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jener Laadschaft von hinlänglicher Verbindung mit der Nordsee abgesondert
und Hochmoore vom weitesten Umfang dari^iber emsgebreitet.
iMn seltsamer, auf diesem organischen Boden betriebener Ackerbau^
der nach sechs Ernten eine dreissigjährige Brache ^ erfordert, ernährt
hier seit kaum anderthalb Jahrhunderten eine spärliche Bevölkerung.
So viel für diese von Seiten des Staates schon durch reichhcher eröffneten
Absatz ihres Brennstoffs geschehen könnte, so lehren doch die
lirfahrungen in Bremen , Ostfriesland und Papenburg, dass erst durch
völlige h:ntferuung des Torfes und Bebauung des Untergrundes allmählich
ein angemessenes Verhältniss zwischen der Bevölkerung und den
I lülfsquellen des Bodens herbeigeführt werden kann. Bis jetzt ist deren
volle Benutzung auf wenige Oasen eingeschlossen, deren Wohlstand
erneute Anlagen von Kolonien wünschenswerth macht.
An der hannoverisch-holländischen Grenze habe ich, zwischen
Hesepertwist und Ruetenbrock das pfadlose Moor von Bourtange überschreitend,
einen Punkt besucht, wo wie auf hohem Meere der ebene
Boden am Horizont von einer reinen Kreishnie umschlossen ward und
kein Baum, kein Strauch, keine Hütte, kein Gegenstand von eines
Kindes Höhe auf der scheinbar unendlichen Einöde sich abgrenzte
Auch die entlegenen Ansiedelungen, die, in Birkengehölzen verborgen,
lange Zeit noch wie blaue Inseln in weiter Ferne erscheinen, sinken
zuletzt unter diesem freien Horizonte herab. Dieses Schauspiel, auf
festem Boden ohne seines Gleichen, überall hin auf abgerundete Haiderasen
und über dem Schlamm gesellig schwebende Cyperaceen das
Auge einschränkend, zugleich seltsam das Gemüth mit der Gewalt des
Schrankenlosen ergreifend, versetzt uns in ursprüngliche Naturzustände,
wo eine organische, jedoch einförmige Kraft Alles überwältigend gewirkt
hat. Es ist das Gebiet der grössten zusammenhängenden Ansammlungen
von Torfsubstanz, welche Deutschland besitzt. Man kann
diese organische Masse, welche das zwischen der ostfriesischen Geest
und dem Huimling von der Hunte bis zu den Marschen am Dollart ausgedehnte
Becken ausfüllt, auf 50 bis 60 gcogr. Quadratmeilen Oberfläche
schätzend 25 Quadratmcilen liegen in ununterbrochener Fläche
1 Finkc, der Moorrauch in Westphalen. Lingen 1825, S. 21.
Die höchsten Gegenstände^ die Bäume von ITesepertwistj würden auf völlig wagerechter
Fläche zwar noch sichtbar bleiben : dies ist jedoch nicht der Fall, weil das Bourlanger
Moor, wie ich unten ausführen werde, als ein convexer Körper von stärkerer
Krümmung als die Meeresfiäche zu betrachten ist.
Nach vergleichenden Wägungen von Maschinenpapier/ auf denen der Umfang der
Emsmoore eingetragen war, beträgt die (Grösse des Arenbergischen Moors, soweit es
zwischen Huimling, Hunte, Leda und Ems eine zusammenhängende Fläche bildet.
IN DEN Emsmooren. 55
allein auf dem linken Emsufer und werden unter der Bezeichnung des
Bourtanger Moors und Twisf s begriffen. Die Entwicklungsgeschichte
dieser Hochmoore, sofern sie aus eingeschlossenen Vegetationsresten
erkannt werden kann, und ihres Bestehens und Wachsthums Bedingungen
bildeten den Gegenstand botanischer Untersuchungen,
welche dieser Abhandlung zu Grunde liegen. ^
Neuere und ältere Schriftsteller, welche sich mit der Theorie der
Torfbildung beschäftigt haben, halten sich bis auf Stecnstrup fern von
dem geologischen Gesichtspunkte, unter dem jedes einzelne Moor als
ein oTosses Denkmal organischer Thätigkeit aufgefasst werden kann.
Sie untersuchen die physischen Bedingungen, von denen che Entstehung
und das Wachsthum des Torfes abhängen, aber sie vernachlässigen die
Fra^e aus welchen Bildungsstoffen die Moore hervorgegangen sind,
bis "^Ai'dem Grade, dass so zahlreiche als widersprechende Angaben,
welche sich hierüber in einer umfangreichen Litteratur finden, ohne
Ausnahme als fehlerhaft oder unvollständig und von irrthümlichen Voraussetzungen
ausgegangen zu betrachten sind. Die Natur erzielt hier,
mit den einfachsten Mitteln waltend, die grössten Wirkungen, ihr genügt
eine einzelne, aber gesellige Pflanzenart, um weite Thalbecken
mit einem unvergänglichen Moder von organischer Substanz auszufüllen.
Aus einer Reihe verschiedener Sumpfgewächse hat •Wtegmann^
künstlich Torf bereitet, aber damit beweist er nicht, dass auf. solche
Weise im Grossen der Torf gebildet wird. Die Natur ist mit einfacheren
Werkzeugen thätig. Es ist gar nicht zu bezweifeln, dass aus jeder beliebigen
Masse von Kraut und Gras Torf erzeugt werden kann. Aber m
höherem Grade anziehend ist die Frage, aufweiche Weise die grossen
Moore wirklich entstanden und nach welchen Gesetzen sie daher sich zu
reproduciren fähig sind.
Stcenstmp gebührt das Verdienst zuerst die in orgamsirter Gestalt
erhaltenen Einschlüsse des Torfes genauer untersucht und mit
28 P-eocrr Ouadratmeilen. Demnach bedeckt es mit dem Bonrtanger Moor zusammen ein
Areal von Ouadratmeilen. Davon liegen 6 Quadratmeilen des Bourtanger Moors auf
holländischem, 14 Quadratmeilen des Arenbergischen Moors auf hannover sclrem Gebiet.
Die Emsniederungen sind so reich an Torfmooren , dass von der Grafschaft Bentheim die
Hälfte, vom Ilerzogthum Arenberg zwei Drittel daraus bestehen: in üstfnesland und
Bremen doch nur ein Viertel und im ganzen Königreich Hannover kann man die lorl -
lläche auf mehr als ein Sechstel (auf 120- 130 Quadratmeilen) schätzen.
1 VViegmann, über die Entstehung, Bildung und das Wesen des Torfes. Braunschweig
1837. 8.
2 Stecnstu,f, geognostisk-geologiske Undersögelse af Skovmoserne Vidnesdam og
Lillemose i det nordlige Sjelland : in den Afhandl. af Dansk Vidensk. Selbskab, 1841.
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