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Über das Werk meldete er seinem ältesten Sohne am 13. December
1878: ..Meine Symbolae ad Floram argentinam werden nun seit
Anfang November gedruckt, bereits 13 Bogen — es werden über 40,
so dass ich mich nun zu andern botanischen Arbeiten wenden kann."
Diese neue Arbeit war zunächst eine Flora europaea, von welcher er
im Winter 1878/79 die Familien der Ranunculaceen, Berberideen,
Nymphaeaceen, Papaveraceen und einen Theil der Cruciferen vollendete.
Jede Art ist mit einer kurzen lateinischen Diagnose begleitet, die
geographische Verbreitung ist in deutscher Sprache angegeben. Bei
Sisymbrium contortuplicatum DC. bricht das 68 Quartseiten engster
Schrift umfassende Manuscript jäh ab.
Auf die lange Reihe der im Vorstehenden verzeichneten Publikationen
zurückblickend sagt QXTÄ Keyserling (a. a. O.) :
Grisebach gehört zu den Glücldichen, die den Beruf, der ihnen
innerlich am meisten zusagt, früh erfasst haben und ihm ungestört
haben folgen können, bis ans Ende. Eine solche treue und stetige
Werkfortsetzung hat gewiss nicht wenig dazu beigetragen, dass er so
viel und immer nur Gediegenes, für seine Wissenschaft geleistet hat.-"
Es bleibt uns noch übrig die Thatsachen seines äusseren Lebens
nachzuholen.
Am 15. Juni 1841 zum ausserordentlichen Professor in der medicinischen
Facultät an der Universität seiner engeren Heimat ernannt,
hatte er sich 1844 mit der Tochter eines hannoverschen höheren Justizbeamten
verheirathet ; aus welcher Ehe zwei Söhne hervorgegangen
sind. Ende 1847 wurde er zum ordentHchen Professor in derselben
Facultät befördert. Seine Vorlesungen erstreckten sich über folgende
Gegenstände :
Einleitung in die Naturgeschichte.
Geologische
Geographische Naturgeschichte.
Physiologische
Vergleichende Physiologie der Pflanzen und Thiere.
Medicinische Botanik.
Landwirtschaftliche Botanik.
Pflanzenphysiologie.
Pflanzengeographie.
Europäische Flora.
Allgemeine und specielle Botanik.
UND BIBI JOGRAPHIE.
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Er blieb Göttingen stets treu, trotz glänzender Berufungen nach
Glessen (zwei Mal), München, St. Petersburg, Berlin, Leipzig (zweiMal).
In der wissenschaftlichen Welt aller Nationen genoss er emes Ansehens
wie vielleicht kein zweiter deutscher Botaniker. Er wurde, ohne
dies je zu suchen, Mitglied zahlreicher gelehrter Gesellschaften: so der
königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München; der
Caesarea Leopoldino-Carolina Academia Naturae Curiosorum; der komglichen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin; der kaiserlich königlich
geographischen Gesellschaft zu Wien; der königlichen botmiischen
Gesellschaft zu Regensburg; der Société Géographique Imperiale de
Russie zu St. Petersburg; der Societas Linneana Londinensis; Botanical
Society of Edinburgh; der Société Impériale des Sciences naturelles
de Cherbourg; der Sociedad de Ciencias físicas y naturales de
Carácas- Sociedad de Naturalistas Neo-Granadinos; Academia nacional
de ciencias zu Cordoba; Sociedad Argentina de Horticultura zu
Buenos-Ayres; u. a. m.
Seine Verdienste um die Naturwissenschaft als Lehrer, sowie um
die Universität, an deren Verwaltung er einen hervorragenden Antheil
genommen, wurden Seitens der Regierung wiederholt anerkannt. So
wurde er 1855 durch Verleihung des Guelphenordens ausgezeichnet;
i860 zum königlich hannoverschen Hofrath ernannt; 1862 erhielt er
das Ritterkreuz des Guelphenordens, 1874 aus Anlass der Anwesenheit
Seiner Majestät des Kaisers und Königs in der Provinz Hannover den
rothen Adlerorden III. Klasse. 1875 wurde ihm die erledigte ordentliche
Professur der Botanik, sowie die Direction des botanischen Gartens
und des pflanzenphysiologischen Instituts zu Göttingen übertragen
und schied er damit zugleich aus der medicinischen Facultät aus, um m
die philosophische überzutreten. Die letztere empfíng ihn mit dem
Diplom eines Ehrendoctors der Philosophie, in welchem es heisst:
Ordo philosopliorum Gottingensium
virum illustrem excellentissimum experientissimum
AUGUSTUM GRISEBACH
collegam optimum
eruditionis ubertate singular! et varietate insignem
libris egregiis multis nobilitatum
morum et suavitate et probitate spectatum
PMlosophiae doctorem et artium liberalium magistrum
unanimi omnium consensu creavit.
October 1875 wurde Grisebach durch den Präsidenten des Reichskanzleramts
als Mitglied der Reichskommission zur Begutachtung über
die Frage wegen Aussendung einer deutschen Nordpolexpedition nach
Berhn berufen.