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94 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
von dieser Substanz enthielt. Demnach ist in der That mit der Neubildung
in den Gruben die Reihe der Veränderungen ganz abgeschlossen,
welche das Torfmoos zu erleiden fähig ist. Und doch steht der Moostorf
auf der ersten Stufe der Verwesung und ist daher am leichtesten
mikroskopisch zu vergleichen. Sogar dieselbe Art von Sphagnum ist
es, welche den Torf in den Gruben bildet und die älteste Lage des
Moors erzeugt hat.
Man erkennt, wenn Gestalt und Richtung der Blätter im Stich
lassen, Sphagnum acutifolium Ehrh. mit Sicherheit an dem Lagenverhältniss
der beiden Zellgewebsformen, aus denen die Blätter zusammengesetzt
sind. Die Membranen der schmalen, grünen Zellen treten
bei dieser Art (I) frei an die Aussenfläche des Blatts, während sie bei
den übrigen, z. B. S. cymbifolium Ehrh. (II) durch die Verschränkung
der grossen Porenzellen [P] von allen Seiten umschlossen werden..
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Wenn die constituirende Substanz des alten und neuen Moostorfs
p-anz identisch ist, so bleiben zuletzt noch die Einschlüsse z O ! ur Vergleichung
übrig. In der ältesten Schicht sind diese gleichfalls vollkommen,
wie im Leben, erhalten und überliefern daher ein ebenso treues als
umfassendes Bild von der Thätigkeit der Natur aus einer so entfernten
Zeitepoche. Diese Einschlüsse begreifen folgende Formen:
1) Fragmente von Eriophorum vaginatum sind häufig, kenntlich
an der Epidermis, jedoch auch mit Parenchym und Gefässbündeln versehen.
2) Seltener kommen ganze Stämme von Erica Tetralix in völlig
unverändertem Zustande vor.
3) Wurzelzasern verschiedener Art sind gleichfalls wohlerhalten,
aber ich wage sie nicht auf bestimmte Arten zu beziehen.
In dem neugebildeten Moostorfe des Bourtanger Moors finden sich
die Wurzelzasern der auf dem Sphagnum vegetirenden Phanerogamen
in demselben Zusiande. Von Eriophorum vaginatum habe ich zahlreiche
Wurzeln und Stengeitheile erkannt: aber nur in den obersten
Schichten, da wo die Erikendecke sich wieder ansiedelt, wo die V ege -
tation des Torfmooses aufhört, können Erikastämme vom Moostorfe
eingeschlossen werden. In den Torfgruben, ehe sie ausgefüllt sind,
wachsen keine Eriken, weil ihnen das passende Substrat fehlt. Demzu-
IN DEN EMSMOOREN. 95
foke beschränkt sich der einzige Unterschied des alten und neuen
Moostorfs darauf, dass mit dem erstem die Eriken gleichzeitig vegetirten,
während sie auf dem letztern erst sekundär erzeugt werden
Das Sohlband enthält in seiner schwarz gefärbten Erdkrume Wurzeln
von Erica Tetralix und von einer andern unbestimmten Pflanze
¡Scirpus caespitosus'.0. Die amorphen Humustheile sind von harzigen
Theilen durchdrungen und nur durch dieses Harz scheint die Gestalt
der Wurzeln erhalten zu sein, deren Structur sich mit wenigen Aus -
nahmen nicht mehr erkennen Hess.
Alle diese Thatsachen entsprechen der Vorstellung, dass die erste
Entstehung des Papenburger Moors von einer überschwemmten oder
durch atmosphärische Niederschläge getränkten Haide ausging.- So
lan-e das Sohlband noch Wasser durchsickern liess, wurde nur Moostorf
zwischen den Eriken gebildet und grössere Stämme dieses Strauchs
wurden hier und da von demselben eingeschlossen. So weit die Eriken
aus dem Torfmoose hervorragten, unterlagen sie der Verwesung. Sie
begannen selbst erst dann sich in Torf zu verwandeln, als durch Sohlband
und Moostorf eine impermeable Schicht unter der Haide gebildet
war und nun die Vegetation des Torfmooses durch den amorphen Humus
unterdrückt wurde. Gerade so breitet auch in den Torfgruben zuletzt
die dichte Erikendecke über dem Moostorfe sich aus. Di e Er ikenv
e g e t a t i o n ist es gewesen, welche sodann, in einer ununterbrochenen
Reihe von Generationen dem Torfmoose nachfolgend, fast
a u s s c h l i e s s l i c h den K ö r p e r des Mo o r s gebi ldet hat: aber
wie viel Substanz jede einzelne Generation erzeugt, wie viel Zeit zu der
Bildung von einer fussdicken Torfschicht erfordert wird, wissen wir
Die Untersuchung führt uns also jetzt zu dem reinen Ergebniss,
dass die Vegetationsbedingungen dieses Landstrichs sich während der
ganzen Entwickelung der Emsmoore niemals geändert haben und dass
nur das heutige Niveau des Wassers ihrem fernem Wachsthum eine
Grenze setzt Wir erhalten auf diesem Wege keinen Aufschluss über
die Dauer dieser Processe. Sie befolgen nicht in dem Sinne einen
= stetigen Gang, dass man aus der Dicke der Schichten auf die Zeiten
ihrer Bildung schliessen könnte, sondern sie sind nur von äussern Einflüssen,
von meteorologischen, wandelbaren Verhältnissen abhängig
aewesen Sie können seit vielen Jahrhunderten vollendet sein, ja es
giebt Pflanzenreste der Tertiärperiode, die ebenso vollkommen ihre
Textur bewahrt haben, wie die Einschlüsse des Bourtanger Torfs^ So
besteht ein von der hannoverschen Regiemng in der ehemahgen Grafschaft
Spiegelberg kürzlich eröffnetes, 70' mächtiges Braunkohlenlager
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