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13 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
in grösseren Verhältnissen anwendbar erscheinen"? Je grösser die vertikale
Berührungsfläche zwischen dem Torf und dem Abzugsgraben ist,
desto leichter füllt dieser sich mit Wasser. P2in grosses Sloot wird demnach
der zu entwässernden Fläche entlang geführt und nimmt eine
willkürlich zu vermehrende Reihe von kleinen Gräben (Grippen) unter
rechtem Winkel auf. Könnte man durch die ganze Länge des Moors
einen grossen Kanal herstellen, so würde er um so mehr Zufluss erhalten,
je dichter das System von Zuführungsgräben wäre, welche von den
Seiten einmünden. Mit der fortschreitenden Kultur der Fläche wird die
Zahl der von der Hauptader aufgenommenen Seitenadern gleichmässig
wachsen. Nach demselben Grundsatze sind die gelungensten Kanalbauten
in den bremischen und ostfriesischen Mooren angelegt.
Der Emsstrom selbst ist eine , solche Pulsader für das Bourtanger
Moor, aber nicht in seinem gegenwärtigen, durch den Dünensand vom
Hochmoore abgeschlossenen Thalwege. Wäre man im Stande, den
grossen Meridiankanal durch das Moor zu führen und ihn von der Ems
her mit Wasser zu speisen, so würde jede Schwierigkeit gehoben sein.
Nach aller Wahrscheinlichkeit stehen einer Anlage dieser Art die Niveauverhältnisse
nirgends im Wege und in diesem Falle ist sie verhältnissmässig
leicht auszuführen.
Es käme darauf an, einen schiffbaren Kanal durch das Bourtanger
Moor von Dalum bis Rheda zu bauen, dessen Länge ungefähr 8 geogr.
Meilen betragen würde. Eine beliebig zu vermehrende Anzahl von
Seitenarmen müsste in das Kanalbett von der Landesgrenze her einschneiden.
Nichts wäre leichter zu bewerkstelligen, als diese Bauten
im Bereiche des Moors selbst: denn der Torf ist unter allen Bodenarten
am leichtesten zu durchstechen und die Unterlage des Moors besteht
aus Sandschichten, welche vor der die Emsdünen zerstreuenden Bewegung
geschützt liegen. Um aber den Kanal mit hinlänglichem
Wasser zu füllen und dieses durch Schleusen darin dem Bedürfniss gemäss
aufzustauen, wäre nichts weiter nöthig, als ein einziger Durchstich
bei Dalum zur Ems, so wie der Abfluss durch die Radde von Rheda
von selbst erfolgt. Denn auf dieser Linie würde der Kanal ein natürliches
Gefälle von 40 Fuss besitzen : so hoch über der Nordsee liegt der
limsspiegel bei Dalum, während Rheda von der Fluth aus dem Dollart
berührt wird. Dalums Niveau folgt aus den zum Behuf des Emskanals
vorgenommenen Nivellements, welche für den Anfang desselben unweit
Lingen 53 und für die Mündung der Hase bei Meppen 28 Pariser
Fuss ergeben. Ferner wäre auszumessen, wie hoch das Bourtanger
Moor sich über dieses Niveau erhebt. Der Höhenunterschied zwischen
dem F'lusse und dem Untergrunde des Torfs ist wahrscheinlich nur un-
IN DEN EMSMOOREN. 133
bedeutend und je tiefer in den unterhegenden Geestsand einzugraben
wäre, desto vortheilhafter für die Entwässerung des Moors. Bei etwaigen
Schwierigkeiten bliebe übrigens noch der Ausweg, ein mittleres
Stück des Kanals durch Schleusen auszuscheiden und durch das Zwartemccr
mit Wasser zu füllen: aber kaum würde es dessen bedürfen.
Wenn ein acht Meilen langer Kanal durch die im Bereiche des
Hochmoors zu entwickelnden HülfsqueUen nicht gedeckt wird oder
wenn der Staat ein so grosses Opfer dem Gemeinwohl zu bringen sich
nicht bewogen finden sollte : so lässt sich die Frage noch auf einen allgemeineren
und ungleich wichtigeren Standpunkt erheben, sobald man
das Interesse der benachbarten Landschaften in Betracht zieht. Die
Emsschifffahrt selbst ist es, welche ein solches Unternehmen fordert
und jenen unmittelbaren Zinsertrag leisten wird, der für die Kolonisten
unerschwinglich ist. Seit langer Zeit ist die Wichtigkeit der Emsstrasse
für den Flandeldes nordwestlichen Deutschlands anerkannt. UmWestphalen
mit der Nordsee in Verbindung zu setzen, um auf der einen
Seite Holland, auf der andern die entlegeneren Hansestädte zu umgehen
, ist hier für die Staaten des Zollvereins der einzige Handelsweg
geboten. Hannover selbst hat das nächste Interesse, der Leinenhidustrie
und den Fabriken Osnabrücks durch die Ems nach den ostfriesischen
Häfen einen erleichterten Zugang zu bahnen. Diesen Verhältnissen
ist seit dem Friedensschlüsse eine solche Wichtigkeit vom
Staate beigelegt, dass keine Opfer gescheut wurden, die natüriichen
Hindernisse der Emsschifffahrt hinwegzuräumen. Die Verträge mit
Preussen, die Errichtung von Lagerplätzen, die Herabsetzung der Zölle,
kostbare Flussbauten, vor Allem aber die Erbauung eines Kanals am
rechten Stromufer sind ebenso bekannt, wie der geringe Erfolg so bedeutender
und bis auf die neueste Zeit unablässig betriebener Anstrengungen.
Die Schifffahrt Hegt nach wie vor darnieder und einen
grossen Theil der Schuld trägt das wandelbare und unzulänghche Fahrwasser.
Es unterhegt keinem Zweifel, dass, wenn ein Kanal, statt im beweglichen
Sande des Thalwegs, seitwärts durch die Hochmoore führte,
bei verminderten Kosten der Zweck, ein sicheres und gleichmässiges
Fahrwasser zu eriangen, vollständig erreicht worden wäre. Bei grossen
und wichtigen Unternehmungen ist es nie zu spät, einen neuen Weg
einzuschlagen , wenn die Unzulänghchkeit des bisherigen sich bewährt
hat. Grosse Kapitalien hat die Ems bereits verschlungen, aber auch
diese würden einst in das Gesammtvermögen des Staats zurückfliessen,
wenn es gelänge, eine schiffbare Wasserstrasse durch das Bourtanger
Moor herzustellen und dem ostfriesischen Seehandel einen Markt im
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