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216 ÜBER DIE VEGETATIONSLINIEN DES NÖRDWESTE. DEUTSCHLANDS.
klimatischen und geognostischen Grenzen sich auszubreiten; dass der
Muschelkalk von Beverungen und Brakel die ersten Samen der Pflanze
durch die Weser von Thüringen empfing: und dass der Keuper des
Leinethals und die ihm zur Seite liegenden, inselförmig abgesonderten
Kalkberge sie nur deshalb nicht besitzen, weil zur Zeit ihrer Wanderung
der Boden für sie nicht mehr frei war und niemals frei geworden ist"!
Vielleicht dass damals, als sie an die Grenze des ,Muschelkalks von
Niedergandern vorrückte, der Keuper noch unter Wasser sich befand:
dann allmählich in Sümpfe verwandelt, mag er andere Phasen vegetativer
EntWickelung durchlaufen haben, wie die Diluvialmarsch, die, als
sie dem Meer durch eine Katastrophe pflanzenleer entstiegen, die Gewächse
des alten Küstenstreifens aufnahm.
DIE VEGETATION DER UNGARISCHEN PUSSTEN.
Nachdem der Naturcharakter der russischen Steppen schon seit
Pallas^ Zeiten genau dargestellt und der Zusammenhang ihrer eigenthümlichen
Vegetation mit klimatischen Momenten gründlich erkannt
war fehlten bis jetzt umfassende Untersuchungen über die ungarischen
Pusken die, wie eine westliche , aber durch die Karpaten von jenen
waldlosen Ebenen abgesonderte Gliederung ähnlicher Bildunpweise,
der Beobachtung doch so viel näher gerückt sind. Man kannte genügend
die Pflanzen, welche in Ungarn einheimisch sind, man wusste
5ass die Formationen der grossen Theiss-Pusste, völlig abweichend
von den Haiden der baltischen Ebene, nach der Bodenmischvmg wechselnd,
- den Gras- und Salzsteppen Russlands entsprechen: aber unbekannt
blieb die Anordnung ihrer charakteristischen Bestandtheile und
die Frage, ob ihre klimatischen Bedingungen mit denen der östlicheren
Meridiane übereinstimmen, ward kaum berührt. Es ist das Verdienst
der vorliegenden Schrift S die Vegetation der ungarischen Tiefebene
und der sie umschliessenden Höhenzüge zum ersten Male nach richtiger
Methode dargestellt und dadurch die Grundlage gelegt zu haben von
welcher wissenschaftliche Forschungen über die natür ichen Hulfsquellen
und die Entwickelungsfähigkeit des Landes ausgehen müssen.
Die Formationen der grossen Pusste zu beiden Seiten der Theiss,
jenes fruchtbaren Bodens, dem nach Austrocknung seiner Sümpfe eme
bedeutende, wirtschaftliche Zukunft zugesprochen ist, zeigen m der
That die auffallendste Analogie mit den südrussischen Steppei^ Den
trockenen Boden bezeichnen die drei Formationen der Pollinia Gryllus,
der Stipa und der einjährigen Gräser (S. 93 f-) ^ von diesen smd also
die Thyrsarasen (Stipa capillata und pinnata) der Pusste und der russischen
Grassteppe gemeinsam, und wenn gleich die Pollmia der letz-
1 Das Pflan^enleben der Donauländer. Von A. Kerner. Innsbruck 1863. 348 S. in 8.
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