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554 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
hochstämmigen Coniferen hervorragend (Araucaria Balansae und Dammara
Moorii). Im Niveau von 3000' wurde eine fast undurchdringliche
Region von kleinen Bambusen (Greslania circinata) erreicht, welche bei
3400' aufhört, wo Farnbäume zuerst beginnen sich einzeln zu zeigen.
An einer scharf bezeichneten Höhengrenze, im Niveau von 3850', verschwinden
alle Gewächse der unteren Abhänge. Aufwärts bis 4300' ist
nun der Berg zwischen den vulkanischen Felsblöcken von hohen, aber
schief oder gekrümmt wachsenden Bäumen bekleidet, deren Stämme
und Zweige von Moosen, Hymenophylleen und Lichenen in langen
Gehängen (Festons) überwachsen sind. Diese obere Region besteht
nur aus wenigen eigenthümlichen Baumarten von Myrtaceen, Cunoniaceen,
Araliaceen, Epacrideen, ausser einer Freycinetia frei von Lianen,
aber wie von einem Walde unter dem Laubdach von jenem Farnbaume
(Balantium Berteroanum) begleitet, welcher durch seine ausnehmende
Häufigkeit den Character der Region am meisten auszeichnet. Die Formen
der Palmen und des Pandanus, die in mittleren Höhen verbreitet
sind, wurden hier nicht mehr bemerkt. Obgleich die Farnbäume auf
die starken Niederschläge schliessen lassen, welche in diesen Höhen
der Passatwind verdichtet, so ist doch der Berg, dessen Gerölle das
Wasser nicht zurückhalten, oberhalb der unteren Region (von 3400' an)
völlig quellenleer. Der höchste Gipfel bildet einen Kegel, der gleichfalls
von Felsblöcken bedeckt ist, zwischen denen ein Gestrüpp von
Sträuchern wächst, meist von Myrtaceen und von einer Epacridee
(Dracophyllum). Die Vegetation des Humboldt erinnert in manchen
Beziehungen, namentlich durch die Farnbäume der Wolkenregion, an
die blauen Berge von Jamaika, ein neues Beispiel der allgemeinen Erscheinung
, dass die Vegetationsformen unter ähnlichen Idimatischen
Bedingungen sich in den verschiedensten Gegenden der Erde wiederholen,
wogegen die systematischen Typen so ungleich und hier so bestimmt
dem Gesetze der geographischen Analogien durch das Vorherrschen
australischer Familien unterworfen sind.
4. S. Amb r o s i o und S. Fel ix. — Von diesen beiden im Norden
von Juan Fernandez und ebenso fern von der chilenischen Küste
gelegenen Inseln (26° s, Br.) hat F. Philippi einige Pflanzen beschrieben
, von denen die Mehrzahl neu und ihnen endemisch ist (Anales de
la Univers, de Chile, 1875, S. 185).
5. S. Paul und Amsterdam (im indischen Ocean, 37" bis
38'' s. Br.). — Hooker hat die ersten, genaueren Nachrichten über die
Vegetation dieser beiden entlegenen Inseln mitgetheilt^ die zwar schon
früher mehrfach und neuerHch durch die österreichische Novara-Expedition
besucht waren, aber ohne dass es Hochstetter möglich war,
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN.
das bedeutendste Erzeugnissdie Waldung von Amsterdam, kennen
zu lernen (Journal of Linnean soc., 14, S. 474; vergl. Reichardt in
den Verhandl. der Wiener zoolog. botan. Gesellsch. f. 1871). Auf der
f r a n z ö s i s c h e n Venus -Expedi t ion wurden sodann die wenigen
dort einheimischen Pflanzen eingesammelt und waren auf dem Pariser
geographischen Congress im Jahre 1875 ausgestellt, was mir Gelegenheit
gab, sie kennen zu lernen und einen Vortrag über ihr pflanzengeographisches
Verhältniss daselbst zuhalten, der, soviel ich weiss,
noch nicht gedruckt ist. Wiewohl nur wenige Gefässpflanzen auf den
beiden Inseln vorkommen und von diesen die Mehrzahl aus weit verbreiteten
Arten der Küstenflora in südlichen Breiten besteht oder offenbar
angesiedelt ist, so knüpft sich doch ein ungemein grosses Interesse
an das Vorkommen einiger Gewächse, die ausserdem nur noch auf
Tristan da Cunha wachsen, zwar in derselben geographischen Breite,
aber in einer Entfernung von über 1300 geogr. Meilen. Amsterdam
ist nämlich mit einem Walde von Phylica arbórea bedeckt, und dieser
Baum stimmt mit dem von Tristan da Cunha völlig überein, wogegen
S. Paul, das wenig entfernt hegt, waldlos ist und nicht einmal einen
Strauch besitzt. Unter den übrigen Pflanzen ist eine hohe Graminee
besonders characteristisch, Spartina arundinacea, die ebenfalls nur auf
Tristan da Cunha gefunden wird, und unter den Farnen scheint dasselbe
von einer Lomaría zu gelten. Mir schien der Abstand der Inseln von
Tristan da Cunha zu gross zu sein, um ohne Weiteres eine natürliche
Übertragung annehmen zu können, wogegen auch der Umstand zu
sprechen scheint, dass die Meeresströmungen, die hierbei in Betracht
kommen , das südlichste Afrika umspülen , wohin jene Gewächse nicht
gelangt sind. Ich verglich daher die Erscheinung mit den seltenen und
noch nicht ganz verbürgten Beispielen der Entstehung gleicher Arten
an so entfernten Punkten der Erdkugel, dass an eine Übertragung ohne
Zuthun des Menschen nicht zu denken ist, wovon die Koa-Acacie der
Sandwich-Inseln und die, wie behauptet wird, damit übereinstimmende
Art der Maskarenen (A. heterophylla) als der merkwürdigste Fall in
Betracht gezogen werden könnte. In der Folge habe ich mich indessen
überzeugt, dass man nicht genöthigt ist, in Bezug auf Phylica arbórea
eine ähnliche Hypothese aufzustellen. Denn die in diesen Breiten von
Westen nach Osten den atlantischen mit dem indischen Ocean verknüpfenden
Strömungen und die herrschenden Winde, die dort in derselben
Richtung wehen, scheinen genügend zu sein, die Einwanderung
der Keime von Tristan da Cunha nach Amsterdam zu vermitteln. Denn
die Entfernung vom Feuerlande bis Kerguelensland ist noch weit grösser
und doch können wir nicht umhin, den Zusammenhang der antark-
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