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14^ Über die Vegetationsi.inien
sien> und Lithauen liegen auf einer schmalen, den Continent geradlinig
durchschneidenden Zone und umschliessen (mit Ausnahme der
Angabe bei Bordeaux) die ganze Verbreitungssphäre der Pflanze. Die
Breite dieser Zone beträgt in Lithauen nur 12 g. Meilen von Lahischin
(2 M. nördlich von Pinsk) bis Swaritzewitsche^, aber auch in Oberitalien
und P^rankreich ist sie nur gering. Das Areal von Aldrovanda
besitzt demzufolge, freilich durch grosse Lücken unterbrochen, die zu
weiteren Nachforschungen auffordern, eine Länge von 250 g. Meilen
bei einer wahrscheinlich zwölffach geringeren Breite. — In unserem
Gebiete zeigt Artemisia Mertensiana Wallr.^^ eine ähnliche Verbreitunp-so
Zone, jedoch in abweichender Richtung. Eine Linie, welche Artern an
der Unstruth und Bernburg an der Saale verbindet, trifft verlängert die
Insel Öland. Die Entfernung von Artern bis Öland ist auf 90 g. Meilen
anzuschlagen: die Breite der Zone zwischen Bernburg und Stassfurt
beträgt nur 2—3 g, Meilen. Andere Standorte ausser den hier genannten
sind überall nicht bekannt.
Schon diese regelmässige Gestalt der Pflanzenareale weist darauf
hin, dass die Ursache der Vegetationsiinien nicht in der Mannigfaltigkeit
terrestrischer Bedingungen, sondern in den weit regelmässiger, in
bestimmten Richtungen wachsenden und abnehmenden, atmosphärischen
Abstufungen liegt, welche die allgemeinen Erwärmungsgesetze
der elastischen Mülle des Erdkörpers hervorbringen und wovon die
Meteorologie durch ihre mittleren, klimatischen Werthe Rechenschaft
giebt. Dass aber dies ein allgemeiner Charakter der Vegetationslinien
sei, davon enthalten die nachfolgenden Listen der im nordwestlichen
Deutschland mit Sicherheit nachweisbaren Pflanzengrenzen zahlreiche
Belege: was durch die besondere Bezeichnungsweise hervorgehoben
wird, dass alle ausser diesen normalen Linien gelegenen Fundorte, die
nicht blos sporadisch , sondern entweder wirklich anomal sind, oder
vielleicht durch fortgesetzte Beobachtungen sich ausgleichen mögen,
mit einem Asteriscus f^) versehen sind. Allein hier, wo ich die Vegetationslinien
nach ihren allgemeinen Verhältnissen zu erörtern habe,
sind einzelne Beispiele ihres regelmässigen Verlaufs am Orte, bestimmt
diese Eigenthümlichkeit klarer vor Augen zu führen und zur Erörterung
klimatischer Ursachen Anleitung zu geben.
Die Vegetationslinien unserer s ü d l i c h e n Pf lanzen fallen häufig
an den Nordrand der anstehenden Flötzgesteine oder in die Nähe der-
1 Regensb. Flora 1846, S. 591.
Eiclnuald, naturhistorische Skizze von Tithauen (Wilna 1830), S. 175.
ii Über ihre wahrscheinHche Verschiedenheit von der sibirischen A. laciniata W.
vergl. Ledebotir, Flora ross IT, p. 582.
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DES NORDWESTLICHEN DEUTSCIITANDS. 143
selben dahin, wo gewisse, auf das vegetabilische Leben günstig wnkende
Gebirgsarten, wie der Muschelkalk oder der ältere tlotzgyps,
von jüngeren Formationen überlagert werden. Fasst man hier nur die
örtlichen Verhältnisse ins Auge, so scheint nichts natürlicher, als diese
VeaetationsHnien von der Erhebung des Landes, dem chemischen und
mechanischen Einfluss der Gesteine und von der Neigung des Bodens,
der die Erwärmungsfähigkeit desselben modificirt, abzuleiten. Erweitert
man aber den Gesichtskreis und richtet den Blick auf die Verbreitung
der nämlichen Arten, die hier ihre Polargrenze finden, über den ganzen
europäischen Continent, so gelangt man oft zu einem ganz verschiedenen
Ergebniss und findet dieselbe Vegetationslinie unter ganz abweichenden
örtlichen Bedingungen, aber Unter gleicher Polhöhe wieder.
Nichts ist für diese Betrachtungen lehrreicher, als die Vergleichung
unseres Gebiets mit den Ebenen des europäischen Russlands, wo die
Nei-ung des Bodens verschwindet, wo die tiefen Sumpfebenen unmittelbar
an die schwarze Erde des Steppenrandes herantreten, wo die
anstehenden Gesteine sowohl dem petrographischen Charakter nach als
in Hinsicht auf geographische Vertheilung dem abweichendsten lypus
folgen kurz, wo alle Einflüsse auf das Pflanzenleben andere geworden
sind, selbst die meisten klimatischen Werthe eingeschlossen. Denn
Nord und Ost theilen die kurzen Vegetationszeiten und höheren Kalteextreme
Ost und West unterscheiden sich hierin, wie in den Warmeextremen:
also verhalten sich die für die Vegetation wichtigsten klimatischen
Bedingungen unseres Gebiets entgegengesetzt, wie in Russland.
Nur die mittlere Jahreswärme hat sich unter gleicher Polhohe nicht bedeutend
geändert, was schon die bisherigen Versuche graphischer
Darstellungen der Isothermen zeigen, die von Deutschland bis zum
westlichen Russland nur wenig von den Parallelkreisen des Äquators
abweichen, was aber noch deutlicher aus folgender Zusammenstellung
hervorgeht, die bestimmt ist zu zeigen, dass in der Nähe des 52. Breitegrades
die vorhandenen Messungen über mittlere Wärme in unserem
Gebiete grössere Unterschiede zeigen, als sie sich von polnischen und
russischen unter entsprechender Polhöhe entfernen.
Mittl. Temp.'
Eisenach = ( 7°, 5 C.
50" 59' (680') 1 9". 15 »
üöttingen = j" 8", 3 „
51« 32' (480') 1 9", 4 .
Miltl. Temp
Krakau = \ 8", 3C.
50" 4 ' (610') ( 9°,° V
Kielce = 79 »
so" 52' (840')
1 Die obere Zahl ist die niedrigste, die untere die liücliste Angabe aus Mahlmann's
Tafehi und den Nachträgen zu denselben. Die Zahlen unter den Ortsnamen bezexclinen
l'olhühe und Niveau ül)er dem Meere.
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