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g 8 ÜB E R DIE B i l d u n g d e s Tor f s
Alterthum. Die genauere Beachtung der in den römischen Schriftstellern
über diese ihnen wohlbekannten Gegenden enthaltenen Nachrichten
weist überhaupt mit Entschiedenheit die Vorstellung von einem
spätem Ursprünge der Emsmoore zurück. Die Hauptstelle bei Plinius^
von welcher ich einen charakteristischen Satz zum Motto dieser Abhandlung
gewählt habe, ergänzt unzählige allgemeine Angaben über
die grossen Sümpfe Germaniens durch eine treue Naturschilderung.
Sie ist um so merkwürdiger^ als der Verfasser nach seiner Versicherung
die von den Chauken bewohnte Landschaft aus eigener Anschauung
kannte. Die Chauken aber wohnten in den Sitzen der Friesen, dem
Gebiete der Hochmoore nördlich von der Ems bis zur Elbe. Von
diesen Küstenbewohnern sagt er^: »sie besitzen kein Vieh^ von dessen
Milch ihre Nachbaren sich ernähren; sie liegen der Jagd nicht ob, weil
ihr Land den Wäldern und jagdbaren Thieren fern ist. Zum Fischfang
flechten sie Netze aus den Binsen ihrer Sümpfe, deren Schlamm sie
mit den Händen formen und unter dem trüben Himmel im Winde
trocknen." Mit dem Brande dieser Erde kochen sie ihre Speisen und
erwärmen die vom Eis des Nordens starrenden Gheder.a Diese Schilderung
zeichnet uns den Naturcharakter des Landes vollständig und in
ihm die Bedingungen menschlicher Zustände. Schon in der Mitte des
ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung bedienten sich die Chauken
des Torfs, um das Feuer ihres Heerds zu unterhalten. Hätten sie
Wälder besessen, die dem Römer entgangen wären, so würden sie das
Holz, den edlen dem unedlen Brennstoffe vorgezogen haben.
Allein man kann fragen, ob die Beschreibung der Nordseeküste
auch auf das Binnenland der Amsivarier, die in den Emsmooren selbst
wohnten, bezogen werden darf. Diese Frage ist um so wichtiger, als
wir an den Küsten einen Torf kennen lernen werden, dem ein höheres
Alter als den Hochmooren zukommt. Plinüts rückt zwar in der angeführten
Stelle ausdrücklich die Baumvegetation weit abwärts von den
Küstensitzen der Chauken. die doch nur wenige Wegstunden von dem
Nordrande der Emsmoore entfernt sind : aber ebenso bestimmt spricht
er in der Folge von der Nähe des hercynischen Waldes. Diese Undeutlichkeit
ist durch anderweitige Zeugnisse aufzuklären.
Die untere Ems diente in mehrern römischen Feldzügen gegen die
I
1 Flhthis, Nat. Hist. 1. c. i. Non pecudem his (se. Chaucis) habere , non lacle
ali, ut finitimis, ne cum feris quidem dimicare contingit^ omni procul abacto frutice. Ulva
et palustri junco funes nectunt ad praetexenda piscibus retia : captumque manibus lutum
ventis iTiagis, quani sole siccantes : terra cibos et rigentia septentrione viscera sua urunt.
Potus nonnisi ex imbre servato scrobibus in vestíbulo domus.
IN DEN Emsmooren. 99
obere Weser zur Operationsbasis, namenthch im Jahre 15 unter Gernnnicus^
Sind Spuren dieser Kriege im Bereiche der Hochmoore
Xng, sö ist hieraus die Frage, ob sie damals schon m der jetzigen
Gestaltung bestanden, zu entscheiden. Römische Münzen smd m der
i t v i n z Drenthe^ jedoch nur höchst selten, gefunden und am wemgsten
beweiskräftig, weil sie von der Geest aus auch in späterer Zeit mochten
toein^^^^^^^^^^ und im Moore versunken sein. Das wichtigste und aus
den Römerkriegen vielleicht das einzige Denkmal ist der im J. 1818
I i bis drei Fuss tief im Bourtanger Moor entdeckte und über zwei
Weo-stunden weit von Valte nach Terapel verfolgte Holzdamm, der
von'den meisten Berichterstattern für ein römisches Werk gehalten und
auf die von Tacitus beschriebene lange Brücke des Domitms bezogen
''""'"^Die aJs dem örtlichen Thatbestande dafür geltend zu machenden
Gründe sind ohne sonderliches Gewicht. Eingesunken i^st der Damm
nicht, weil die damahge Vegetationsdecke noch unter dem Bau sich
erhalien hat, aber zwei bis drei Fuss Torf konnten ebensowohl in hundert
als in achtzehnhundert Jahren über dem Holzwerk emporwachsen
Dass die Sage von der Existenz dem Funde des Baus vorausging ,
spricht nicht für hohes Alterthum. Das Material war auf der Landzunge,
die längs der Aa von Norden in das Moor eingreift wahrschein-
M. noch im W l a l t e r zu finden, als diese Landschaft W e s t ^ l d e ^
hiess ein Name der Waldungen ankündigt. Deutet die regelmassige
Consiruction, die Breite des Wegs von 10', deuten die zu den Seiten
ano-ebrachten Pfosten, um das Ausweichen der Balken zu verhüten, auf
die Benutzung des Baus zum Durchmarsch eines Kriegsheers so konnte
man zunächst weit jüngerer Feldzüge sich erinnern. Hier kriegte zu
wiederholten Malen der Bischof Galen von Münster gegen die Niederlande,
Hess im J. 1665 Moorbrücken schlagen und im J. 1672 schweres
Feldgeschütz von der Bourtanger Landzunge gegen Grömngen heranschaffen.
Von diesem.Unternehmen soll eine Landwehr herruh^^^^^
die bekannt unter dem Namen Hondsrügge, eben die Ortschaft Valte
berührend, durch den östlichen Theil von Drenthe läuft und vor der
1 Tacitus, Ann. 1. i, c. 60 seq.
2 Tegenw. Staat van Drenthe a. a. O. Die einzige näher beschriebene Münze xst aus
dem dritten Jahrhundert in „Echtens Hochmoor" gefunden Heben
3 Der versunkene Holzdamm des Bourtanger Moors ist abgebildet und beschueben
im Vaterländischen Archiv, Bd. S. 354-
Vaterländisches Archiv, Bd. i, S. 257.
d i e f ü n f M ü n s t e r s c h e n G a u e . Berlin 1836- Karte.
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