41° N. Br.) 10,100';
Schneelinie daselbst i i^goo'; die höchste Erhebung des westlichen
Thianschan wurde auf 15,000' geschätzt.
Die Gramineen Hoch-Asiens bearbeitete ich nach den Sammlungen
V. ScJtlaginhvciis und anderen aus England empfangenen Materialien
(Nachrichtender Göttinger Ges. der Wissensch., 1868, S. 61). Das
allgemeine, durch diese Untersuchung gewonnene Ergebniss ist eigentlich
nur eine Bestätigung dessen, was über die Berührung der Florengebiete
Centrai-Asiens und Indiens bekannt war, die Vermischung von
tropischen Formen mit denen der gemässigten Zone an dem südhchen
Abhänge des Himalaya, die durch eine Reihe anderer Arten gegebene
Vegetationsgrenze, welche dem Hauptkamme dieses Hochgebirges
entspricht, endlich die Verknüpfung mit den Steppen- und Gebirgsfioren
des russischen Asiens und Europas. Auf einige Verhältnisse wirft
indessen die Verbreitung der Gräser auch ein besonderes Licht. Die
Verbindung der Pflanzenformen aus verschiedenen Gebieten in derselben
Gebirgsregion des indischen Himalaya lässt sich so auffassen, dass die
indischen Bestandtheile, wie gewisse Bambusen, der regelmässig geordneten
Befeuchtung des Monsunklimas bedürfen, aber nicht an
tropische Wärme gebunden sind und dass die Gewächse des Nordens
an den hochgelegenen Standorten die ihrem Bau entsprechende Temperatur
wiederfinden. Aber auch das Steppenklima der Hochthäler
Tibets, welches durch den Hauptkamm des Himalaya von den bewaldeten
indischen Abhängen so scharf gesondert ist, äussert auf die
Verbreitung der Gramineen einen verhältnissmässig geringen Einfluss.
Von 72 tibetanischen Formen wurden 53 auch an der Südseite des
Kammes beobachtet. In der tibetanischen Flora muss man europäische
und arktisch-alpine Arten von der eigentlichen Steppenvegetation
unterscheiden und die beiden ersteren Klassen können sich an beiden
Abhängen ausbreiten. Aber auch die Steppenformen des Punjab stehen
mit den trockenen Klimaten Centrai-Asiens in Verbindung. Denn wie
wenig diese und namentlich Steppengräser durch die vom Niveau bedingten
klimatischen Werthe in ihrer geographischen Verbreitung bestimmt
werden, zeigte sich z. B. darin, dass Elymus dasystachys bis
15,000', Lasiagrostis splendens bis 16,000' in Tibet gefunden wurden,
während beide zugleich am kaspischen Meere vorkommen, ohne in
ihrer Gestaltung geändert zu sein. Mit der alpinen Flora der Alpen
haben die höchsten Regionen Tibets nur solche Gramineen gemein, die
zugleich arktisch sind und auch im Altai vorkommen. Der Reichthum
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IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 385
der Alpen wird weder durch die endemischen nocli durch die asiatischen
Arten ersetzt, wie es in anderen Familien so häufig der Fall ist. Das
trockene Klima Centraiasiens konnte ungeachtet der Bewässerung aus
thauenden Schneefeldern die hochgelegenen Weidegründe nicht so ergiebig
ausstatten, wie die Alpen dies vermochten, aber nicht leicht erklärlich
ist es, dass auch der feuchtere Südabhang des indischen Himalaya
an alpinen Gräsern arm und für die Sennwirtschaft ungeeignet ist.
F l o r a Ostasiens. — Fr. Schmidt^ der in den Jahren 1859—1862
das Amurland und Sachalin botanisch untersuchte, hat die Ergebnisse
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seiner Forschungen auf dieser Insel, sowie die im Burejagebirge bekannt
gemacht („Reisen im Amurlande und auf der Insel Sachalin
in den Mémoires de l'Acad. de St.-Petersbourg, VII, 12, 2, 1868). Im
Amurlande sah er auf der Reise von Nikolajewsk den Argun aufwärts
zur Bureja an der Wasserscheide dieser beiden Flüsse (dem Burejagebirge)
die Grenze der nordischen Küstenflora Ostsibiriens und der
des Amur deutlich ausgeprägt. Weit reichhaltiger an neuen Thatsachen
aber sind seine Beobachtungen auf Sachalin. Er fand den Vegetationscharakter
in den nördlichen Theilen der Insel bis zum Golf der Geduld
mit dem der Küstenländer des Ochotskischen Meerbusens ganz übereinstimmend.
Auf der südlichen, zuletzt gedoppelten Halbinsel (49^^—46^'
N. Br.), die von jenen durch Gebirgszüge abgesondert und gegen die
nördlichen Winde geschützt sei, schliesse sich die Flora der nordjapanischen
durch eine Reihe identischer Arten und durch zunehmende
Mannigfaltigkeit der Holzgewächse an. Nach dem Verzeichniss der von
Schmidt beobachteten Pflanzen halte ich indessen diese Folgerung für
zweifelhaft; das Auftreten der mongohschen Eiche und d^is Verhältniss
der Holzgewächse zu den übrigen Pflanzen selbst (i : 5) weisen vielleicht
auf nähere Beziehungen zu der Amurflora als zur japanischen
hin. Es müssen nähere Nachrichten über Jeso abgewartet werden, die
Maximozvicz in Aussicht stellt, ehe die F'rage entschieden werden kann,
ob die beiden nördlichsten Inseln Japans passender mit der Plora des
Amur oder mit der Nipons zu verbinden sind. Schniidfs Ausbeute von
Sachalin enthält 589 Gefässpflanzen, von denen nur 105 Arten dem
Amurlande und den angrenzenden Theilen Ostsibiriens fremd, 20 bis
jetzt endemisch sind; nur 63 Arten sind japanisch und 33 bis Kamtschatka
oder über die Kurilen und Aleuten verbreitet. Da jedoch die
für Japan charakteristische Form der holzigen Gräser gerade bis zu derselben
Breite reicht (49^ N. Br. und an der geschützten Westküste bis
51"), wo ein schrofferer Wechsel der Flora eintritt, so kann man sich
vorläufig den Ansichten des Reisenden anschliessen und das südliche
Sachahn als eine Übergangslandschaft zwischen Japan und Sibirien be-
A. G ri s c b a c h , Gesammelte Schriften. 25
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