
302 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 363
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Angaben über die vertikale Verbreitung der für die Physiognomie der
Landschaft charakteristischen Arten beruhen grossentheils auf den Bestimmungen,
welche ich auf seinen Wunsch in seiner wohlerhaltenen
Pflanzensammlungvornahm, und sie vervollständigen das Naturgemälde,
dessen Umrisse für Nicaragua und Costa Rica Örsted gegeben hatte
und dessen systematischer Gehalt verhältnissmässig gut bekannt ist.
Die Depression der Pflanzengrenzen in Centraiamerika leitet Wag-ner
von der Verschmälerung des Continents ab, wo die Wärme nach oben
rascher abnehme, als auf ausgedehnteren Hochebenen; allein die zu
erklärende Erscheinung ist auf die pacifische Seite des Isthmus beschränkt
und zeigt sich eben so wie hier auch in der Eichenregion der
mexicanischen Westküste ausgesprochen. Lichtvoll hingegen hat
J-Vag-z/er den klimatischen Gegensatz der dem karaibischen und stillen
Meere zugewendeten Andenabhänge als die Wirkung des Passatwindes
dargestellt, der seinen Wasserdampf an den ersteren verliert, sie das
ganze Jahr hindurch befeuchtet und bis zum Kamme der Cordillere daselbst
unzugängliche Wälder verbreitet hat, während die pacifische
Seite, diesem Einfluss entzogen, nur eine Solstitial-Regenzeit besitzt,
vom Januar bis Ende April durchaus keine Niederschläge empfängt und
daher grösstentheils von Savanen bedeckt ist. Von diesem Verhältniss
scheint der Niveauunterschied der Pflanzengrenzen, den Orsi^^^/
z . B . für die Eichenregion des dem karaibischen Meer näher gelegenen
Irasu im Costa Rica im Gegensatz zum Viejo an der Fonseca-Bai nachwies,
ebenfalls bedingt zu sein. Es wäre wünschenswerth gewesen,
dass Wa^z/rr diesen klimatischen Momenten, die er selbst als die wichtigsten
anerkennt und so klar aufgefasst hat, auch seine Eintheilung der
Regionen und die Angaben über ihre Charakterpflanzen bestimmter
untergeordnet hätte, um so mehr, als der Cordillerenkamm hier auch
als Grenze von zwei natürlichen Floren zu betrachten ist, weil die Vegetation
der Nordküste von Südamerika längs der karaibischen Abdachung
kein Hinderniss auf ihren Wanderungen findet. Wiewohl indessen von
die Regionen beider Gehänge zusammengefasst sind, so wird
es doch, wenn er erst ein genaueres Itinerar seiner zweiten Reise mitgetheilt
haben wird, dem Kenner der Flora leicht werden, von seinen
Beobachtungen den vollen Nutzen zu ziehen. Der grösste Theil derselben
betrifl't Chiriq ui und hier verweilte er längere Zeit im Gebiete
der pacifischen Savanen von David, während die Darstellung der
oberen Regionen namentlich seinen Untersuchungen am Vulkan von
Chiriqui entlehntist. Die Niveaugrenzen der Regionen sind den früher von
ihm mitgetheilten Angaben gegenüber [Petermamis „Geogr. Mittheil."
1862, S.413), wahrscheinlich in Folge der nun erst erfolgten genaueren
Berechnung seiner Höhenmessungen, nicht unerheblich modificirt
worden und an deren Übersicht knüpfe ich nun, was an wichtigeren
neuen Ergebnissen in der verdienstvollen Arbeit Wagiier's enthalten ist.
o bis igoo' (Par.) auf der karaibischen, bis 1700' auf der pacifischen
Gebirgsseite: Tierra caliente. Von den hier aufgezählten Palmen
ist die Mehrzahl auf die eine oder die andere Küste eingeschränkt, wie
Oreodoxa und Manicaria auf den Zusammenhang der Nordküste mit
West-Indien und Guiana hinweisen. Die Cocos-Palme fand Wagner in
San Salvador von der pacifischen Küste bis 1600' ansteigend.
iQoo bis 4400'. Die Region von 1900 bis 3400' charakterisirt
Wagner durch die Farnbäume, Bambusen und Luft-Orchideen und
unterscheidet davon das Niveau von 3500 bis 4400' als Grenzgebiet der
Wälder und Bergsavanen, wo mannigfaltige Synanthereen auftreten
und einige Labiaten und Rosaceen (Rubus, Prunus occidentaHs) sich
durch grosse Individuenzahl auszeichnen sollen. Dass die Ziff'ern 3400
und 3500' nicht correspondiren, beruht wohl auf einem Druckfehler.
Die Darstellung scheint sich zunächst auf die nördlichen Abhänge von
Chiriqui zu beziehen, denn auf der pacifischen Seite erstrecken sich die
Savanen nach Wagner s Angabe vom Fusse des Gebirges bis zum
Niveau von 3500 bis 5000'. Diese Savanen haben einen gewöhnlich
niedrigen Graswuchs, der Rasen „erhebt sich nicht über 2""; das
wichtigste Futtergras heisst Jinjiprilla (Paspalum notatum). In den
Savanengehölzen, wo etwa ein Drittel der Arten in der trockenen
Jahreszeit das Laub verliert, sind die häufigsten Bäume der Chumico
(Curatella) , der Chumicobejuco (Davilla lucida) und die Espina de
Paloma (Duranta). Diese so weit im tropischen Amerika verbreiteten
Bäume bezeichnet Wagner als die Baumkolonisten der Grasflur, indem
sie sich vor allen übrigen ansiedeln und diesen die Humuserde bereiten.
Er führt dabei die Beobachtung eines Pflanzers an, wonach die Samen
der Duranta nicht anders keimen sollen, als wenn sie durch den Darmkanal
der Tauben gegangen sind und also durch deren Exkremente
gleichsam gedüngt werden, was, wenn es sich bestätigt, ein schönes
Beispiel für den Einfluss der Vögel auf die Wanderungen der Pflanzen ist.
4400 bis 8600': Region der immergrünen Eichen und der Erle
(Alnus Mirbelii), wobei aber zu erinnern, dass die Eichen gruppenweise
auch noch tiefer gefunden werden und nach Örsted's Beobachtungen
am stillen Meere durch die ganze Savanenregion herabreichen.
Die Region des Nadelholzes (Pinus occidentalis, 8800 bis 10,400')
und die alpine Region (10,400 bis 11,800') sind auf Guatemala beschränkt,
der Coniferengürtel reicht südwärts, wie schon Örsted anführt^.
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