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486 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
die mit dem Niauli bewachsenen Weideländer, einem nicht endemischen
Myrtaceenbaum (Melaleuca Leucadendron), der wahrscheinhch
von den Mokikken oder Neu-Guinea abstammt. Der Scrub Australiens
wird hier durch Wälder ersetzt, in denen, wie in jener Gesträuchformation,
emelnille von endemischen Erzeugnissen entfaltet ist. Die Vertheilung
dieser beiden Formationen, zu denen die neucaledonische
P lora sich gliedert, ist eine für die Entwicklung der französischen Kolonie
sehr ungünstige und richtet sich zunächst nach dem geognostischen
bubstrat Die bewaldeten Eruptivgesteine, die fast die ganze Südhälfte
der Lisel einnehmen, sind der Viehzucht und wegen der Beschaffenheit
des Bodens auch dem Anbau ganz unzugänglich. Hier fehlten auch
der einheimischen Vegetation beinahe vollständig die Gramineen und
die Stauden aus den Familien der Leguminosen und Synanthereen, von
denen Thiere sich ernähren könnten. Das Grasland ist auf die Schieferformation
und andere sedimentäre Gesteine eingeschränkt, aber von
bemerkenswerther Fruchtbarkeit sind nur die Alluvionen einiger Flussthaler,
die oft durch weite Zwischenräume getrennt sind. Da durch eins
der vorherrschenden Gräser, dessen zugespitzte Körner die Thiere verletzen
(Andropogon Allionii), auch die Schafzucht beeinträchtigt wird
und da der Bodenkultur die häufig eintretende Dürre entgegensteht'
so wird Neu-Caledonien niemals im Stande sein, mit den aufblühenden
Kolomen Australiens zu wetteifern.
Über die Entstehung des Graslandes äussert Balansa eine benierkenswerthe
Ansicht. Von der Einförmigkeit der Bestandtheile desselben
und der Thatsache ausgehend, dass sie nicht endemisch sind
memt er, diese Vegetation sei erst mit der Einwanderung der Eingeborenen
nach Neu-Caledonien gekommen und habe die endemischen
so artenreichen Wälder in einem grossen Theile der Insel verdrän^^t'
Denn auch im Bereiche der sedimentären Gesteine bestehen noch jetzt'
besonders an den Berggehängen ausgedehnte Wälder, deren Bestandtheile
von denen des eruptiven Substrats durchweg verschieden, aber
gieichfalIs grossentheils endemisch sind. Die in ihrer Individuenzahl
beschrankten und daher in ihrer Fortpflanzungsfähigkeit nachstehenden
Gewächse der ursprünglichen Flora konnten nach dieser Auffassung den
gese hg wuchernden, an Productivität überwiegenden Erzeugnissen des
Graslandes gegenüber da nicht fortbestehen, wo der Boden för den
Graswuchs geeignet war. Die Vegetation des Graslandes, das der
fremdländische Niauli begleitet, besteht aus Gramineen, die unter den
Tropen allgemein verbreitet sind und zum Theil auch die wärmeren
Gegenden der gemässigten Zone bewohnen. Unter 64 Gramineen der
Insel, die Balansa kennt, giebt es nur sehr wenige, in den Gebiro-s-
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 487
Wäldern vereinzelt vorkommende endemische Arten. Die Rasendecke
des Weidelandes besteht vorherrschend nur aus drei Gräsprn, von
denen zwei über die tropische Zone bis zur Mittelmeerflora verbreitet
sind und das dritte aus Indien stammt (Andropogon AUionii, A. cinctus^
wahrscheinlich identisch mit Sorghum fulvum und das beste
Futtergras der Insel, sodann Imperata arundinacea). Unter den wenigen
Stauden sind die häufigsten eine Synantheree (Wollastonia) und eine
Leguminose (Pachyrrhizus).
Die Wälder auf den eruptiven Gesteinen enthalten eine Menge von
endemischen Myrtaceen, Saxifrageen (Cunoniaceen), Proteaceen, Coniferen
und Casuarinen. Unter den Myrtaceen aber sind die Eukalypten
Australiens nicht vertreten. Farnbäume und Palmen (Kentia) finden
sich an feuchten Orten. Von den Bäumen, welche die Wälder der sedimentären
Formationen zusammensetzen, erwähnt Balansa nur gelegentlich
eine nicht endemische Guttifere (Calophyllum Inophyllum) und das
Santelholz; die fortschreitende Ausrottung des letzteren hängt vielleicht
damit zusammen, dass die Wurzeln, wie bei anderen Santalaceen
parasitisch sein sollen.
Lifu, die grösste der nordöstlich von Neu-Caledonien gelegenen
Loyaltyinseln, wurde von Balansa ebenfalls besucht. Als Korallenbildung
ist sie steinig und quellenlos, aber da auf ihrer von derKüstenumwallung
umschlossenen. von Wald bedeckten Binnenfläche überall
Grundwasser vorhanden ist, hat man auch hier die Kolonisation versucht.
Lifu hat seine Vegetation den Wäldern der neucaledonischen
Schiefer- und Kalkformation entlehnt, Grasland besitzt sie nicht. Die
Pandanusform tritt im Walde nicht selten in den Vordergrund des
Landschaftscharakters; auch ist unter den Bäumen eine endemische
Guttifere häufig (Clusianthemum pedicellatum). Die Ansiedelung beruht
auf dem Anbau der Cocospalme.
V.
Nachdem die beiden ersten Jahrgänge von Jiists botanischem
Jahresbericht erschienen sind, worin von Ascherson und Anderen auch
die Pflanzengeographie berücksichtigt worden ist, könnte es überflüssig
erscheinen, meine bisherigen Mittheilungen (I; 1868, II: 1870, III;
1872, IV: 1874) weiter fortzusetzen. Indessen wünsche ich doch
über die wichtigsten Erscheinungen der Literatur dem früheren Plane
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