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348 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
M i t t e l e u rop aise h e Gebirgsflora. — Gcnidt bearbeitete
die Verbreitung der Sudetenpflanzen (Plantae florae germanicae, inprimis
sudeticae. secundum fines verticales et horizontales in classes et
ordines digestae. Dissert, inaug. 1866). Die Sudeten sind durch ihre
Vegetation auf das Engste niit den Centrai-Karpaten verbunden, so
dass dort kaum Pflanzen vorkommen, die nicht auch auf diesen einheimisch
sind. Ein eigenes Schöpfungscentrum möchte G^m/^/Z indessen
den Sudeten nicht durchaus absprechen, wofür er indessen nur ein
Paar wenig sichere Hieracienformen anzuführen weiss, abgesehen von
der Pedicularis sudetica, die auch im arktischen Russland beobachtet
ist. Bei der vergleichenden Übersicht der Regionen in den Sudeten und
Centrai-Karpaten zeigt sich in den letzteren eine Elevation der Vegetationsgrenzen,
die vielleicht wie im Engadin durch die massige Bildung
des Hochgebirges zu erklären ist; die Region des Knieholzes (Pinus
Mughus^ setzt Gcrndt in den Sudeten auf 3600 — 4400', wogegen
dasselbe in den Karpaten bis 6000' ansteigt.
M e d i t e r r a n f l o r a . — Die so scharf durch die Olive bestimmte
Nordgrenze zu der Mediterranflora im südlichen Frankreich hat Martins
genauer angegeben (a. a. O. Deutsche Ausg. II, S. 250). Im Rhonethal
wird sie durch die Eisenbahn von Lyon nach Marseille in der
Schlucht von Donzère zwischen Montélimart und Orange geschnitten.
Von den östlichen Pyrenäen (Arles-sur-Tech) verläuft diese charakteristische
Linie nach Carcassonne (Aude), dringt in die geschützten
Thäler der Cevennen, berührt im Hérault St.-Pont und Lodève, im
Gard Le Vigan undAlais, erreicht in Ardèche über Joyeuse und Aubenas
bei Beauchastel am Rhône ihren nördlichsten Culminationspunkt (44°
50'), folgt dem Strome südwärts bis Donzère (44^' 25'), geht sodann
nach Osten über Nions (Drome), Sisteron und Digne (Basses-Alpes).
umkreist die Verzweigungen der Alpen bei Bargemont (Var) und Grasse,
bis sie zuletzt im Defilé der Strasse des Col di Tenda bei Saorgia endet.
Auf meiner Reise durch die europäische Türkei fand ich im Jahre
1839 auf dem zu alpiner Höhe sich erhebenden Peristeri bei Bitolia die
obere Waldregion (5400—5800') aus einer Conifere gebildet, die in Europa
übrigens unbekannt ist und die ich als Pinus Peuce von der ähnlichen
Zirbelnusskiefer (P. Cembra) unterschieden habe. Leider fand ich damals
nur unreife Zapfen, so dass ich von dem breiten Flügelrand des
Samens, der einen der wesentHchsten Unterschiede von der Zirbelnuss
bildet, und von der Richtung der Zapfen mangelhaft unterrichtet blieb.
Die Erfurter Handelsgärtner Haage und Schmidt verschafften sich reife
Zapfen, nach deren Vergleichung Hooker die Pinus Peuce für identisch
mit der auf dem Himalaya allgemein verbreiteten Pinus excelsa erklärt
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 349
hat (Journ. of the Linnean Soc. VIII, p. 145). Da ein Baum dieser
Art auf dem weiten Räume von Macédonien bis Afghanistan nirgends
beobachtet worden ist, so ist Hooker der Meinung, dass an die Herkunft
desselben sich eins der merkwürdigsten geobotanischen Probleme
knüpfe. Manche könnten versucht sein, an eine Anpflanzung von Pinus
Strobus auf dem Peristeri zu denken, die der Pinus excelsa sehr nahe
steht, allein diese Vorstellung wird schon durch das örtliche Vorkommen
und dadurch ausgeschlossen, dass die meisten Individuen von Pinus
Peuce strauchartig bleiben und in dieser Form auch die tiefer gelegenen,
mit Wachholdergebüsch bedeckten Gehänge des Berges [24.00—5400')
allgemein bewohnen. Briefhch äusserte mein Freund Boissier die Ansicht,
dass sich Pinus Peuce als eigene Art der Pinus excelsa gegenüber
werde behaupten lassen, allein nach sorgfältiger Vergleichung der reifen
Zapfen vom Himalaya und vom Peristeri muss ich der Auffassung
Hooker's durchaus beitreten. Es ist für die Lösung des Problems schon
Einiges geleistet, wenn analoge Fälle der Verbreitung von Gebirgsbäumen
nachgewiesen werden können. Andeutungen sind schon gegeben
durch die hochstämmige Juniperus excelsa, die ich auf der Macédonien
benachbarten Insel Tassos antraf und die auf dem Taurus
wiederkehrt, aber nach Hooker auch auf dem Himalaya wachsen soll,
was ich freilich nicht bestätigen kann, da die von Kew mitgetheilten
indischen Exemplare zu Juniperus foetidissima W. gehören, zu einer
ebenfalls zur Baumgestalt entwickelten Art, deren Areal vom Kaukasus
und Taurus und vom cyprischen Olymp bis zum Himalaya reicht. . Ein
anderes analoges Beispiel liefert die Ceder des Atlas, des Taurus und
des Libanon, die von der Deodara-Ceder des Himalaya als Art nicht
zu trennen ist. Der Abstand vom Atlas zum Himalaya ist wenigstens
um die Hälfte grösser als vom Peristeri bis Afghanistan und wenn man
bedenkt, wie sehr die Wälder auf den zwischenhegenden Gebirgen Vorderasiens
gehchtet oder ganz verwüstet sind und dass auch die Ceder
erst neuerhch auf dem Taurus aufgefunden ward, wo sie doch grosse
Wälder bildet, dass daher ein viel weniger auffälliger Baum leicht noch
auf anderen Gebirgen verborgen sein kann, so vereinfacht sich die Frage,
die freilich auch für die Ceder räthselhaft genug bleibt. Denn nicht
leicht entschliesst man sich zu der Vorstellung, dass durch Mitwirkung
von Sturmwinden oder Vögeln keimfähige Samen den Raum zwischen
dem Atlas und Taurus überschreiten konnten, wo keine Gebirge einen
Ruhepunkt bilden, auf denen sie sich hätten entwickeln können. Nur der
Ätna undTaygetus erheben sich zu dieser atmosphärischen Verbindungsbahn
und haben doch wohl schwerlich jemals Cedernwälder besessen, wiewohl
es der Mühe werth wäre, die Aufmerksamkeit darauf zu richten.
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