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ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
Boden auch dies Wenige nicht haftet. Das Thal ist öde wie die Geest
und verdankt dem Fhisse wenig. Erst wo die Meeresfluth die Dünen
bekämpft hat, beginnen die fruchtbaren Marschbreiten desReiderlandes.
Es ist klar, dass ein solcher Thalweg im Verhältniss zu den Mooren tief
liegen muss: sonst würde der Strom, so oft die Dünen ihn verschütten,
sich seitwärts ausgebreitet und verzweigt haben. Vielmehr besitzt er
überall ein vereinigtes, von den Dünenhöhen schroff eingeschränktes
Bett, als hätte er eine tiefe Furche in den Flugsand eingegraben. Eine
ganz ähnliche Dünenreihe reicht südlich vom Arenberger Moor über
den Huimling durch den südlichen Theil des Grossherzogthums Oldenburg.
Im Winde beweghche und leicht verschüttete Hügel, ärmhch mit
Sandrohr (Calamagrostis arenaria Rth.) bewachsen, bedecken die Geest
bei Lorup und Dinklage. Also nicht die Ems hat die Dünen gebildet,
sondern sie vorgefunden; sie ist ihrer Linie gefolgt, weil sie leichter als
das Moor zu bewältigen war, und so sind ihre Thäler noch tiefer gefurcht
worden. Dieser unbedeutende Höhenzug scheidet beide Moorbecken
und hat von jeher deren Abfluss nach der Ems verhindert.
Demzufolge fliessen die meisten Bäche des Arenberger Moors nach
Norden in die Leda und das Bourtanger Moor hat natürliche Wasserabzüge
fast nur zum Zuydersee durch die Vechta und zum Dollart durch
die unbedeutende Aa. Allein die Kanäle von Ruetenbrock und Papenburg
zeigen zur Genüge, wie sehr es dem Niveau der Moore entspricht,
sie nach der Ems hin zu entwässern, indem die Dünenreihe durchstochen
wird.
2. Bildungsgeschichte der Emsmoore.
Man kann die Bildungsgeschichte des Torfes auf dreifache Weise
untersuchen, indem man sich entweder mit den physikalischen und
chemischen oder botanischen Verhältnissen seiner Entstehung und seines
Wachsthums beschäftigt. Die physischen Bedingungen, unter welchen
die Hochmoore sich bilden, sind, so weit es im Plane dieser Abhandlung
lag, sie zu berühren, im vorigen Abschnitt mit der Darstellung ihres
Baues verknüpft worden. Die Chemie des Torfes, welche ausserhalb
der vorgesteckten Aufgabe liegt, wiewohl durch Mulder's Arheiten so
dalia nudicaulis R. Br., Cerastium semidecandrum L., Scleranthus perennis L.^ Jasione
montana L., Hieracium Pilosella L., Carex arenaria L., Festuca ovina L., Aira praecox
L.j Nardus stricta L. und im dichteren Eichengebüscli Equisetum umbrosum W.
IN DEN EMSMOOREN. 83
sehr gefördert und auf einfache Grundgesetze zurückgeführt, gewährt
bis jetzt doch nur selten Anhaltspunkte, aus den Bestandtheilen des
Moorschlammes auf die Pflanzen zu schliessen, aus welchen er entstanden
ist. Die Geschichte der Emsmoore muss daher zunächst von
botanischen Merkmalen ausgehen, das heisst von den organischen Körpern,
welche sie einschliessen. Vereinzelte historische Ueberlieferungen
und geologische Thatsachen werden sich an die botanische Untersuchung
anschliessen.
Die Einschlüsse des Moors stammen entweder von den wesentlich
constituirenden oder von den accessorischen Bestandtheilen der Pflanzenformationen
her, aus denen der Torf sich erzeugt hat. In der Regel
sind nur die ersteren die Objecte der mikroskopischen Analyse, und
nur diese theilen gewisse chemische Eigenschaften (z. B. Harzgehalt)
mit dem formlosen Humus, welcher sie umgiebt. Liegen die Schichten
oberflächlich und wird ihr Wachsthum durch die lebende Pflanzendecke
unterhalten, so lässt sich hier der Übergang ihrer Gewebe in die amorphe
Substanz mikroskopisch verfolgen. Andere Bestandtheile des Torfes
finden sich nesterweise zusammen oder nur winzige Bruchstücke emzelner
Gewebe bleiben von ihnen erhalten. Eine vollständig vermoderte
Pflanze würde im amorphen Humus nicht mehr sichtbar sein, aber ich
habe bis jetzt keine wichtigere Moorpflanze kennen gelernt, von der
nicht einzelne Gewebe der Vermoderung zu widerstehen fähig wären.
Nach ihrem Ursprung zerfallen alle Torfarten, welche ich mikroskopisch
untersucht habe, nur in drei Klassen:
A. Moostorf. Wesentlicher Bestandtheil: die Arten von Sphagnum.
Vorkommen in einzelnen Lagern, Nestern oder Gängen aller
MoorBe.. H(Ma iodosettoorfr f Etosedleern 'sE,)r i k e n t o r f . Wesentliche Bestandtheüe:
die zersetzten Wurzeln und Stämme von Erica Tetralix und Calluna vulgaris.
Hauptbildungsmaterial der Hochmoore. (Hagetorf
C. Wiesentorf. Wesenthche Bestandtheile: Wurzeln und
Stämme von Glumaceen. Hauptbildungsmaterial der Grünlandsmoore.
(Darg EiseMs.)
Die Waldmoore habe ich nicht untersucht: andere in der Literatur
aufgestellte Unterscheidungen aber gründen sich nicht auf die Pflanzenformationen,
aus denen das Moor entstand, sondern entweder auf
accessorische Bestandtheile oder auf ungleiche Alterszustände gleicher
Massen. Die obige Eintheilung stimmt jedoch mit der von Eiselen
überein, der einzigen, die mir aus der Natur geschöpft und auf gründliche
Eormenkenntniss gestützt scheint. Nur darin weicht dieser Schriftsteller
von der obigen Darstellung ab, dass er von jeder Torfart zwei
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