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51 BERICHTE ÜBER DIE FORTSCHRITTE
Die spärlich zerstreuten Dörfer treiben auch etwas Ackerbau: mit Durrah
^ Gerste und Reis bestellte Gärten werden erwähnt. Die Ufer des
Euphrat sind mit dichtem Tamariskengebüsch umsäumt^ aber nun beginnt
die fruchtbare mesopotamische Ebene, die am Chabur^ der sie
durchströmt, allenthalben in Kultur steht, indem diese durch die Bewässerungscanäle
erweitert wird. Hier und am Euphrat werden Durrah
und Reis, Baumwolle und Zuckerrohr gebaut, überall sieht man auch
Granatbäume und einzelne Palmen. Ein grosser Palmenhain schmückt
auf halbem Wege nach Bagdad die Stadt Anah, wo auch Südfrüchte
und, Reben gezogen werden. Das Canalsystem zur Bewässerung der
Felder ist im Norden von Bagdad noch immer weit verzweigt, und
diese Gegend darf man als Mittelpunkt einer ausgedehnten Bodenkultur
betrachten, wo ausser den genannten Producten auch Weizen und
Sesam im Uberfluss geerntet wird.
Während des russischen P^eldzuges nach Chiwa beachtete Kostenko
die Bodenkultur dieses Landes (Aus d. Russischen in PetermanrisWiX.-
theilungen 1874, S. 331). Am meisten wird Hirse (Sorghum) gebaut,
eine viel niedrigere P^orm als in Buchara: dieselbe reift erst Ende September
oder Anfang Oktober. Der Weizen giebt zwanzigfachen Ertrag:
ausserdem sind Reis und Baumwolle Gegenstände des Ackerbaues.
Baumpflanzungen von Morus zur Seidenzucht umgeben die
Felder, von Ulmen die Wohnungen. Die Ufer des Oxus sind mit Schilf
oder Tamariskengebüsch umsäumt. Bei der Seefahrt über den Aral
herrschten nordöstliche Winde im September, die „hartnäckig Monate
lang andauern" sollen, so dass wenigstens in diesem Theile des Steppengebietes
der Sommerpassat nicht vermisst wird.
Ausführhchere Nachrichten über die Vegetation des Thianschan
enthält Sewerzozv's Bericht über eine seiner Reisen, die ihn südlich von
dem gegen 5000' hoch gelegenen Issyk-Kul über mehrere alpine Parallelketten
und die von denselben eingeschlossenen Hochthäler (41°
bis 43" n. Br.) führte [Petermanfis Ergänzungshefte, 1875, Nr, 42
und 43; vergl. Bericht II, S. 383). Der Einfluss der Neigung des
Bodens auf Niederschläge und Bewaldung wurde überall wahrgenommen:
in jedem Niveau entwickelten die Plochflächen, die breiten Thä-
1er, ja die nur „einigermaassen ebenen Abhänge" die waldlose Steppenflora
(42, S. 12). Bei der grossen Ausdehnung des Hochlandes nehmen
daher die Tannenwälder des Thianschan einen verhältnissnxässig kleinen
Raum ein : sie finden sich nur in Bergschluchten versteckt, nirgends
giebt es Wälder in unmittelbarer Nähe der Ebenen (43, S. 8). Die
Höhenangaben beziehen sich auf englische Fuss (das. S. 92), ich lasse
sie unverändert, sie beruhen zum grossen Theil nur auf Schätzungen.
IN DER GEOGRAPHIE DER PFLANZEN. 519
Der höchste Gipfel des Thianschan ist der Chan-Tengri, der östlich
vom Issyk-Kul, etwa 20 geogr. Meilen von diesem See entfernt, sich
bis zu 24,000' erheben soU. Die Hochthäler und Hochebenen, die
zu den Ketten parallel gegliedert sind, erreichen oft ein Niveau von
10,000—12,000' und scheinen südwestwärts in gleicher Weise bis zum
Bolor und der noch nicht erreichten Pamirebene mit Parallelketten abzuwechseln.
Das Klima am Issyk-Kul ist nicht so rauh, wie man nach der Kijrze
der Vegetationsperiode erwarten sollte. Der Schnee, der im Winter
auf den umhegenden Hochgebirgen reichlich fällt und, im Sommer
schmelzend, den Boden der Waldregion feucht erhält, scheint die continentale
Winterkälte zu mässigen : denn der See gefriert nie, sein
Name bedeutet „warmer See". Noch im Mai fällt zuweilen Schnee,
ohne liegen zu bleiben, und zu Ende September reicht der Schnee abwärts
bis zum See, nachdem derselbe seit Anfang desselben Monats in
der Waldregion zu fallen angefangen hat. Somit sind nur drei Monate
schneefrei, aber oft werden die Schneefälle durch Regen ersetzt, anhaltendes
Thauwetter tritt auch im Winter ein. Auch der Sommer ist
massig warm, nur Juli und August sind heiss und trocken (doch nur
ausnahmsweise über 22^ R.)^ aber auch dann sind Regen in den Waldungen
nicht selten. Die Vegetationsperiode stimmt demnach in ihrer
Dauer mit der Steppe des Tieflandes überein und deshalb sind die
Vegetationsformen die nämlichen, obgleich die klimatischen Bedingungen
fast nichts mit einander gemein haben. Denn hier giebt es keine
Zeit der Sommerdürre des Bodens, beständig sammeln die geneigten
Abhänge alpiner Gebirge den Wasserdampf. Man würde aber doch
irren, wenn man aus dieser Darstellung schliessen wollte, dass die Bewässerung
des Bodens hier oder in irgend einem Theile Centraiasiens
so beträchtlich wäre, wie in anderen Gebirgen ausserhalb des Steppengebietes.
Gewiss ist nur, dass die Niederschläge an den Abhängen
reichhcher fallen als am See und in den Thalflächen. Fehlte es den
Bäumen nirgends an Feuchtigkeit, so würde die Frage entstehen, weshalb
sie auf dem ebenen Boden nicht gedeihen, wobei man doch zunächst
an eine Verlängerung der Vegetationsperiode auf dem geneigten
Boden denken sollte. Über diese klimatische Anordnung der Wälder
und Steppen im Thianschan giebt Sezverzozv indessen eine bestimmte
Erklärung (43, S. 66). Die Hochsteppen verdanken nach ihm ihren
Graswuchs dem Sommerregen: der Winterschnee ist in den Thälern
verschwunden, wenn die Vegetationsperiode beginnt. Die Tannenwälder
dagegen werden von den Winterschneewolken gespeist, diese
schweben in einer Höhe von 5000—10,000' gerade in derselben Region,
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