
f
84 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
Altersstufen zum praktischen Behuf unterscheidet (weissen und braunen
Moostorf; Hagetorf und klibberigten Hagetorf; Darg und klibberigten
Darg).
Die Charakteristik des Moostorfes ist schon oben gegeben. Der
J laidetorf ist der ärmste an Einschlüssen und entspricht daher am vollkommensten
den amorphen Humusgebilden. Er bleibt aber auch im
reinen Zustande an seinem bedeutenden Harzgehalte kenntlich, indem
Calluna nach Wicgvianns Analyse fast 6 Procent Plarz und Wachs besitzt.
Der Wiesentorf erscheint in mannichfaltigen Abänderungen^ weil
die Bflanzenformation, die ihn erzeugt, nach dem Boden und der geographischen
Lage am meisten abändert, weil er langsamer sich entwickelt
und weil er grössere Ungleichheiten der Cohäsion durch Aufstauen
des Wassers im Innern zeigt (Streichtorf oder Baggertorf,
schwimmende Inseln;. Unter allen Torfarten enthält der Wiesentorf
die grösste Menge von Einschlüssen
Bei der Untersuchung von Torfproben aus den Hochmooren an
der Ems ergab sich, dass die ältesten wie die jüngsten Schichten deren
heutiger Vegetation entsprechen. Es ist daher, um dieses so einfache
Verhältniss nachzuweisen, von keiner Wichtigkeit, ob wir die Bildungsgeschichte
von den untersten Lagen beginnen oder rückwärts vom
jüngsten zum ältesten Torfe fortschreiten. Ich wähle daher den letzteren
Gang der Darstellung, der den Vortheil darbietet, zuerst in die sichersten
Thatsachen einzuführen und erst später zu den unbestimmteren, amorphen
Gebilden überzugehen.
1. Oberste, von den Wurzeln der lebenden Eriken durchwirkte
Schicht von Haidetorf aus dem Bourtanger Moor (Bunkerde).
Getrocknet zerfällt diese Lage leicht in ein schwarzbraunes Pulver.
Dieses Pulver ist jedoch ganz frei von Sandkörnern und besteht
aus amorphem Humus. Von den Einschlüssen wurden folgende erkannt
:
ij Wurzelzasern (Radicellae) von Erica Tetralix. Im frischen Zustande
enthalten diese zarten Organe einen axilen Gefässbündel, welcher
von gelbbraun gefärbten , ohne Zweifel mit Harz imprägnirten Prosenchymzellen
umgeben wird. Das Plarz der Eriken wird nicht von eigenti
V. Chamisso, F. Hoffuiann und Poggendorfm. Karsten's Archiv, Bd. 5, S. 253 u. f.
Den in dieser Abhandlung über das Moor vonLinum bei Berlin enthahenen Untersuchungen
entsprechen die Ergebnisse meiner Beobachtungen über den Wiesentorf von Seeburg bei
Göttingen. Unter vielen unbestimmten Resten fand ich in demselben folgende erkennbare
Einschlüsse: Epidermislamellen von Carex, Sparganium, Ii'is; Früchte von Carex, Anthoxanthum,
Sagina procumbens ; nach Art des Moostorfes gebildete Hypnum-Massen;
Rhizome von Jris, Holzstücke von Alnus und Betula.
IN DEN EMSMOOREN. 85
liehen Harzbehältern (Lücken des Zellgewebes), sondern häufig ni den
Zellenhöhlen selbst secernirt. Neben diesen frischen Radicellen finden
sich analog gestaltete Zasern, welche nur ans Prosenchymzellen oder
crestreckten Parenchymzellen bestehen, indem der Gefässbündel zerstört
worden ist. Diese Prosenchymzellen sind intensiver braun gefärbt. Die
Kpidermis des Rindengewebes hat sich nicht deutUch unterscheiden
lassen. 1 ^ j
2) Hohlcyhnder, welche aus dem verholzten Rnidensystem des
Rhizoms oder Stammes von Erica Tetralix bestehen. Zuweilen sind sie
noch mit dem Producte des vermoderten Holzkörpers ausgefüllt. Dieses
Product ist ein schwärzliches Pulver, welches mit der Hauptmasse des
Torfes (I.) unter dem Mikroskope identisch erscheint.
3) Blattfragmente von Erica Tetralix. Von diesen ist nur die hohle
Epidermis übrig. Die obere Seite besteht aus regelmässig geordneten,
rundlichen Zellen, wie bei der frischen Pflanze, und unterscheidet sich
mit Bestimmtheit von den flexuos gerandeten Epidermiszellen bei Calluna.
Merkwürdig ist, dass diese Fragmente in der Regel geschlossen
die Blattgestalt der Dophaide bewahren, nachdem sie alles Diachym
verloren haben. Aber die Epidermiszellen besitzen verdickte Wände
und unter diesen liegt noch eine zweite Zellenschicht mit Fasernetzinkrustationen
, welche der Humifikation länger als Diachym und Gefässbündel
widersteht. Auch hier ist der hohle Raum der Blatthulle zuweilen
mit dem amorphen Vermoderungspulver ausgefüllt.
4) Fragmente der Epidermis von Eriophorum vaginatum. Diese
sind nur dadurch zu erkennen, dass einzelne ZeUen dieselbe Form zeiaen,
welche unten bei den grösseren Einschlüssen dieser Pflanze zu
fc) /
beschreiben ist.
5-: Fragmente von Sphagnum acutifolium finden sich sparsam, der
Veaetation''des Torfmooses zwischen den Eriken entsprechend.
' ' i L Dichter, brauner Torf, 2'tief unter der Oberfläche liegend, von
derselben Lokalität wie I.
Die Substanz besteht grösstentheils aus Radicellen von Erica Tetralix
in ungleichen Stufen der Zersetzung. Zwischen diesen hat sich
erst wenig ¿morphes Pulver abgesetzt. Die Radicellen bilden eine verfilzte
Masse von grobem Zasern und sehr feinen Fäserchen. Unter dem
Compressorium war der axile Gefässbündel in den Zasern als ungefärbter
Strang von punktirten Gefässen, die von braunem Prosenchym
umgeben wurden, stets deutlich zu erkennen. Später brachte ich auch
in den Fäserchen ein axiles Gefäss zur Anschauung und lernte diese
hierdurch mit Sicherheit von sehr ähnlichen Sphagnum-Axen unterscheiden,
welche nicht selten im Moostorf entblösst liegen und nur aus
tii
f