
: i '
; .i::-'
I • • .., • !•
i"
•Siteg!
Ii
• i i ] ; l ¡ l
j
.-Iii.
•iriiii!
326 DER GEGENWÄRTIGE STANDPUNKT
breitung der endemischen Pflanzen Westindiens ^ habe ich dieses
Ilooker'sche Gesetz bestätigt gefunden, aber zugleich wahrscheinlich
gemacht, dass es sich nicht blos auf die Arten einer Gattung, sondern
auch auf die Gattungen einer Familie bezieht, indem die Schöpfungscentren
neben den artenreichen Gattungen auch Monotypen, d. h.
Gattungen mit einzelnen Arten von beschränkter Verbreitung, zu besitzen
pflegen. Ferner wies Hooker nach, dass die endemischen Galapagos
Pflanzen so über den Archipel vertheilt sind, dass jede Art ursprünglich
nur auf einer einzigen Insel vorkam und also von einem
einzigen Schöpfungspunkte abstammt, da diejenigen, welche gegenwärtig
auf zwei oder mehreren Inseln gefunden werden, den Strömungen
des Meeres entsprechend sich verbreitet haben und überhaupt viel
weniger zahlreich sind als die, welche auf ihren Entstehungsort beschränkt
bleiben. Auch für alle fremdartigen Bestandtheile der Galapagos
Flora, fiir die eingewanderten Pflanzen, welche im Laufe der
Zeit sich neben den endemischen angesiedelt haben und sie auf der
kolonisirten Charles-Insel zu verdrängen anfangen, hat er den Seeweg,
auf dem sie herbeigekommen, auszumitteln vermocht. So klar die
ganze Methode demnach sich ergeben hat, die geographische Lage der
Schöpfungscentren zu bestimmen, und einer so allgemeinen Anwendung
dieselbe fähig ist, so bleibt doch das eigenthümlichste Verhältniss
ihrer Wirksamkeit, die Abhängigkeit der Organisationsform von der
geographischen Lage, in Dunkel gehüllt wie bisher. Auf den Galapagos
äussert sich diese nach dem Räume modificirte Kraft in der Statistik
der vorherrschenden Familien, in der Bedeutung gewisser Pflanzentypen
für die Zusammensetzung der charakteristischen Formationen, sowohl
in der Bildung der Blüthen und Früchte in Beziehung auf die Systematik
der Flora als in den Vegetationsorganen, von denen man meist
deutlicher erkennen kann, wie sie dem Klima und Boden angepasst
sind. Unter diesen Verhältnissen bleibt gerade das merkwürdigste Verhältniss,
das Auftreten der Scalesien, der Waldbäume aus der Familie
der Synanthereen, ganz unerklärt, denn der Versuch , diese
Erscheinung, die sich auf den Sandwich-Inseln, Juan Fernandez, St.
Helena und anderen oceanischen Schöpfungscentren wiederholt, aus
seiner Transmutations-Hypothese abzuleiten, kann nicht als gelungen
betrachtet werden, weil auch die continentalen Schöpfungscentren in
Südamerika Synanthereenbäume besitzen.
Kann man überhaupt annehmen, dass die geographische Ordnung
der Schöpfungscentren, welche aus den oceanischen Archipelen sich
1 Die geographische Verbreitung der Pflanzen Westindiens, S. 270 f.
DER GEOGRAPHIE DER PPLANZEN.
ergiebt, auf den Continenten nicht in gleicher Weise bestanden habe?
Vielmehr ist es die Aufgabe der Geobotanik, zu untersuchen, ob diesen
Gesetzen nicht eine allgemeine Gültigkeit zukomme, ob nicht überall
die Pflanzenarten ursprünghch nach ihren Schöpfungscentren gesondert
waren und die verschiedenen Productionen der Continente sich nur
deshalb weit vollständiger vermischt haben , weil hier die Hindernisse
fehlten, welche ihre Wanderungen über das Meer erschweren. Wie
dieses die Inseln eines Archipels absondert, so sind die eigenthümlichen
Pflanzen alpiner Gebirgsgipfel durch Thäler" und Pässe getrennt, die sie
nicht immer überschreiten können. Hier fehlt es auch nicht an Beispielen,
dass ausgezeichnete Pflanzen, wie die Wulfenia Kärntens,
auf einen einzelnen Gebirgsstock eingeschränkt sind, als bewohnten sie
eine oceanische Insel. Weit allgemeiner ist die Erscheinung, dass
Pflanzen sich nur über einen Theil der Alpenkette verbreiten, ohne dass
klimatische oder Bodeneinflüsse dabei nachzuweisen sind; die w^estlichsten
und östhchsten Gliederungen des Systems in Frankreich und
Illyrien sind unverhältnissmässig reicher an eigenen Arten als die
Schweiz und Tyrol; sollte dies nicht von einer unsymmetrischen Vertheilung
der Schöpfungscentren herrühren? Ebenso finden wir in den
europäischen Gebirgen den Gegensatz wieder, der zwischen den Inseln
mit endemischer und nicht-endemischer Vegetation besteht. Gebirge
mit zahlreichen endemischen Pflanzen sind die Pyrenäen, die Sierra
Nevada, die Alpen, die Gebirge Corsikas , Rumeliens und Griechenlands
; keine oder nur wenige oder doch nicht sicher festgestellte eigenthümliche
Arten besitzen die schottischen Hochlande, die Fielde des
südlichen Norwegens, die Central-Karpaten und Sudeten, in Südeuropa
die Gebirgsketten des mittleren Spaniens, deren Pflanzenareale
wenigstens nicht so eng begrenzt sind wie die der Pyrenäen und der
Sierra Nevada, Sardinien, welches in dieser Beziehung von Corsika so
verschieden ist, ein grosser Theil des Apennin, endlich der Ätna, auf
dem sich die endemischen Pflanzen der Madonie selten wiederfinden.
Man kann also wohl behaupten, dass die Gebirgsfloren Europas, diis
einzigen, die bis jetzt mit genügender Genauigkeit verglichen sind,
das Gesetz der oceanischen Archipele noch deutlich erkennen lassen.
Die Gebirge aber ^mterscheiden sich wiederum von den Ebenen nur
dadurch, dass in ihnen grössere Hindernisse dem Austausch der
Schöpfungscentren entgegenstanden. Finden wir aber in den Tiefländern
nur deshalb keine lokalisirten Pflanzen mehr, weil die Wanderung
unbeschränkt war oder der Kampf um das Dasein sie vernichtet
hat, als die stärker organisirten Arten den einst schöpferischen Boden
einnahmen, so ist doch die Gestalt des Areals, welches eine Art be-
31 .
iffeiiíis I
líSil
1 \ if