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9 6 ÜBER DIE BILDUNG DES TORFS
grossenthcils aus kaum oberflächlich verkohlten Coniferenstämmen,
deren mikroskopische Structur dem Kieferholze des Moors in der Unversehrtheit
der Gewebe gleich kommt. Allein da im Torfe keine ausgestorbene
Geschlechter sondern nur Pflanzenj welche auch jetzt an
diesen Standorten wachsen^ eingeschlossen sind, so haben die Bildungen
des Moors jedenfalls der jetzigen Erdepoche angehört. Die nächste
Frage ist daher, ob nicht durch historische Nachrichten, zu denen jetzt
überzugehen ist, die weiten Lücken des empirischen Resultats einigermaassen
ergänzt werden können.
Die Überlieferungen von der Ausdehnung des hercynischen Waldes ^
über einen grossen Theil Deutschlands zu den Zeiten der römischen
Feldzüge diesseits des Rheins scheinen nicht ohneEinfluss auf die Vorstellung
von der späten Entstehung der Torfmoore geblieben zu sein.
Man weiss, dass die Römer gewohnt waren, die Wälder, die ihren Feinden
einen sicheren Zufluchtsort boten, zu vernichten. Rcnnie hat eine
Thatsache dieser Art auf die physische Geschichte der grossbritannischen
Moore bezogen. In Westphalen, wo zur Zeit von Augustus Herrschaft
der Urwald die Thäler zwischen den Bergzügen bedeckte, hat der
Ackerbau sich weit ausgebreitet. Auch in den südlich an die grossen
Emsmoore grenzenden Öden von Arenberg, Bentheim und Osnabrück,
welche heutiges Tags fast baumleer sind, gab es zu historischen Zeiten
OO Tosse Waldungöe n. Die Nachrichten davon leben im Munde des Volks
und in zahlreichen Ortsnamen. Rechte auf Forstbenutzung, die urkund-
Hch bestanden, sind häufig durch die Ausrottung des Waldes erloschen.
So wie in manchen Gegenden Ähnliches erzählt werden soll, so versicherte
man auch rair, dass in einer Urkunde zu Fürstenau die Angabe
vorkomme, ein Eichhörnchen könne, von Baum zu Baum springend,
von dort bis Lingen gelangen, über eine drei Meilen lange, gegenwärtig
öde Landstrecke. Jetzt ist von den Wäldern des Huimling nur der ärm-
1 In der Provinz Drentlie hat man unter dem Torfmoore von Eelde Backenzähne von
3 " L ä n g e und i" Dicke (Elephas primigenius), sowie auch Ilörner eines vorweltlichen
Stiers (Bos priscus?) gefunden (Tegenw. Staat van Drenthe, p. 340) : allein diese Nachrichten
sind unbestimmt und lassen namentlich die entscheidende Frage unbeantwortet,
ob die Einschlüsse, welche Säugethieren , die wahrscheinlich erst in sehr später Zeit ausgestorben
sind , anzugehören scheinen, von Torfschichten selbst oder von der Erdkrume
der Geest eingeschlossen wurden. Keinenfalls aber klären sie das Alter der Hochmoore
auf, da die erwähnten Reste in einem Grtinlandsmoore zu Tage gefördert sind.
2 Plinius verlegt den hercynischen Wald bis in die Nachbarschaft der Chauken : In
eadem septentrionali plaga Hercyniae silvae roborum vastitas intacta aevis et congenita
mundo. Nat. Hist. 1. 16, c. 2.
IN DEN EMSMOOREN. 97
liehe Börgerwald übrig, an dessen nordwestlichem Winkel die Buchen
wie Krummholz niedergebogen und verkümmert smd. Den von der
Küste wehenden Winden setzt das flache Land nirgends den geringsten
Schutz entgegen. Noch im Jahre 1552 ' wurden Tausende von Eichen
im Arenberg'schen durch einen einzigen Sturmwind niedergeweht und
sind nicht wieder aufgewachsen. Von solchen Baumstürzen im achten
neunten und zwölften Jahrhundert reden niederländische Chroniken
und so gewiss daher die Thatsache ist, so hat man mit Recht ein besonderes
Gewicht darauf gelegt, dass auch die Stämme in den Mooren
nach der Richtung des Küstenwindes gelagert smd.
Gesetzt, die germanischen Wälder hätten wirklich vor achtzehnhundert
Jahren bis zu den Küsten der Nordsee gereicht, so muss der
bisherigen Untersuchung gemäss doch durchaus die Vorstellung vermieden
werden, als sei deren Verwüstung die unmittelbare Ursache
der Torfbildung gewesen. Niedergestürzte Wälder-haben hier mcht,
wie bei den Versumpfungen des Schwarzwaldes ^, dem Torfmoose die
erste Stütze gegeben: sonst müssten die Überreste der Bäume m den
untersten Schichten des Moors und namentlich im Sohlbande uns erhalten
sein. Allein die Kiefern des Haidetorfs vegetirten zum grössten
Theile zu einer Zeit, als das Moor schon bestand. Ihre Verwüstung
durch Naturereignisse oder durch die Kriege der Römer gewährt für
die Entstehung der Hochmoore keinen Anhaltspunkt.
Dass das Bourtanger Moor vielmehr seit frühen Jahrhunderten als
schwer überschreitbares Gebiet bestanden habe, wird dadurch wahrscheinlich,
dass es, wie nunmehr die holländische und niederdeutsche
Mundart, so von uralter Zeit her die angrenzenden Völker geschieden
hat. In derselben Linie, wo jetzt die Niederlande an Hannover, grenzen
die Friesen im fünften Jahrhundert an die Sachsen ^ in römischer Zeit
an die Amsivarier und Chauken 5. Die Kleidungsstücke, welche man
in Ostfriesland 6 und Holland ^ einmal sogar noch an der Leiche haftend,
in das Moor versenkt gefunden, deuten auf ein höchstes germanisches
1 DMrock, Geschichte des vormaligen Amtes Meppen Münster 1838, S. 3.
2 Tcgenn,. Staat van Drenthe p. 338- Nach GabUma Cronyk van Holland en Zeeland
op. A. 860 und anderen Quellen.
3 Vergl. Bühhr, die Versumpfung der Wälder. Tübingen 1831.
4 hi s t o r i s c h - g e o g r a p h i s c h e r Handat las. Blatt IX. Gotha 1838.
5 ^ Ledebur, das Land und Volk der Bructerer. Berhn 1827, Karte,
6 Hannoversches Magazin für 1841, S. 69?. Die ostfriesische Leiche ist beschneben
und deren Fussbekleidung abgebildet im Vaterländischen Archiv, Bd. 2, S. 59. Lune-
' ' " ^ ' ? e g e n w . Staat van Drenthe p. 336. Die Koller aus gegerbtem Leder sollen aus
späterer Zeit herrühren, doch möchte dies zweifelhaft sein.
A. G r i s e b a c h , Gesammelte Schriften.
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