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34 Uber iìen Vegetationsciiarakter VON riARDANGER TN BERGENS STIFT. 35
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bestanden ^ so nimmt in Tellemarkcn das Land den Charakter eines
waklig-en Mittelg'cbirg-s an, aus dem nur einzelne Gipfel, wie der Gausta^
der Lieijcld alpengleich sich erheben.
Ganz anders verhält sich die westliche Terrasse^ welche fast bis zum
Küstensaume mit den Langfjelden in gleichem Niveau liegt und zu den
engen Thalwegen äusserst schroff abfällt. Hier erreicht z. B. das grosse
Schneefeld des Folgefonden eine Höhe von 5240', gleich wie die mittlere
Erhebung der Langfjelde 4—^5000' beträgt, so dass man über diese
hinweg vom 5400' hohen Horteigen, einem der dem Hardangerfjeld
aufgesetzten Felsprismen, den Gausta im östlichen Teilemarken sehen
kann. Der äusserste Rand des Hardangerfjelds liegt nach Z. ik Ihiclis
Messung 4292 Par. Fuss ^ über dem Thalniveau von Ullensvang und
fällt mit einfacher Wandung zu dem Pfarrhause unter einem Winkel von
35" ab. Die Breite dieses Thals beträgt daselbst '/..j geogr. Meile, und
gegenüber erhebt sich der Folgefonden mit gleich starker, oft noch
steilerer Böschung. Dies ist der Charakter aller Thaleinschnitte in
Bergens Stift. Bei einer solchen Ausdehnung der Hochebenen ist daher
fast die ganze Oberfläche des Landes nur einer alpinen Vegetation zugänglich,
welche hier nicht wie in den Alpen auf die einzelnen Berge
sich einschränkt und zugleich wegen mangelnder Erdkrume jeder Fülle
entbehrt. Indessen noch weit nachtheiliger für die Mannigfaltigkeit
der Flora dieser Gegenden, sowie für deren Kulturfähigkeit ist der Umstand,
dass die Thalsohlen grösstentheils weit tiefer liegen, als das
Niveau der Nordsee, und dass sie daher ihrer ganzen Länge nach von
Meerwasser ausgefüllt werden. Darin besteht, wie Z. v. ZW^ höchst
treffend ausgedrückt hat der einzige Unterschied der norwegischen
Fjorde von den Thälern der Alpen: reichte das Meer in der Lombardei
2000' höher, so würde aus den südlichen Thälern des Gotthard ein
anderer Sognefjord entstehen. Der Söefjord ist bei Ullensvang 1200'
tief. Die P^jelde müssten sich daher noch um drei Viertel ihrer jetzigen
Höhe erheben, um fruchtbare Thäler im westlichen Norwegen hervorzubringen.
Aus diesen beiden Verhältnissen, der hohen Lage des Landes und
der tiefen Bildung der Thäler, ergiebt es sich von selbst, dass in einem
Klima, das beinahe so mild ist wie in Dänemark, milder als das westpreussische,
die spärliche Bevölkerung ohne B^ischfang sich nicht würde
ernähren können, und nur deshalb, weil es der Kultur an Raum fehlt.
Es giebt kein Vorland, keine kulturfähige Ebene von Bedeutung in der
• lUulslikker 1820, Nr. 7. 8.
2 Dessen Reise iil)er den Filefjeld in Topo^raphiske slalisliske Samlinger. i
ganzen Provinz. Wie gering die Ackerfläche sei, zeigt z. B. eine der
wohlhabendsten Ortschaften, Oppedal in Hardanger, die aus 15 Gaarden
besteht, worin 34 Bäuerfamilien^ wohnen. Die ganze Feldbreite am
Ufer des Fjords zählte ich 760 Schritte, von da reicht sie bei einer
Böschung von etwa 20" nur 500' hoch bergan, und die Gerstenfelder
werden noch von den Gehöften, auch von Obstbäumen und von Gehölz
unterbrochen: dieses Laubgehölz aber steht dort nicht aus Nachlässigkeit,
es ist ein wesentlicher Bestandtheil der Wirtschaft, von dessen
Laube müssen im Winter die Viehheerden ernährt werden, die nur während
des kurzen P^jeldsommers auf dem Plateau leben.
Doch selbst jene schmale abschüssige Region an den Fjordufern
wird der Vegetation durch die Beschaffenheit des Bodens zum Theil
ganz entzogen. Theils steigert sich die Böschung der Thalwände häufig
über 45", theils fehlt es überhaupt gar zu sehr an Erdkrume. Die
Humusdecke über dem anstehenden Gestein beträgt am Söefjord auf
dem Acker 6 — 8 Zoll, auf unbebautem Boden im Durchschnitt nur
Zoll. Dies halte ich für den einzigen Grund, weshalb in Hardanger
weder die Buche noch die Tanne fortkommt. Die Fjelde tragen eben
so wenig Erdkrume, wie die F^jordufer, oder noch weniger, so dass
dies als ein allgemeines Phänomen für die ganze Provinz anzusehen ist.
Damit steht der Charakter der Vegetation in so naher Beziehung, dass
ich dessen Bedingungen nachzuforschen mich bemüht habe. Mehrere
Ursachen scheinen hierbei zusammenzuwirken, unter denen die Beschaffenheit
des norwegischen F'elsgebäudes indessen voransteht. Die
ganze Fjeldmasse wird aus nahezu vertikal gestellten, äusserst festen
Gneissschichten gebildet, welche der Verwitterung durch die Atmosphäre
vielleicht ganz unzugänglich sind. Die allgemeine Verbreitung
der Diluvial-Schrammen auf deren Kanten macht es gewiss , dass ihre
Oberfläche sich jetzt noch in demselben Zustande befindet, als zu der
Zeit, da diese seichten P\u-chen gebildet wurden. Das Wasser, welches
in anderen Gebirgen theils durch die mechanische Gewalt seines Gefälles,
theils durch die in demselben gelöste Kohlensäure vornehmlich
den Verwitterungsprocess einleitet, kann diesen Einfluss auf die ¥]c\de
fast gar nicht ausüben: drei Vierteljahre fällt es als Schnee herab, und,
wenn dieser schmilzt, wenn er sich mit den meist nebelförmigen Niederschlägen
des Sommers vereinigt, so sammelt sich das Wasser rasch in
den Niederungen an, es gleitet auf der Oberfläche des Plateaus hin,
ohne in den festen Gneiss einzudringen; die Thalwände derP>lde sind
quellenleer, alles Wasser stürzt von oben zu den Fjorden herab. Mecha-
1 y. Krafl, topographisk-statistiske lieskrivelse over Norge. Vol. 4, p. 568.
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