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352 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
F l o r a des Kaukasus. — R a d d e ^ der seine Forschungen im
Kaukasus in:i Jahre 1865 fortsetzte, hat in seinen Berichten die speciellen
Ergebnissemit denDarstelkmgen des allgemeinen Vegetationscharakters
glücklich verbunden („Geograph. Mittheil." 1867, SS. 12. 92). Das
mesgische Gebirge, welches als Wasserscheide der Gebiete des Rion
und Kur die Verbindung zwischen dem oberen und unteren Kaukasus,
zwischen der Hauptkette und Armenien herstellt^ bildet die Naturgrenze
zwischen der östHchen Steppenflora und den unter dem Einflüsse des
schwarzen Meeres modificirten Formationen der Mediterranflora (vergi.
meine Karte der Vegetationsgebiete das. 1866. Taf. 3). bemerkt
darüber, das im mittleren Kur-Thal bis zum östlichen Fusse des mesgischen
Gebirgszuges der Steppencharakter noch vielfach angedeutet
sei, wogegen an der Westseite desselben die von Feuchtigkeit strotzende
colchische Waldflora mit ihrem immergrünen Unterholz beginnt. Im
Norden von Achalzik, wo die mesgische Kette westöstlich streicht und
nach R u p r e c J i t eine Passhöhe von 6665 Par. F. erreicht, werden die
oberen Wälder an beiden Abhängen durch Pinus orientalis gebildet,
deren düstere Region einige hundert Fuss unter dem Niveau des Sattels
an dessen Südseite zurückbleibt. In dem Hochwalds-Gürtel des nördlichen
Gehänges besteht das dichte Unterholz bereits aus immergrünen
Sträuchern, aus Prunus Laurocerasus, Rhododendron caucasicum und
Buxus. — Die südlichen Theile des westhchen Kaukasus in Mingrelien
und Abchasien erinnern durch ihre Eichenwälder, durch ihre in den
Lichtungen über weite Strecken ausgedehnten Dickichte von Pteris
aquilina an die rumelischen Gebirge. Die tief in den Boden reichenden
Wurzelstöcke dieses geselligen Farnkrautes verschliessen dem Boden
den Ackerbau , so wie ihr Gebiet, da die Heerden dessen Wedel nicht
anrühren, auch für die Viehzucht fast ganz verloren ist. In der Küstenregion
Abchasiens ist die Vegetation weit üppiger als im Inneren von
Mingrelien und dieser Einfluss des Pontus macht sich bis zu dem Kamme
der waldbedeckten Gebirge geltend. Unmittelbar am Meere verweben
sich die bis zur Krone der Eichen und Ulmen ansteigenden Schlinggewächse
von Smilax und Clematis, sie stellen mit den Bäumen und
Sträuchern undurchdringliche Wände dar, in die man nur auf schmalen
Fusspfaden eindringen kann. Die Vegetation im unteren Abchasien
setzt durch ihren grandiosen Maassstab, namentlich wenn man aus den
östlichen Steppenlandschaften kommt, den Reisenden Anfangs in hohes
Erstaunen, aber bald ermüdet sie durch den mangelnden Wechsel der
Formationen. — Das Kodor-Thal aufwärts reisend überstieg R a d d e den
zur Zeit der Unabhängigkeit der Tscherkessen unzugänglich gebliebenen
Theil des Kaukasus in der Nähe der Kuba^-Quellen, im Nachar-Pass
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN.
(9110 Die grossartigen geschlossenen Hochwälder reichen an der
abchasischen Gebirgsseite bis 6600', wo die Baumgrenze durch verkrüppelte
Birkengehölze gebildet ward (S. 97]. Oberhalb der Buchenregion
ist der Coniferen-Gürtel aus Pinus orientalis und Pinus Nordmanniana
zusammengesetzt. Die alpine Flora scheint auf diesen Pässen
sehr reichhaltig zu sein und bietet herrlichen Weidegrund. Andere
Bestimmungen von oberen Vegetationsgrenzen sind {abgerundet und in
Pariser Fuss] folgende:
Maisbau in Abchasien — 2420'; Gerstenbau im Quellgebiet des
Kuban — 5120'; Baumgrenze daselbst, durch Kiefern gebildet —
5930' (Kiefern als Knieholz — 7250'); höchste Phanerogamen an
der Nordseite des Elborus (Cerastium latifolium und Lamium tomentosum,
nach L e d e b o t i r wahrscheinlich nur Varietät von Lamium maculatum)
— 11270'.
F l o r a Hoch-Asiens. — Von den Ergebnissen der v . S c h l a g i n t -
zveif sehen Reise sind die Untersuchungen über die Höhen-Isothermen
in Central-Asien von besonderem Interesse (Sitzungsberichte der
Bayerischen Akademie für 1865, 1. S. 248). Die Höhe der Schneelinie,
die nicht bloss von der Wärme und Feuchtigkeit, sondern auch von
der Vertheilung der Niederschläge nach den Jahreszeiten abhängt,
findet ff, von S c h l a g i n i w e i t vom westlichen Tibet noch bis zum Karakorum
wachsend, so dass sie auf dieser zwischen dem Himalaya und
dem Künlün selbstständig sich erstreckenden Kette den höchsten Werth
auf der ganzen Erde erreicht. Seine Ergebnisse über die Grenze des
ewigen Schnees sind in enghschen Fuss ausgedrückt) folgende:
Südabhang des indischen Himalaya 16200', Nordabhang 18600';
Karakorum 19100' (wechselnd nach der Exposition an südlichen
Abhängen 19600', an nördlichen 18600; Künlün : Südabhang
15800', Nordabhang gegen Turkestan 15100'. ^ Im westlichsten
Tibet (Provinzen Balti und Hasora) sinkt die Schneelinie nach A, v.
S e h l a g i n t w e i t zw 15600' herab. — Die Baumgrenze wird im indischen
Himalaya zu 11800' bestimmt, im waldlosen Tibet kommen einzelne
kultivirte Laubhölzer zuweilen in sehr bedeutenden Höhen vor. So gehören
die Pappeln (Populus euphratica) im Klostergarten vonMagnang
(13460') zu den im höchsten Niveau entwickelten Bäumen der Erde.
, a p a n i s c h e Flora. •— M i q u e l ^ der die reichen japanischen
Sammlungen des Leidener Museums zu bearbeiten begonnen hat, verdanken
wir eine Vergleichung der Flora dieses Gebietes mit denen Ost-
Asiens und Nord-Amerikas (Mittheilungen der K. Niederl. Akad. d.
•Wissensch. 1866)'. Er schätzt die Zahl der bis jetzt aus Japan bekannten
Gefässpflanzen auf 2100 Phanerogamen und reichlich loö' Farne.
A. G r i s e b a c h , Gesammelte Schriften. 23
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